Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org
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Der kurze Prolog: <strong>1945</strong>-1948 47<br />
nen. 181 Auf wirtschaftspolitischem Gebiet forderte der Entwurf e<strong>in</strong>e weitgehende<br />
Verstaatlichung vor allem von Großkonzernen, Banken und Energievers<strong>org</strong>ungsunternehmen<br />
sowie die Enteignung von »Kriegsverbrechern, Kriegstreibern und<br />
Kriegsgew<strong>in</strong>nlern«. 182 Sonstige Kle<strong>in</strong>- und Handelswirtschaft sollte »<strong>in</strong> der Entfaltung<br />
ihrer privaten Initiative frei im Rahmen der Gesetze« se<strong>in</strong>. 183 Zentral und »äußerst<br />
wichtig« 184 war für die <strong>KPD</strong> die E<strong>in</strong>führung der paritätischen Mitbestimmung<br />
für Betriebsräte und Gewerkschaften <strong>in</strong> den Betrieben 185 sowie die Schaffung e<strong>in</strong>er<br />
paritätisch besetzten geme<strong>in</strong>samen Wirtschaftskammer 186. Gesellschaftspolitisch<br />
standen das Schulsystem, das Verhältnis zwischen Staat und Religion sowie die<br />
Forderung nach voller Gleichberechtigung der Frauen im Mittelpunkt. 187<br />
In vielen dieser Punkte stimmte die <strong>KPD</strong> mit den Vorstellungen der SPD übere<strong>in</strong>,<br />
188 und es waren schließlich nur die beiden Arbeiterparteien, die den am 23. Juli<br />
1947 <strong>in</strong> der Verfassungsdeputation verabschiedeten und der Bürgerschaft v<strong>org</strong>elegten<br />
Entwurf unterstützten. CDU und BDV lehnten ihn ab, die FDP enthielt sich der<br />
Stimme. 189 <strong>Die</strong> Ablehnung der bürgerlichen Parteien basierte im wesentlichen auf<br />
dem Dissens über das Verhältnis von öffentlichen Schulen und Religion sowie über<br />
die Frage der Mitbestimmung <strong>in</strong> den Betrieben. <strong>KPD</strong> und SPD hatten im Deputationsentwurf<br />
den Artikel 47 durchgesetzt, der den Betriebsräten die volle paritätische<br />
Mitbestimmung »<strong>in</strong> allen wirtschaftlichen, sozialen und personellen Fragen des Betriebes«<br />
garantierte.<br />
<strong>Die</strong> Bürgerschaft behandelte den Entwurf am 31. Juli und 1. August 1947. 190 <strong>Die</strong><br />
<strong>KPD</strong> hatte <strong>in</strong>zwischen ihre Zustimmung zu dem vorliegenden Entwurf wieder <strong>in</strong><br />
Zweifel gezogen. In e<strong>in</strong>em nach Darstellung von Wilhelm Knigge angeblich e<strong>in</strong>en<br />
Tag vor der Bürgerschaftssitzung an die SPD geschickten Brief hieß es, man sei<br />
»nach e<strong>in</strong>gehenden Beratungen unserer Partei und der Bürgerschaftsfraktion [...] zu<br />
dem Entschluss gekommen, dass e<strong>in</strong>ige Punkte geändert werden müssen«. Man<br />
dürfe »gewisse Kompromissvorschläge nicht aufrechterhalten, die nur vertretbar<br />
gewesen wären, wenn e<strong>in</strong>ige der bürgerlichen Parteien ihre Zustimmung gegeben<br />
hätten«. Der Brief nannte mehrere Änderungsvorschläge, die unter anderem das<br />
Verbot der Bildung von Monopolen, die Streikrechte der Arbeiter und die Aufhebung<br />
der Gewaltenteilung festschreiben sollten. Sollte die SPD-Fraktion diesen<br />
181 Ebenda, Artikel 45-47.<br />
182 Ebenda, Artikel 59.<br />
183 Ebenda, Artikel 56.<br />
184 Ebenda, Vorwort.<br />
185 Ebenda, Artikel 58.<br />
186 Ebenda, Artikel 55.<br />
187 Ebenda, Artikel 64-76 und 4.6.<br />
188 Zum Entwurf der SPD Wolfgang Kr<strong>in</strong>ge, Verfassungsgenese, a.a.O., S. 127ff.; Abdruck ebenda, S. 215ff.<br />
189 Siehe zum Verlauf der Diskussionen <strong>in</strong> der Verfassungsdeputation ebenda, S. 133ff.; Alexander Kessler,<br />
<strong>Die</strong> Entstehung der Landesverfassung, a.a.O., S. 221ff.; Hans Jansen und Renate Meyer-Braun,<br />
<strong>Bremen</strong> <strong>in</strong> der Nachkriegszeit, a.a.O., S. 120ff.<br />
190 Verhandlungen der Bremischen Bürgerschaft, 31. Juli 1947, S. 253ff.; Verhandlungen der Bremischen<br />
Bürgerschaft, 1. August 1947, S. 285ff. Zusammenfassend Wolfgang Kr<strong>in</strong>ge, Verfassungsgenese, a.a.O.,<br />
S. 163ff., Alexander Kessler, Entstehung der Landesverfassung, a.a.O., S. 251ff.