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Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org

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Der kurze Prolog: <strong>1945</strong>-1948 37<br />

Mit diesen beiden Ämtern hatte die <strong>KPD</strong> zunächst wichtige Stellungen im Senat<br />

<strong>in</strong>ne. Das Wohlfahrtsamt wie das Ernährungs- und Arbeitsamt waren zentrale Positionen<br />

bei der Wiederherstellung und Organisation des öffentlichen Lebens. 124<br />

Außerdem wurden viele Stellen <strong>in</strong> diesem Bereich von Kommunisten besetzt. »Es<br />

ist uns gelungen«, so Willy Knigge Anfang Januar 1946, »im Wohnungsamt, Ernährungsamt<br />

und Arbeitsamt e<strong>in</strong>e ganze Anzahl unserer Genossen unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Entscheidende Funktionen z.B. im Landesarbeitsamt, <strong>in</strong>sbesondere der Arbeitse<strong>in</strong>satz<br />

wird von e<strong>in</strong>em unserer Genossen e<strong>in</strong>genommen.« 125<br />

Wie im Zusammenhang mit der KGF bereits erwähnt, blieben die beiden kommunistischen<br />

Senatoren <strong>in</strong> ihrer Amtsausübung weitgehend auf sich gestellt und<br />

ohne Unterstützung oder gar Anleitung von der Parteileitung. Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass Wolters und Ehlers diese »Arbeitsteilung« wohl ganz recht<br />

war, als eher belastend empfand Käthe Popall, die 1946 Gesundheitssenator<strong>in</strong> wurde,<br />

die mangelnde Unterstützung durch die Partei. Nach ihrer Aussage g<strong>in</strong>g es<br />

deutschlandweit allen Regierungsmitgliedern der <strong>KPD</strong> ähnlich:<br />

»Von der <strong>KPD</strong>, unserer Partei, haben wir während der Regierungstätigkeit ke<strong>in</strong>erlei Unterstützung<br />

gehabt. Ich b<strong>in</strong> ja damals durch ganz Deutschland gekommen und habe auf den<br />

Konferenzen andere <strong>KPD</strong>-Regierungsmitglieder getroffen. Sie sagten alle dasselbe: ›Man hat<br />

uns da re<strong>in</strong>geschmissen und schwimmen lassen‹. [...] Willy Meyer-Buer hat mir später gesagt:<br />

›Mensch, was haben wir dir Unrecht getan. Du hast geredet und gebettelt, de<strong>in</strong>e Probleme<br />

vortragen zu können; hast immer wieder gesagt: Ihr müsst mir doch helfen! Aber man dachte<br />

gar nicht daran. ‹« 126<br />

hätt ick all lange tööft! « (Auf Dich hatte ich schon lange gewartet) empfangen haben soll (Horst Adamietz,<br />

Freiheit und B<strong>in</strong>dung, Adolf Ehlers, <strong>Bremen</strong> 1978, S. 66f.).<br />

124 <strong>Die</strong> Schwerpunkte Arbeit, Soziales und Infrastruktur lassen sich bei allen Regierungsbeteiligungen der<br />

<strong>KPD</strong> <strong>in</strong> den Westzonen feststellen (Jens Ulrich Klocks<strong>in</strong>, Kommunisten im Parlament, a.a.O., S. 81).<br />

125 Stenographische Niederschrift über die Funktionärskonferenz am Sonnabend, dem 5. Januar 1946, a.a.O., S. 488.<br />

<strong>Die</strong> Konzentration von Kommunisten auf das Arbeitsamt wurde aber auch kritisch betrachtet. So bemängelte<br />

Hermann Wolters auf e<strong>in</strong>er Bezirkskonferenz am 24. November die Vernachlässigung der<br />

anderen Ämter und e<strong>in</strong>e gewisse Vers<strong>org</strong>ungsmentalität: »Wir haben e<strong>in</strong>e falsche Personalpolitik ge<br />

trieben, als wir glaubten aus dem Arbeitsamt e<strong>in</strong>e kommunistische Vers<strong>org</strong>ungsstätte zu machen. Wir<br />

hätten lieber dafür S<strong>org</strong>e tragen sollen, die Personalansprüche auf alle verschiedenen Ämter zu verteilen,<br />

denn diese brauchen wir. Alle bewerben sich beim Arbeitsamt und sehen die ganze Frage nur vom<br />

Standpunkt e<strong>in</strong>er persönlichen Vers<strong>org</strong>ung. E<strong>in</strong>e Frau kam zu mir, sie war Mitglied der RGO. Wenn<br />

ich diese Bewerbungsschreiben sehe, es steht e<strong>in</strong>em am Halse. Wenn unsere Genossen nicht begreifen,<br />

dass es nicht darauf ankommt das Amt als Vers<strong>org</strong>ung zu haben, sondern darauf ankommt, <strong>in</strong> engster<br />

Verb<strong>in</strong>dung mit den Massen zu bleiben, dann werden wir als Partei ke<strong>in</strong>en Boden f<strong>in</strong>den. Der Genosse,<br />

der nicht ganz gleich wo er steht bereit ist, se<strong>in</strong>e Position aufzugeben, den brauchen wir nicht. [...]<br />

wenn wir die Partei des Volkes se<strong>in</strong> wollen, dürfen wir uns nicht auf Plätze setzen, die jetzt frei geworden<br />

s<strong>in</strong>d, sondern müssen im lebenden Kontakt mit den Massen bleiben.« (Bezirkskonferenz <strong>Bremen</strong>, den<br />

24. Nov. <strong>1945</strong>, <strong>in</strong>: SAPMO I 10/20/3). <strong>Die</strong> Mehrzahl der im Arbeitsamt beschäftigten Kommunisten trat<br />

spätestens 1950 im Zuge e<strong>in</strong>es Erlasses der Bundesregierung, <strong>in</strong> dem die Mitgliedschaft <strong>in</strong> der <strong>KPD</strong> oder<br />

e<strong>in</strong>er ihr nahestehenden Organisation als unvere<strong>in</strong>bar mit e<strong>in</strong>er Beschäftigung im Öffentlichen<br />

<strong>Die</strong>nst erklärt worden war, aus der Partei aus.<br />

126 Käthe Popall - E<strong>in</strong> schwieriges politisches Leben. Erzählte Geschichte, bearbeitet von Peter Alheit und<br />

Jörg Wollenberg, Fischerhude 1985, S. 114.

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