Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org

Der kurze Prolog: 1945-1948 21
Auch auf der Funktionärsebene der KGF war »eine kommunistische Dominanz
nicht zu übersehen«. 102 Delegierte der ersten KGF-Bezirkskonferenz im Juli 1945
hatten vor 1933 der KPD angehört, 45 kamen aus der SPD, insgesamt zwölf aus
SAP, KPO und ISK, und 26 Delegierte bezeichneten sich als parteilos. 25 Ob diese
Dominanz auch für die übrige Mitgliedschaft galt, lässt sich nicht genau feststellen.
Brandt vermutet für die Basis der KGF einen größeren sozialdemokratischen Anteil.
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Einheitsbestrebungen
Die Zusammenarbeit in der KGF war auch Ausdruck der Einigungsbestrebungen
der Arbeiterbewegung nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur.
27 Es besteht kaum ein Zweifel daran, »dass die Mehrheit der Bremer Sozialdemokraten
und Kommunisten zunächst eine sozialistische Einheitspartei wollte«,
auch wenn sowohl dieser Wunsch wie auch die durch ihn getragene KGF dem sofortigen
Wiederaufbau von KPD und SPD nicht entgegenwirken konnte. 28 Für die
KPD war die Rolle der KGF als Verkörperung der Einigungsbestrebungen neben
der Schaffung eines antifaschistisch-demokratischen Blocks, wie er später programmatisch
propagiert wurde, eine zentrale. Der erste vorliegende Bericht der Bezirksleitung
Weser-Ems an das Zentralkomitee in Berlin vermerkte unter der Überschrift
»Entwicklung des Verhältnisses von KPD zu SPD: Stand der einheitsfrontmäßigen
Zusammenarbeit«:
»Es entstand [durch die Zusammenarbeit in der KGF; HB] ein sehr enges Verhältnis mit den
sozialdemokratischen Arbeitern und die Diskussion über die zu schaffende Einheitspartei und
der Wunsch der breitesten Schichten der Arbeiterschaft hierzu kam immer wieder zum Ausdruck.
[...] Wenn am Anfang innerhalb der SPD-Führung eine gewisse Einstellung gegen die
Einheit vorhanden war, so hat sich später durch die Zusammenarbeit in der KGF zwischen
den Sozialdemokraten und kommunistischen Arbeitern die SPD-Führung davon überzeugen
Spitze sprechen« (Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 108). In dieser Hinsicht
muss die Dominanz der KPD also relativiert werden.
25 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 112.
26 Ebenda, S. 113.
27 Vgl. zur Frage der Einheitspartei in anderen Gebieten und Städten der westlichen Besatzungszonen:
Holger Christier, Sozialdemokratie und Kommunismus. Die Politik der SPD und der KPD in Hamburg
1945-1949, Hamburg 1975; Gerhard Fisch und Fritz Krause, SPD und KPD 1945/1946. Einheitsbestrebungen
der Arbeiterparteien. Dargestellt am Beispiel Südhessen, Frankfurt a.M. 1978; Gerhard Mannschatz
und Josef Seider, Zum Kampf der KPD im Ruhrgebiet für die Einigung der Arbeiterklasse und
die Entmachtung der Monopolherren 1945-1947, Berlin (DDR) 1962; Gert Meyer, Einigungsbestrebungen
zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten in Südbaden nach 1945, in: Heiko Haumann
(Hrsg.): Vom Hotzenwald bis Whyl. Demokratische Traditionen in Baden, Köln 1977, S. 176-197; Werner
Müller, Die KPD und die »Einheit der Arbeiterklasse«, Frankfurt a.M. / New York 1979; Lutz Niethammer,
Ulrich Borsdorff und Peter Brandt (Hrsg.), Arbeiterinitiative 1945, a.a.O.; Detlef Siegfried,
Zwischen Einheitspartei und »Bruderkampf«. SPD und KPD in Schleswig-Holstein 1945-46, Kiel 1992
(Diss. Uni Kiel 1991).
28 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 179.