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Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen 2 ... - cibedo

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34<br />

Kopftuch sei ein Symbol der Unterdrückung<br />

<strong>und</strong> des Zwangs, ein politisches<br />

Zeichen für eine extremistische<br />

Haltung <strong>und</strong> nicht konform mit europäischen<br />

Vorstellungen des Geschlechterverhältnisses.<br />

Die Bevorm<strong>und</strong>ung<br />

muslimischer Frauen, indem<br />

ein Teil der Glaubenspraxis von<br />

außen interpretiert <strong>und</strong> verurteilt wird,<br />

spricht ihnen ihre Mündigkeit ab <strong>und</strong><br />

kann damit Polarisierungstendenzen<br />

verschärfen. Das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Frau soll aber außer Frage stehen<br />

– nach innen wie nach außen.<br />

Auch innerhalb der muslimischen<br />

Gemeinschaft besteht vermehrter<br />

Handlungsbedarf. Bewusstseinsbildung<br />

gegen jeden Missbrauch von Religion<br />

soll gefördert werden. Gleichzeitig<br />

bekennt sich die Konferenz dazu,<br />

dass auch im Bereich Ehe <strong>und</strong> Familie<br />

auf Herausforderungen der Moderne<br />

auf dem Boden der Theologie neue<br />

islamische Antworten gef<strong>und</strong>en werden<br />

sollen. Diese können auch in<br />

einem Wiederentdecken <strong>und</strong> neu<br />

nutzbar gemachtem Element wie dem<br />

islamischen Ehevertrag liegen. Dieser<br />

bietet dem Brautpaar die Möglichkeit,<br />

die Zukunft gemeinsam zu überdenken<br />

<strong>und</strong> Vereinbarungen festzuhalten.<br />

Jugend<br />

Jugendliche verkörpern als Zukunftsträger<br />

in besonderem Maße die<br />

Vision muslimischer Europäer – europäischer<br />

Muslime, die durch ihre als<br />

selbstverständlich wahrgenommene<br />

Identitätszugehörigkeit in beide Richtungen<br />

Brückenbauer <strong>und</strong> Bindeglieder<br />

<strong>zwischen</strong> den Kulturen sein können.<br />

Die muslimische Jugend soll sich<br />

ihrer speziellen Verantwortung in dieser<br />

Richtung bewusst sein. Dazu muss<br />

ein entsprechendes, ihre besonderen<br />

Kompetenzen schätzendes Klima vorhanden<br />

sein, das Mehrsprachigkeit,<br />

rasche Anpassungsfähigkeit im interkulturellen<br />

Bereich <strong>und</strong> eine aufgeschlossene<br />

Gr<strong>und</strong>haltung als persönliche<br />

Werte erkennt <strong>und</strong> fördert. Die<br />

Aufgabe, eine solche Wertschätzung zu<br />

vermitteln <strong>und</strong> daran angeknüpft Programme<br />

zur gezielten Förderung dieser<br />

Talente zu schaffen, liegt sowohl bei den<br />

muslimischen Familien <strong>und</strong> Gemeinschaften,<br />

als bei der Mehrheitsgesellschaft.<br />

Das Potential der muslimischen<br />

Jugendlichen soll anerkannt werden. Ihr<br />

Selbstbewusstsein ist zu stärken.<br />

Vorurteile <strong>und</strong> latente Fremdenfeindlichkeit<br />

können zu Abschottung <strong>und</strong> Isolation<br />

führen, durch die wiederum eine<br />

ablehnende Einstellung gegenüber »den<br />

anderen« gezüchtet werden kann.<br />

Dadurch können sich Polarisierungen<br />

aufbauen, die gesellschaftspolitischen<br />

Sprengstoff bieten. Diese präventiv anzugehen,<br />

bedarf es der im Bereich »Bildung«<br />

angesprochenen Maßnahmen. Muslimische<br />

Jugendliche sollen gleiche Möglichkeiten<br />

nutzen können wie Jugendliche<br />

der Mehrheitsgesellschaft (Beispiel: Europäische<br />

Austauschprogramme in Schul<strong>und</strong><br />

Berufs/Studienbildung, unabhängig<br />

von Staatsbürgerschaft). Jugendliche<br />

brauchen eine Perspektive. Sie sollen die<br />

gleichen Chancen vorfinden, im Berufsleben<br />

Fuß zu fassen oder eine Wohnung<br />

zu finden.<br />

Jugendliche Selbstorganisation von<br />

<strong>Muslimen</strong> <strong>und</strong> ihre Vernetzung mit anderen<br />

Jugendorganisationen soll darüber<br />

hinaus gefördert werden. Vereine jugendlicher<br />

Muslime weisen jene Merkmale<br />

auf, die bei jenen der ersten Generation<br />

noch nicht zu finden sind: die Landessprache<br />

als Kommunikationssprache, keine<br />

Einengung der Mitglieder auf ein<br />

bestimmtes Herkunftsland, ein auf die<br />

Lebenswirklichkeit im Lande verstärkt<br />

zugeschnittenes Angebot von Aktivitäten.<br />

Hier eine sinnvolle Freizeitgestaltung,<br />

emotionale Zugehörigkeit <strong>und</strong> Verantwortungsgefühl<br />

für ein funktionierendes<br />

Miteinander zu erfahren, gibt Halt.<br />

Damit werden indirekt auch Jugendkriminalität,<br />

Drogenkonsum <strong>und</strong> die Verbreitung<br />

von Extremismus wirksam<br />

bekämpft.<br />

Die meinungsbildende Rolle der<br />

Medien ist besonders bei dem Bereich der<br />

Jugend anzusprechen. Die Wissenschaft<br />

soll sich verstärkt besonderen Phänomen,<br />

die die muslimische Jugend betreffen,<br />

widmen <strong>und</strong> mit seriösen Ergebnissen<br />

helfen, die Diskussion zu versachlichen.<br />

Ökologie<br />

Der Mensch trägt in seiner Funktion<br />

als Sachwalter der Schöpfung<br />

hohe Verantwortung für deren Pflege<br />

<strong>und</strong> Erhalt. Natürliche Ressourcen<br />

dürfen daher nur unter dem Gesichtspunkt<br />

der Nachhaltigkeit sorgsam<br />

genutzt werden.<br />

Der Koran warnt den Menschen vor<br />

Überheblichkeit in Ausübung seiner<br />

Statthalterschaft: »Siehe, Wir boten die<br />

Verantwortung (»amana« – die Ausübung<br />

von freiem Willen <strong>und</strong> Verstand)<br />

den Himmeln <strong>und</strong> der Erde <strong>und</strong> den<br />

Bergen an, doch weigerten sie sich, sie zu<br />

tragen <strong>und</strong> schreckten davor zurück. Der<br />

Mensch lud sie sich jedoch auf; denn er<br />

überschätzt sich <strong>und</strong> ist eingebildet.«<br />

(33.72) Das natürliche Gleichgewicht<br />

der Natur soll geschützt <strong>und</strong> bewahrt<br />

werden. Denn so wie sich Wasser, Luft,<br />

Erde, belebte <strong>und</strong> unbelebte Natur,<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenreich aufeinander<br />

beziehen, wird im Koran ein Kreislauf<br />

des Lebens wiedergegeben, bei dem<br />

Eingriffe negative Auswirkungen für<br />

das gesamte System zur Folge haben<br />

könnten. Respekt vor dem W<strong>und</strong>er der<br />

Schöpfung Gottes ist geboten, aus dem<br />

Respekt im Umgang mit dieser resultieren<br />

soll. Zur Tierwelt heißt es etwa:<br />

»Es gibt kein Getier auf Erden <strong>und</strong> keinen<br />

Vogel, der auf seinen zwei Schwingen<br />

dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften<br />

wären so wie ihr.« (6:38)<br />

Die Balance <strong>zwischen</strong> Nutzbarmachung<br />

der Natur <strong>und</strong> ihrem Schutz<br />

schlägt sich häufig zu deren Ungunsten<br />

nieder. Umweltzerstörung als Konsequenz<br />

menschlicher Gier nach maximaler<br />

Ausbeutung wird in 20:41 angesprochen:<br />

»In Erscheinung getreten ist<br />

Unheil zu Land <strong>und</strong> Meer als Folge dessen,<br />

was die Menschen anrichteten,<br />

damit Er sie einiges von ihrem (Fehl)verhalten<br />

spüren ließe, auf dass sie umkehren.«<br />

Muslime sind angehalten sich<br />

Schlusserklärung der Konferenz Europäischer Imame in Wien 2006 CIBEDO-<strong>Beiträge</strong> 2/2006

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