Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org
Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org
Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der kurze Prolog: <strong>1945</strong>-1948 31<br />
genständige Initiative der Arbeiter, von denen viele auch Mitglied der KGF waren,<br />
floss zusammen mit zentralen Bemühungen der Kampfgeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e eigene<br />
Abteilung »Betrieb und Gewerkschaft« gegründet worden war. 82 Aus den Betriebsausschüssen<br />
bildete sich im Juni <strong>1945</strong> e<strong>in</strong> »Zentralausschuss der Betriebsvertreter<br />
der Bremer Enclave« mit 35 Mitgliedern, die e<strong>in</strong>en siebenköpfigen Koord<strong>in</strong>ationsausschuss<br />
wählten. <strong>Die</strong>ser verstand sich »gleichzeitig als Organ der KGF«. 83 In<br />
dem Gremium waren vier Kommunisten und drei Sozialdemokraten vertreten, 84<br />
Vorsitzender wurde Max Schimmeck, ehemals Sozialdemokrat, nun <strong>KPD</strong>-Mitglied<br />
und Leiter der Wirtschaftsabteilung der <strong>KPD</strong>-Bezirksleitung. 85 »<strong>Die</strong>se Mehrheitsverhältnisse<br />
verdeutlichten den großen E<strong>in</strong>fluss der <strong>KPD</strong> <strong>in</strong> den Betrieben zu diesem<br />
Zeitpunkt.« 86<br />
Parallel zum Zentralausschuss der Betriebsräte war e<strong>in</strong> sogenannter »Dreizehner-Ausschuss«<br />
entstanden, den vorrangig ehemalige ADGB-Funktionäre bildeten.<br />
In diesem Gremium stellte die <strong>KPD</strong> lediglich zwei Mitglieder. 87 Zwischen den bei-<br />
1984, H. 2, S. 156-202. Das Beispiel der Atlas-Werke, wo sich e<strong>in</strong> Betriebsausschuss bereits im Mai <strong>1945</strong><br />
bildete, schildert Johann Re<strong>in</strong>ers, Erlebt und nicht vergessen. E<strong>in</strong>e politische Biographie, Fischerhude<br />
1982, S. 169-175. Der Kommunist Re<strong>in</strong>ers wurde Vorsitzender des Ausschusses. Johann Re<strong>in</strong>ers (1907-<br />
1995): Maler. 1931 <strong>KPD</strong>, 1932 politische Arbeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Ende 1932 bis 1939 Malergeschäft <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>,<br />
1939 dienstverpflichtet als Werksmeister <strong>in</strong> den Atlas-Werken. <strong>1945</strong> <strong>KPD</strong> und KGF, 1946-1970 Kassierer<br />
und Geschäftsführer der IG Metall <strong>Bremen</strong>. 1956 Austritt aus der <strong>KPD</strong>, 1957 SPD.<br />
82 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 144ff.<br />
83 Ebenda, S. 149.<br />
84 Bericht der Bezirksleitung Weser-Ems. Bericht zur Politik der Partei [1. September <strong>1945</strong>], <strong>in</strong>: SAPMO I<br />
10/19/1. Der <strong>KPD</strong>-Bericht schrieb, auch die SPD-Mitglieder im Siebener-Ausschuss stünden »sehr eng<br />
zu uns«. Vgl. auch Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 156, der schreibt,<br />
der Ausschuss habe sich »mehrheitlich aus Kommunisten, teilweise auch aus SAP-Mitgliedern« zusammengesetzt.<br />
85 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 150; Hans Jansen und Renate Meyer-<br />
Braun, <strong>Bremen</strong> <strong>in</strong> der Nachkriegszeit. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, <strong>Bremen</strong> 1990, S. 68.<br />
86 <strong>Die</strong> Bezirksleitung schrieb im September <strong>1945</strong>, man habe »<strong>in</strong> den meisten Fällen« <strong>in</strong> den Bremer Betriebsräten<br />
»unbed<strong>in</strong>gt die Führung« (Bericht der Bezirksleitung Weser-Ems. Bericht zur Politik der Partei<br />
[1. September <strong>1945</strong>], <strong>in</strong>: SAPMO I 10/19/1). E<strong>in</strong>e ähnliche E<strong>in</strong>schätzung äußert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Autobiographie<br />
auch Johann Re<strong>in</strong>ers, zu diesem Zeitpunkt Mitglied im Zentralausschuss und <strong>in</strong> der <strong>KPD</strong>: »In den<br />
ersten Monaten nach Kriegsende waren besonders <strong>in</strong> den Bremer Großbetrieben die Kommunisten<br />
führend. Sie hatten sich, ohne das Risiko zu scheuen, an die Arbeit gemacht, während die früheren Sozialdemokraten<br />
sich vorsichtiger verhielten, abwarteten, um zu sehen, woh<strong>in</strong> der Hase laufen würde.«<br />
(Johann Re<strong>in</strong>ers, Erlebt und nicht vergessen, a.a.O., S. 193f.). Nach Re<strong>in</strong>ers' Angaben war dementsprechend<br />
auch der Zentralausschuss »stark mit Altkommunisten durchsetzt«.<br />
87 Bericht der Bezirksleitung Weser-Ems. Bericht zur Politik der Partei [1. September <strong>1945</strong>], <strong>in</strong>: SAPMO I<br />
10/19/1. <strong>Die</strong> Bezirksleitung schrieb, die ehemaligen Gewerkschaftsführer seien an die KGF mit der<br />
Aufforderung herangetreten, »2 Genossen zu benennen«, die <strong>in</strong> dem zu bildenden Ausschuss mitarbeiten<br />
sollten. »Sie boten der von ihnen sogenannten ›Opposition‹ 2 Sitze <strong>in</strong> diesem Ausschuss an. Wir erklärtennun,wennmanvon›Opposition‹überhauptsprechenkönne,soseiennichtwir,sondernsiedie<br />
Oppositionellen. E<strong>in</strong> jeder habe die Möglichkeit, <strong>in</strong>nerhalb der Kampfgeme<strong>in</strong>schaft am Wiederaufbau<br />
der freien Gewerkschaften mitzuarbeiten. In den größten Teilen der Bremer Betriebe seien durch die<br />
KGF die Betriebsräte auf der Basis der E<strong>in</strong>heit geschaffen und diese Betriebsräte nehmen für sich <strong>in</strong><br />
Anspruch, den Aufbau der Gewerkschaften vorzunehmen. Da e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung nicht erzielt werden<br />
konnte, g<strong>in</strong>gen unsere beiden Genossen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en 13er Ausschuss, bestehend aus 11 ehemaligen Gewerkschaftssekretären<br />
und 2 Genossen von uns.«