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Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org

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Der kurze Prolog: <strong>1945</strong>-1948 39<br />

rungen, mit denen genau das Gegenteil e<strong>in</strong>er ›ungehemmten Entfaltung der Unternehmer<strong>in</strong>itiative‹<br />

erreicht wird.« 133<br />

<strong>Die</strong> von der Partei propagierte bürgerliche Demokratie dürfe nicht als Selbstzweck<br />

erstrebt werden, sondern müsse als »beste Basis für den proletarischen Freiheitskampf«<br />

verstanden werden. 134<br />

Mit dieser grundlegenden Kritik hatte erstmals e<strong>in</strong> exponiertes Führungsmitglied<br />

der Partei <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> die aus der Programmatik von <strong>1945</strong> resultierenden <strong>in</strong>nerparteilichen<br />

Widersprüche thematisiert. Angeblich war die Rede »<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis<br />

ehemaliger SAP-/KPO-Mitglieder erarbeitet worden«, 135 was der <strong>in</strong>haltlichen Ausrichtung<br />

entspricht. <strong>Die</strong> Haltung von Wolters und Ehlers war allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>eswegs<br />

als so e<strong>in</strong>deutig l<strong>in</strong>ksoppositionell zu charakterisieren, sondern sche<strong>in</strong>t »von<br />

Anbeg<strong>in</strong>n an sehr ambivalent gewesen zu se<strong>in</strong>«. 136 Brandt verweist auf e<strong>in</strong>e im Senat<br />

von Wolters abgegebene Erklärung, »die <strong>in</strong> der Betonung der Zusammenarbeit<br />

mit anderen politischen Kräften m<strong>in</strong>destens ebenso weit g<strong>in</strong>g wie die offiziellen<br />

Verlautbarungen der <strong>KPD</strong>«. 137 Auch partei<strong>in</strong>tern hatte sich Wolters ähnlich geäußert.<br />

138<br />

E<strong>in</strong>en Tag nach der Parteiarbeiterkonferenz tagte die Bezirksleitung und beschäftigte<br />

sich mit den Äußerungen Wolters, der später wie auch Adolf Ehlers zu<br />

der Sitzung h<strong>in</strong>zustieß. 139 Wilhelm Knigge schlug zunächst vor, »dass W.[olters]<br />

nicht mehr <strong>in</strong> öffentlichen Versammlungen sprechen darf« und ihn vorläufig aus<br />

der Arbeit der Bezirksleitung zurückzustellen. 140 Knigge bezeichnete Wolters als<br />

»Opfer e<strong>in</strong>er bestimmten Klique« ehemaliger SAP-Mitglieder <strong>in</strong> der <strong>KPD</strong>, die die<br />

Partei spalten wollten. Auch die übrige Bezirksleitung zeigte sich »empört« über<br />

den Auftritt von Wolters und bezeichnete ihn als »großen Diszipl<strong>in</strong>bruch«. »Wenn<br />

e<strong>in</strong> unterer Funktionär sich das herausnimmt, ist das noch was anderes, aber hier<br />

liegt es anders«. Wolters hätte <strong>in</strong> der Bezirksleitung, so He<strong>in</strong>rich Schramm,<br />

»Gelegenheit gehabt, zu all diesen Fragen Stellung zu nehmen und dann hätte man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Parteiarbeiterkonferenz Stellung nehmen können. Man braucht nicht immer mit dem Kopf zu<br />

nicken, um se<strong>in</strong>e Zustimmung zu bekunden. Hier wäre die Zeit gewesen, aber die Parteimitgliedschaft<br />

e<strong>in</strong>fach zu überfallen, das ist nicht <strong>in</strong> Ordnung [...] Ich habe bis jetzt immer zu Dir<br />

133 Ebenda, S. 271.<br />

134 Ebenda, S. 273f.<br />

135 Ebenda, S. 269 und 389. <strong>Die</strong> Autorenschaft des Dokuments ist demnach ungeklärt.<br />

136 Ebenda, S. 208.<br />

137 Ebenda.<br />

138 »Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Schicksalsgeme<strong>in</strong>schaft geworden, ob wir Kommunisten s<strong>in</strong>d oder nicht, das spielt ke<strong>in</strong>e<br />

Rolle, sondern wir müssen versuchen, die günstigsten und besten Möglichkeiten<br />

herauszuwirtschaften, die im Gesamt<strong>in</strong>teresse des Volkes liegen.« (Bezirkskonferenz <strong>Bremen</strong>, den 24.Nov.<br />

<strong>1945</strong>, <strong>in</strong>: SAPMO I 10/20/3).<br />

139 B.L. Sitzung am 18. März 1946, <strong>in</strong>: SAPMO I 11/20/5. Das Dokument wird hier ausführlicher wiedergegeben,<br />

da zum e<strong>in</strong>en der Verlauf dieser Sitzung bislang nicht bekannt war, und zum anderen noch<br />

e<strong>in</strong>mal die <strong>in</strong>haltlichen Positionen <strong>in</strong> der Ause<strong>in</strong>andersetzung deutlich werden. Das Protokoll ist offensichtlich<br />

nicht immer wörtlich.<br />

140 Das Redeverbot wurde beschlossen (vgl. auch Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung,<br />

a.a.O., S. 208).

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