Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen 2 ... - cibedo

Projektbericht
Christlich-muslimische Begegnung:
Multiplikatorenschulung im virtuellen
Seminar
von Barbara Huber-Rudolf
Schon im dritten Durchgang bietet
die Hochschule St. Georgen in Kooperation
mit CIBEDO ein Studienprogramm
zu Islam und christlich-muslimischer
Begegnung an. Es ist als Möglichkeit zur
zusätzlichen Qualifizierung künftiger
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der
Pastoral konzipiert worden. Aus den
Erfahrungen mit diesem Angebot, das die
Präsenz des Lehrenden und der Lernenden
voraussetzt, wurde die Idee zu einer
Multiplikatorenschulung im virtuellen
Seminar entwickelt.
1. Der Handlungsbedarf
Wozu brauchen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
im kirchlichen Dienst Weiterbildung
im Islam? Die Frage scheint
mir nicht nur deshalb berechtigt zu sein,
weil die Kollegen in der Praxis durchaus
ausgelastet sind, sondern weil auch die
Auseinandersetzung mit anderen Religionen,
insbesondere den monotheistischen,
schon zur fundamentaltheologischen
Grundausbildung im Laufe des Studiums
gehört.
Der Pfarrer, die Gemeindereferentin,
der Religionslehrer, die -lehrerin und die
CIBEDO-Beiträge 2/2006
Erzieherin stehen in den Diskursen unserer
Gesellschaft als meinungsbildende
Bezugspersonen ihres Adressatenkreises.
Sie fragen sich und werden von anderen
über die Schlagzeilen, die »Islam« in den
Medien hinterlässt, angefragt. Kaum ein
Thema, das Muslime in den vergangenen
Jahren in Europa aufgeworfen haben, hat
nicht auch zu innerkirchlichen Debatten
und teils zu wertvollen Klärungen geführt.
Moscheenbau in Europa, z.B.,
wurde immer auch mit der Religionsfreiheit
der Christen in der sog. islamischen
Welt in Verbindung gebracht. Die Klärung
in Bezug auf die Gewährung der
Religionsfreiheit für alle Religionen (und
nicht nur für die etablierten Kirchen) als
einem grundgesetzlich verankerten und
auch von den Kirchen gestützten Wert ist
in weite Kreise der Bevölkerung im Kontext
des Moscheebaus getragen worden.
Als vorschnell die Diskussion um das
Kopftuch der muslimischen Lehrerin auf
die Tracht der Ordensfrauen übertragen
wurde, ist klar geworden, in welcher
Weise Freiheit bzw. Abhängigkeit von
äußeren Zeichen in Islam und Christentum
besteht. Und als wenig plausibel
konnte die Beurteilung der christlichen
Ordenstracht als einem überkonfessionell-neutralen
Kulturwert Wirkung entfalten.
Aus den Prozessen um die Ehren-
morde haben wir gelernt, wie stark
kulturgebunden auch der Ausdruck von
islamischem Glaubensvollzug der Zuwanderer
aus sog. islamischen Ländern
beurteilt werden muss. Der Glaubenswechsel
des pakistanischen Muslims zum
Christentum setzte ein Fragezeichen hinter
die Behauptung von der Allgemeinheit
der Menschenrechte. Nach dem
Karikaturenstreit hat sich auch die offizielle
Kirche darauf besonnen, dass sie
mit Popetown in ihren religiösen Empfindungen
verletzt werden kann.
In ihren Arbeitsfeldern trifft die Zielgruppe
der hier vorzustellenden Multiplikatorenschulung
auf Muslime im Kindergarten,
in der Jugendarbeit, in der Ehevorbereitung,
in der Sterbebegleitung und in
vielen Bereichen der Caritas. In drohenden
Moscheebaukonflikten haben sich
Pfarrgemeinden bereits als Mediatoren
erfolgreich erwiesen. Kooperationen sind
nötig und längst möglich in allen Dimensionen
von der interkulturellen Woche bis
zur Fußballweltmeisterschaft. Weltbewegende
Dramen, aber auch das ritualisierte
Engagement für den Frieden führen die
Pfarr- und Moscheegemeinden zu multireligiösen
Gebeten zusammen.
Huber-Rudolf, Christlich-muslimische Begegnung: Multipliatorenschulung im virtuellen Seminar
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