Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen 2 ... - cibedo
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4. Schlussfolgerung:<br />
Pastorale <strong>und</strong> spirituelle<br />
Überlegungen<br />
4.1 Pastorale Überlegung:<br />
Wie sollte mit einem Muslim<br />
gesprochen werden, ohne<br />
ihm mangelnden Respekt zu<br />
erweisen?<br />
Eine erste Regel des Dialogs besteht<br />
darin, diese Fragen nur anzugehen, wenn<br />
man selbst gefragt wird. Dann ist es gerechtfertigt,<br />
von Muhammad <strong>und</strong> dem<br />
Koran zu sprechen, indem zunächst alle<br />
in religiöser Hinsicht positiven Aspekte<br />
genannt werden. Diese Herangehensweise<br />
ist seit eh <strong>und</strong> je die der orientalischen<br />
<strong>Christen</strong>. Im Besonderen ist es die<br />
von Timotheus I. im Jahre 781. Er<br />
begann damit, die Punkte aufzuzählen,<br />
die ihm als Beweise dafür erschienen, dass<br />
Muhammad »den Pfad der Propheten<br />
beschritten hatte«. Es ist angemessen, mit<br />
Freude alles Schöne <strong>und</strong> Wahre im Koran<br />
hervorzuheben, wie überhaupt in jedem<br />
Buch <strong>und</strong> jeder Glaubensrichtung.<br />
Dann sollte der Christ mit dem Ziel,<br />
niemanden anzugreifen, mit Milde <strong>und</strong><br />
sogar mit Liebe darlegen, in welchen<br />
Punkten sein Glaube von dem des Muslim<br />
abweicht <strong>und</strong> ihm erklären, was es<br />
ihm unmöglich macht, Mohammed als<br />
den Gesandten Gottes <strong>und</strong> den Koran als<br />
Gottes ungeschaffenes Wort anzuerkennen.<br />
Es geht nicht darum, anzugreifen,<br />
vielmehr darum, dem eigenen Glauben<br />
treu zu bleiben. Ebenso der Muslim: in<br />
seiner eigenen Treue <strong>zum</strong> Glauben kann<br />
er nicht die Göttlichkeit Christi anerkennen,<br />
obwohl dies den <strong>Christen</strong> ebenso<br />
sehr verletzen kann. Und zwar aus drei<br />
Gründen:<br />
● Erstens ist es wichtig, den Muslim zu<br />
überzeugen, dass der Respekt <strong>und</strong> die<br />
Achtung, die man ihm entgegenbringt,<br />
unabhängig von der Tatsache sind, dass<br />
er gläubiger Muslim ist, vielmehr davon,<br />
dass er ein Mensch <strong>und</strong> somit ein<br />
Abbild Gottes ist.<br />
● Zweitens würde, ob man es will oder<br />
nicht, die Anerkennung des Propheten-<br />
CIBEDO-<strong>Beiträge</strong> 2/2006<br />
tums Muhammads, in welcher Form<br />
auch immer, dem Übertritt <strong>zum</strong> Islam<br />
gleichkommen. In der Tat besteht die<br />
shahâdah aus zwei Bezeugungen. Die<br />
erste, die die Einzigartigkeit Gottes<br />
betrifft, wird mit Chrsiten <strong>und</strong> Juden<br />
geteilt; die zweite (das Prophetentum<br />
Muhammads betreffend) ist jedoch<br />
genau das, was den Muslim charakterisiert.<br />
Es ist einfach der Kohärenz<br />
geschuldet, das man nicht zu ein <strong>und</strong><br />
derselben Zeit Christ <strong>und</strong> Muslim sein<br />
kann.<br />
● Schließlich sollte der Dialog auf der<br />
Wahrheit beruhen: Einem <strong>Christen</strong> ist<br />
es unmöglich, Muhammad als das »Siegel<br />
der Propheten« <strong>und</strong> gleichzeitig Christus<br />
als das höchste Wort Gottes an die<br />
Menschheit anzuerkennen. Kurz gesagt,<br />
der Christ kann seinen Glauben<br />
an Christus als den einzigen Retter des<br />
Menschen <strong>und</strong> als denjenigen, der den<br />
Vater in seiner Fülle offenbart, nicht in<br />
Klammern setzen. Ebenso kann der<br />
Muslim, der anerkennt, dass Christus<br />
das Wort Gottes ist, Christus nicht als<br />
das ungeschaffene <strong>und</strong> vor aller Zeit<br />
existierende Wort anerkennen …<br />
4.2. Spirituelle Überlegung:<br />
Eine dreifache Haltung von<br />
Wahrnehmung, Wahrheit<br />
<strong>und</strong> Liebe<br />
Die theologische Unterscheidung setzt<br />
voraus, dass man im Lichte Christi im<br />
Koran den Anteil des Lichts <strong>und</strong> den des<br />
Schattens ausmacht. Dies bewahrt davor,<br />
in anti-muslimischen Fanatismus oder<br />
pro-muslimische Naivität zu fallen. Ihr<br />
apostolischer Auftrag verpflichtet die<br />
<strong>Christen</strong> dazu, den <strong>Muslimen</strong> zu helfen<br />
(mit unendlicher Feinfühligkeit), ihren<br />
Glauben zu klären, um zu erkennen, was<br />
er an Anknüpfungspunkten bietet <strong>und</strong><br />
ihnen zu helfen, sich letztlich dem Evangelium<br />
öffnen zu können, dass sie bereits<br />
durch den Koran zu kennen glauben, das<br />
sie aber tatsächlich nicht kennen. Indem<br />
in ihnen der Wunsch nach einer<br />
anspruchsvolleren Spiritualität geweckt<br />
wird, eröffnet sich ihnen der Weg zu einer<br />
Begegnung mit dem Christus der Evangelien.<br />
Die Wahrheit besteht ferner in erster<br />
Linie darin, jegliche Zweideutigkeit zu<br />
vermeiden. Es gibt in der Tat einige dem<br />
Neuen Testament <strong>und</strong> dem Koran<br />
gemeinsame Ausdrücke (Wort, Geist,<br />
Messias, Diener, Prophet), die jedoch<br />
nicht die gleiche Bedeutung haben. Es ist<br />
wichtig, den tieferen Sinn dieser Ausdrücke<br />
innerhalb des islamischen Glaubens<br />
<strong>und</strong> Glaubensdenkens zu erfassen<br />
<strong>und</strong> die muslimische Mentalität zu verinnerlichen.<br />
Natürlich muss der gleiche<br />
Aufwand hinsichtlich des <strong>Christen</strong>tums<br />
betrieben werden. In anderen Worten:<br />
Der interreligiöse Dialog verpflichtet<br />
dazu, den Sinn seines eigenen Glaubens<br />
zu vertiefen <strong>und</strong> ein neues Verständnis<br />
von ihm zu gewinnen.<br />
Und schließlich die Liebe. Caritas<br />
Christi urget nos! Gottes Wille ist es, dass<br />
alle Menschen das Heil erlangen, <strong>und</strong><br />
dass jeder den Vater erkennt. Dies ist der<br />
Auftrag, den Christus seinen Jüngern mit<br />
auf den Weg gab. Der Einsatz besteht darin,<br />
ganz ohne Polemik, so weit wie nur<br />
möglich, mit den <strong>Muslimen</strong> auf dem<br />
Weg der Erkenntnis <strong>und</strong> der Suche nach<br />
Gott zu gehen. ■<br />
Samir, Die prophetische Mission Muhammads<br />
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