Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org

Der kurze Prolog: 1945-1948 19
Die schnelle Gründung nach der Besetzung der Stadt war kein Zufall. Bereits
seit Mai 1944 hatten Adolf Ehlers und Heinrich Busch regelmäßige Zusammenkünfte
von ehemaligen Funktionären der verschiedenen Parteien und Gruppen organisiert,
die programmatische Überlegungen für die Zeit nach der Befreiung entwarfen
und aus denen schließlich die KGF hervorging. 13 Tragende Kräfte dieser Zusammenkünfte
waren vor allem Vertreter der kleinen Parteien SAP und KPO wie Adolf
Ehlers, dessen Tätigkeit auf der Werft AG »Weser« - bei der viele Arbeiterfunktionäre
beschäftigt waren - die illegale Organisation erleichterte. 14
Adolf Ehlers und Hermann Wolters - zwischen denen sich seit ihrem Kennenlernen
Ende 1944 eine enge persönliche und politische Freundschaft entwickelt hatte
- 15 waren es auch, die am 29. April 1945 die Initiative ergriffen, den Kommandanten
der britischen Besatzungstruppen aufsuchten und sich als »Führer der Arbeiterbewegung
in Bremen« vorstellten. Sie kündigten ein »Sofortprogramm der
Werktätigen« an, das sie zusammen mit Georg Buckendahl am folgenden Tag übersandten,
und erhielten schließlich die Genehmigung zur Gründung der KGF. 16
Das angekündigte Sofortprogramm, das Ehlers schon vor der Besetzung entworfen
hatte, wurde am 6. Mai 1945 in der ersten Ausgabe des Organs der KGF,
dem »Aufbau«, veröffentlicht. 17 Das Programm sollte »nicht das Programm einer
Partei, sondern Grundlage der Verständigung aller Antifaschisten ohne Unterschied
ihrer früheren Parteizugehörigkeit zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus«
sein. Die Forderungen beinhalteten mehrere Aspekte. An erster Stelle
stand die »Auflösung der NSDAP und aller ihrer Gliederungen«, die Entfernung
von Nationalsozialisten aus dem Polizei-, Staats- und Verwaltungsapparates sowie
die »völlige Überwindung der nationalsozialistischen Ideologie«. Ein zweiter
Schwerpunkt waren Forderungen, die sich aus der Situation des Zusammenbruchs
und der Notlage der Bevölkerung ergaben (u.a. Wohnraumbeschlagnahmungen,
Instandsetzung der Gas-, Wasser- und Stromversorgung, Wiederherstellung der öffentlichen
Verkehrsmittel). Weiteres zentrales Anliegen war die politische (Wiederherstellung
der demokratischen Grundrechte, Wahl einer Stadtverordnetenversammlung)
und wirtschaftliche Demokratisierung. Die KGF forderte die »sofortige
Wahl von Arbeiter-, Angestellten- und Betriebsräten« nach dem Betriebsrätegesetz
falls der SPD bei, Cavier schloss sich der 1948 der in der Tradition der KPO stehenden »Gruppe Arbeiterpolitik«
an.
13 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 56.
14 Vgl. Horst Adamietz, Freiheit und Bindung, a.a.O., S. 59ff.; Horst Adamietz, Das erste Kapitel. Bremer
Parlamentarier 1945-1950, Bremen 1975, S. 30.
15 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 56.
16 Horst Adamietz, Das erste Kapitel, a.a.O., S. 32; Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung,
a.a.O., S. 107.
17 Der Aufbau, Organ der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus, Nr. 1 - Bremen, 6. Mai 1945, in:Gemeinsam
begann es 1945. Der »Aufbau« schrieb das erste Kapitel. Originalgetreuer Nachdruck des »Aufbau«,
Organ der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus (KGF), Bremen 1945/46, Frankfurt a.M.
1978. Siehe zur Analyse des Sofortprogramms und der weiteren Programmatik der KGF auch Peter
Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 114ff.