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Die KPD in Bremen. 1945-1968 - hbxt.org

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Der kurze Prolog: <strong>1945</strong>-1948 29<br />

Partei vor Ort nicht programmatischer Art waren, wie auch der damals <strong>in</strong> die <strong>KPD</strong><br />

e<strong>in</strong>getretene Hermann Gautier 71 hervorhebt:<br />

»Es g<strong>in</strong>g ja erst mal um ganz konkrete Probleme. Es g<strong>in</strong>g darum Wohnraum zu schaffen, Arbeitsplätze<br />

zu schaffen, den Menschen die Ernährung zu sichern, Bekleidung zu sichern. [...]<br />

Wenn ich mich an die ersten zwei Jahre <strong>in</strong> der Partei hier er<strong>in</strong>nere, dann waren das zunächst<br />

mal die Probleme, die den Hauptteil der Arbeit <strong>in</strong> Anspruch genommen haben. Natürlich<br />

wurden damit im Zusammenhang auch auf den Mitgliederversammlungen oder Bildungsabenden<br />

usw. auch die programmatischen Grundsätze diskutiert, aber nach me<strong>in</strong>em Empf<strong>in</strong>den<br />

aus der damaligen Zeit gab es da ke<strong>in</strong>e Frustrationen, etwa, weil der Aufruf nicht revolutionär<br />

genug war oder weil Vorstellungen, die manche vor '33 gehabt haben, sich <strong>in</strong> dem Aufruf<br />

nicht <strong>in</strong> der Weise widergespiegelt haben. Ich glaube, man kann zunächst mal davon ausgehen,<br />

dass er doch <strong>in</strong> wesentlichen die Zustimmung der überwiegenden Mehrheit der alten<br />

und vor allem natürlich der jungen Genossen gefunden hat.« 72<br />

Nach der Legalisierung der <strong>KPD</strong> wurde der bis dah<strong>in</strong> bereits etablierte Parteiapparat<br />

weiter ausgebaut. <strong>Die</strong> Mitgliederzahlen stiegen schnell an. Ende 1946 konnte<br />

die Partei <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> etwa 2.700 Mitglieder verzeichnen. 73 Der Höhepunkt des<br />

Anstiegs der Mitgliederzahlen war 1948 mit <strong>in</strong>sgesamt etwa 3.000 Mitgliedern <strong>in</strong><br />

<strong>Bremen</strong> und <strong>Bremen</strong>-Nord erreicht. 74 Über die Zusammensetzung der Mitgliedschaft<br />

gibt es nur vere<strong>in</strong>zelte H<strong>in</strong>weise. <strong>Die</strong> Bezirksleitung berichtete im Februar<br />

1946, der Funktionärskader setze »sich zum großen Teil aus jüngeren bis mittleren<br />

Altersklassen zusammen«, Frauen seien »noch wenig vertreten«. 75 <strong>Die</strong> Überalterung<br />

der Kader war offenbar zu diesem Zeitpunkt noch ke<strong>in</strong> so großes Problem wie<br />

für die SPD. 76 <strong>Die</strong> Mehrzahl der aktiven Funktionäre auf Leitungsebene dürfte jedoch<br />

vor allem aus den mittleren Alterskohorten gekommen se<strong>in</strong>, die bereits während<br />

der Weimarer Republik <strong>in</strong> die Partei e<strong>in</strong>getreten waren. 77 Daneben stellte aber<br />

vermutlich die Gruppe der vor 1900 Geborenen den größten Anteil der Mitglied-<br />

71 Hermann Gautier (1920): Kaufmännischer Angestellter. Seit <strong>1945</strong> <strong>KPD</strong>, 1946 Kassierer im Kreisvorstand<br />

<strong>Bremen</strong>, 1947-1949 Jugendsekretär beim Parteivorstand <strong>in</strong> Frankfurt, danach verschiedene Tätigkeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>Bremen</strong>. Ab 1951 1. Landessekretär der <strong>KPD</strong>, 1951-1959 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Nach<br />

dem Verbot Kandidat des Politbüros der <strong>KPD</strong>, beteiligt an der Gründung der DFU auf Bundesebene.<br />

Juli 1961 bis Mai 1962 Untersuchungshaft, 1966 Verurteilung durch den Bundesgerichtshof zu acht<br />

Monaten Gefängnis. Seit 1962 Vollmitglied des Politbüros, <strong>1968</strong> Mitbegründer der DKP auf Bundesebene,<br />

ab 1973 stellvertretender Bundesvorsitzender.<br />

72 Interview Hermann Gautier, 2.<br />

73 Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 231.<br />

74 Zahlen nach Organisationsberichten der Bremer <strong>KPD</strong> <strong>in</strong> SAPMO I 11/20/15.<br />

75 Bericht aus dem Bezirk Weser-Ems [21.2.1946], <strong>in</strong>: SAPMO I 10/19/1.<br />

76 Vgl. Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung, a.a.O., S. 231f. In den 1950er Jahren wurde<br />

das hohe Durchschnittsalter der Mitgliedschaft auch für die <strong>KPD</strong> zum Problem.<br />

77 <strong>Die</strong>se Vermutung wird durch die Betrachtung von Bezirks- und Stadtleitung gestützt. <strong>Die</strong> beiden Sekretäre<br />

der Bezirksleitung waren 1946 45 (He<strong>in</strong>z Schramm) und 40 (Willy Knigge) Jahre alt, ähnlich sah<br />

es bei den Sekretären der Stadtleitung Rudolf Rafoth (Jahrgang 1911) und He<strong>in</strong>rich Reichel (Jahrgang<br />

1907) aus. Das Durchschnittsalter der <strong>KPD</strong>-Fraktion <strong>in</strong> der ersten (von der Militärregierung ernannten)<br />

Bremischen Bürgerschaft betrug 1946 42,5 Jahre (Peter Brandt, Antifaschismus und Arbeiterbewegung,<br />

a.a.O., S. 232).

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