Abi-Zeitung (PDF) - ABI BRINGS INSANITY

An der IGS hat sich wohl jeder Oberstufen-
Schüler schon einige Male darüber aufgeregt,
haufenweise Arbeitsblätter und Material von
den lieben Kurslehrern zu bekommen, das jedesmal
nicht gelocht wurde. Nein, kritisieren
darf man die Lehrer deswegen nicht. Erstens
ist es ja jedesmal wieder “das erste und einzige
Mal”, dass die Blätter leider nicht gelocht sind
und Zweitens wollen sie am liebsten noch dafür
gelobt werden, sich vor dem Unterricht aus
ihrem gemütlichen Teamraum zum Kopierer
aufgemacht zu haben.
Doch es muß einen Grund für die Abneigung der
Lehrer gegenüber dem, vor Langeweile förmlich
nach Arbeit fl ehenden, extra großen Schullocher
geben. Der bietet sich zwar direkt neben dem
Kopierer stehend geradezu an, aber benutzen
will ihn niemand. Und tatsächlich: Nach langen
Untersuchungen durch extra angeforderte Spezialagenten
des BKA, die den Locher seit Monaten
in geheimer Mission überwachten, stellte
sich heraus, dass irgend etwas mit diesem Gerät
nicht in Ordnung ist.
So konnte es auch wirklich nicht mehr weitergehen,
denn der Ärger bei den gestreßten
Schüler wurde immer größer. Zwar kann man
von den Lehrern sowieso nicht viel erwarten,
aber so ein bißchen Lochen, wo es doch eigentlich
überhaupt kein Aufwand ist, müßte doch
drin sein. Doch kein Schüler kann verstehen,
welche Angst die Lehrer vor dem mysteriösen
Locher haben. Die BKA-Experten fanden zwei
erschreckende Möglichkeiten heraus. Entweder
muß der Locher mit übersinnlichen Kräften aus
dem Universum ausgestattet sein, oder über ihm
liegt ein grausamer Fluch ehemaliger skrupelloser
IGS-Schüler, die sich rechen wollten, da sie
jahrelang ihre Blätter selbst lochen mußten. Eine
schlimme Vorstellung, doch es muß etwas dran
sein an diesen Vermutungen. Nur so läßt sich
erklären warum solche, von allen Schüler wegen
ihrer Kompetenz geschätzten und geliebten
Lehrer wie Herr Schenk auf unerklärliche Weise
plötzlich verschwunden sind.
Diese unheimlichen Vorgänge betreffen aber
leider nicht nur Personen die mit der IGS in
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Das Geheimnis des Schullochers
Verbindung stehen – auch die Außenwelt bleibt
von der Gefahr nicht verschont.
Mit Beginn des neuen Jahres verschwand überraschend
der legendäre Markleiter des
PLUS Marktes neben der Schule, was von allen
mit großer Sorge und Bedauern aufgenommen
wurde. Jetzt stellte sich heraus, dass er in den
Weihnachtsferien schon Vorbereitungen für die
große Fastnachts-Sonderaktion seines Marktes
getroffen hatte. Um Kosten zu sparen, legte er
kurz entschlossen selbst Hand an und machte
sich mit Stapeln von Papier in den Kopierraum
der IGS auf, wo er tagelang Unmengen Konfetti
lochte, das er später verkaufen wollte. Dies war
nicht nur ein Fehler – es war sein letzter Fehler.
Kurz darauf ereilte ihn das gleiche Schicksal wie
Herrn Schenk und er verschwand, ohne bis heute
jemals wiedergesehen zu werden.
Leider ist es den Spezialisten des BKA nicht gelungen,
den Fluch oder die übersinnlichen Kräfte
zu beseitigen, aber es kommt noch schlimmer,
denn nachdem sich die Neuigkeiten herumgesprochen
haben traut sich jetzt niemand mehr,
den Locher anzufassen, um ihn auszutauschen.
Die Verlierer bei der ganzen Sache sind wieder
einmal die Schüler, die nun auch in Zukunft vor
dem Problem stehen wie sie die unzähligen Blätter
ohne Löcher abheften sollen. Mit den Bügeln
im Ordner einfach durchstechen, mit einem Stift
durchbohren oder doch einfach wegschmeißen?
Die Meisten entscheiden sich für die letzte Möglichkeit
und merken spätestens beim Lernen fürs
Abi, dass sie die Blätter doch besser irgendwie
in den Ordner gestopft hätten.
Doch da schließt sich der Kreis, denn gerade
diese Schüler können ja später einmal Lehrer
werden, um für ihre Schüler alles besser zu
machen. Nach 13 Jahren Schule, in denen ich
so einige Lehrer erlebt habe glaube ich mittlerweile
nämlich, dass man gar kein Abi braucht
um Lehrer zu werden.