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Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org

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Der kurze Prolog: <strong>1945</strong>-1948 35<br />

SPD und KGF e<strong>in</strong>geladen hatten. Hermann Osterloh als Vertreter der SPD begrüßte<br />

die Initiative der Belegschaft, wandte sich aber gegen die sofortige Gründung e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>heitspartei. Man müsse sich »darüber im klaren se<strong>in</strong>, dass die E<strong>in</strong>heit nicht e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> bestimmt werde, sondern dass das e<strong>in</strong>e Reichsangelegenheit« sei<br />

und »dass entscheidend eben die Amerikaner seien«. Für die <strong>KPD</strong> äußerte sich<br />

Wilhelm Knigge ähnlich und verwies auf die bislang mit dem Aktionse<strong>in</strong>heitsabkommen<br />

und der Kooperation auf anderen Gebieten erfolgten Schritte. »In der Aktionse<strong>in</strong>heit<br />

zwischen den Kommunisten und Sozialdemokraten werden wir alle<br />

ideologischen Fragen klären, und es ist die wichtigste Voraussetzung, um zur E<strong>in</strong>heitspartei<br />

zu kommen, die wir als Kommunisten begrüßen und uns immer dafür<br />

e<strong>in</strong>setzen«. 112<br />

Offensichtlich wollte auch die <strong>KPD</strong> der reichsweiten Entwicklung nicht v<strong>org</strong>reifen.<br />

<strong>Die</strong>se hatte jedoch <strong>in</strong>zwischen zunehmende Differenzierungen gezeigt. Mit der<br />

»Wennigsener Konferenz« Anfang Oktober <strong>1945</strong> hatte sich Kurt Schuhmacher und<br />

damit auch se<strong>in</strong>e antikommunistische L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Führung der westdeutschen Sozialdemokratie<br />

durchgesetzt. In der Ost-Zone dagegen wurden auf der sogenannten<br />

»Sechziger-Konferenz« am 20. und 21. Dezember <strong>1945</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Voraussetzungen<br />

geschaffen für e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung von SPD und <strong>KPD</strong>, die schließlich am 21.<br />

und 22. April mit der Gründung der SED erfolgte. 113<br />

Spätestens nach der Sechziger-Konferenz war zur Jahreswende <strong>1945</strong>/46 die<br />

Mehrheit der Bremer Sozialdemokraten auf die L<strong>in</strong>ie von Kurt Schuhmacher e<strong>in</strong>geschwenkt.<br />

E<strong>in</strong>e Delegiertenversammlung des Ortsvere<strong>in</strong>s <strong>Bremen</strong> lehnte am 6. Januar<br />

1946 nahezu e<strong>in</strong>stimmig die Entschließung der Sechziger-Konferenz ab. <strong>Die</strong><br />

<strong>in</strong>stitutionalisierte Aktionse<strong>in</strong>heit war schließlich nach scharfen Angriffen der SPD<br />

gegen die <strong>KPD</strong> im Februar 1946 beendet. 114 Ohneh<strong>in</strong> war, so die kritische E<strong>in</strong>schätzung<br />

der <strong>KPD</strong>-Bezirksleitung wenige Tage vor der Auflösung des Aktionse<strong>in</strong>heitsausschusses,<br />

»die bisherige E<strong>in</strong>heit nicht über Besprechungen, geme<strong>in</strong>same Funktionär-,<br />

Mitglieder und öffentliche Versammlungen h<strong>in</strong>ausgekommen«. 115<br />

<strong>Die</strong> <strong>KPD</strong> <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> wie <strong>in</strong> den übrigen Westzonen betrachtete sich nach der<br />

Gründung der SED als Teil derselben 116 und versuchte weiter, die E<strong>in</strong>heitspartei<br />

112 E<strong>in</strong> Protokoll der Besprechung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> SAPMO I 10/20/16 (ohne Titel). Vgl. auch Peter Brandt,<br />

Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 192ff. und Johann Re<strong>in</strong>ers, Erlebt und nicht vergessen,<br />

a.a.O., S. 198ff. Re<strong>in</strong>ers fasst die Enttäuschung der Belegschaft und der KGF-Vertreter über die zurückhaltenden<br />

Aussagen der beiden Parteienvertreter mit den Worten »So war es: Alle bekannten sich<br />

zur E<strong>in</strong>heit, ohne sie zu wollen« zusammen (ebenda, S. 200).<br />

113 Siehe zur Sechziger-Konferenz Gert Gruner, Manfred Wilke (Hrsg.), Sozialdemokraten im Kampf um<br />

die Freiheit. <strong>Die</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen SPD und <strong>KPD</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>1945</strong>/46. Stenographische<br />

Niederschrift der Sechziger-Konferenz am 20./21. Dezember <strong>1945</strong>, München 1981; E<strong>in</strong>heitsdrang oder<br />

Zwangsvere<strong>in</strong>igung? <strong>Die</strong> Sechziger Konferenzen von <strong>KPD</strong> und SPD <strong>1945</strong> und 1946. Mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung<br />

von Hans-Joachim Krusch und Andreas Malycha, Berl<strong>in</strong> (DDR) 1990.<br />

114 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 197ff. Siehe auch Bericht über die Aktionsausschuss-Sitzung<br />

am 28.1.1946, <strong>in</strong>: SAPMO I 10/20/16.<br />

115 Bericht aus dem Bezirk Weser-Ems [21.2.1946], <strong>in</strong>: SAPMO I 10/19/1.<br />

116 Am Vere<strong>in</strong>igungsparteitag nahmen auch Delegierte aus den Westzonen teil, aus <strong>Bremen</strong> waren u.a.<br />

He<strong>in</strong>rich Schramm, der auch im Präsidium des Parteitags saß, und Käthe Popall anwesend (Protokoll<br />

des Vere<strong>in</strong>igungsparteitages der SPD und <strong>KPD</strong>, Berl<strong>in</strong> 1946, S. 6ff.; Popall ist im Protokoll unter dem

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