Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...
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<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 24/2007-01/2008 LANDSLEUTE<br />
13<br />
Wer ist’s?<br />
10 Jahre alt, muß er <strong>in</strong>folge der Erkrankung<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Niere e<strong>in</strong> Internat <strong>in</strong> Hirschberg verlassen<br />
und <strong>in</strong> das Elternhaus nach Brieg,<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Geburtsstadt, zurückkehren. E<strong>in</strong> regulärer<br />
Schulbesuch ist nicht mehr möglich.<br />
Läßt die Krankheit es zu, erhält er Privatunterricht,<br />
da die Familie, reich, der Vater<br />
ist Mit<strong>in</strong>haber <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Lederfabrik, es sich<br />
leisten kann, den Sohn, der das siebte von<br />
zehn K<strong>in</strong>dern ist, privat unterrichten zu lassen.<br />
Jahrelang leidet das K<strong>in</strong>d unter<br />
schweren Nierenkoliken. Morphium wird<br />
ihm verabreicht, damit es die Schmerzen<br />
ertragen kann. 1890 wird dann dem damals<br />
Fünfzehnjährigen die kranke Niere von<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Professor <strong>in</strong> Breslau entfernt, <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
der ersten geglückten Nierenoperationen<br />
der Mediz<strong>in</strong>geschichte.<br />
Er holt <strong>in</strong> der Schule Versäumtes rasch<br />
auf, so dass er mit siebzehn Jahren <strong>in</strong> Breslau<br />
se<strong>in</strong> Abitur machen kann. Erholen darf<br />
er sich <strong>in</strong> Lausanne. Die Mutter, reiselustig,<br />
der Vater ist bereits tot, will ihm <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
weitere Freude machen und ihn nach Italien<br />
mitnehmen. Der Sohn lehnt das Angebot<br />
mit der Begründung ab, zunächst<br />
e<strong>in</strong> Ölbild, das <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fuchsfamilie darstellte,<br />
zu vollenden. Er will unbed<strong>in</strong>gt Maler<br />
werden, doch dieser Berufswunsch stößt<br />
bei der Mutter auf schärfste Ablehnung.<br />
Der Sohn, gehorsam, folgt der Mutter<br />
und widmet sich den Naturwissenschaften.<br />
Von 1893 – 1896 studiert er Biologie<br />
<strong>in</strong> Hannover, Basel und Genf. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> spätere<br />
Frau und zeitweilige Schüler<strong>in</strong>, die er<br />
1906 heiratet und die ihm zwei Töchter<br />
schenkt, berichtet Jahre nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg, dass s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Mutter <strong>e<strong>in</strong>e</strong> erste<br />
große Liebe, die sie für ihres Sohnes<br />
Zukunft als <strong>e<strong>in</strong>e</strong> zu starke B<strong>in</strong>dung empfand,<br />
„unsanft“ unterbrach, was zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Nervenzusammenbruch des Sohnes führte.<br />
Doch als er sich erholt hatte, war se<strong>in</strong><br />
Entschluß – zunächst gegen den Willen der<br />
Mutter, die <strong>in</strong>zwischen nach Berl<strong>in</strong> gezogen<br />
war – endgültig. Er wird Maler. Wie <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
<strong>in</strong> Wölfelsgrund/Riesengebirge verfaßten<br />
selbstbiografischen Skizze aus<br />
dem Jahre 1921 zu entnehmen ist, konnte<br />
er sich jedoch nicht entschließen, dem<br />
festen Lehrgang <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Akademie zu folgen,<br />
sondern versuchte, bei den verschiedensten<br />
Malern <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Weg zu f<strong>in</strong>den, unter anderem<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bei Lovis Cor<strong>in</strong>th. Cor<strong>in</strong>th,<br />
der ihn auch malte, habe ihn am meisten<br />
bee<strong>in</strong>druckt, das Bee<strong>in</strong>druckende sei weniger<br />
die Korrektur von Cor<strong>in</strong>th, als vielmehr<br />
das Beispiel s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Meisterschaft und<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r eigenartigen kraftvollen Persönlichkeit<br />
gewesen. 1898 stellt er zum ersten<br />
Mal <strong>in</strong> der großen Berl<strong>in</strong>er Kunstausstellung<br />
aus. Auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Reise nach Norwegen<br />
besucht er den Maler Edvard Munch, mit<br />
dem zusammen er 1902 bei Paul Cassirer<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ausstellt. 1903 wird von der<br />
Münchner Sezessionsgalerie s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> „Gärtnerei<br />
im Schnee“ angekauft. Da er <strong>in</strong>folge<br />
des väterlichen Erbteils über f<strong>in</strong>anzielle<br />
Ressourcen verfügt, kann er zahlreiche<br />
Reisen unternehmen. Sie führen ihn im Lau-<br />
fe s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Lebens nach England, Irland,<br />
Rußland, Türkei, Tunesien, Algerien, Aegypten,<br />
Budapest, Wien, Korsika. 1910 beg<strong>in</strong>nt<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> verbliebene Niere zu kränkeln.<br />
Der Arzt rät, die W<strong>in</strong>ter durch <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Aufenthalt<br />
im Süden abzukürzen. So verbr<strong>in</strong>gt<br />
er, zusammen mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau, gewöhnlich<br />
den Januar bis März an der italienischen<br />
Riviera, auch Florenz steht auf dem Reiseplan,<br />
meistens aber Levanto. Zeichnungen<br />
und Gemälde er<strong>in</strong>nern an diese<br />
Aufenthalte.<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Ort s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s künstlerischen<br />
Wirkens sollte für ihn aber Paris werden,<br />
das er 1907, zusammen mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau,<br />
besucht. Dort lernt er Henri Matisse kennen,<br />
„geistiges Haupt“ der Fauvisten, der<br />
ihn stark bee<strong>in</strong>flußt. Der Fauvismus führt<br />
zur freien, willkürlichen Wahl der Farbe. Die<br />
Farbwahl obliegt alle<strong>in</strong> dem Maler und wird<br />
nicht mehr von dem abgebildeten Gegenstand<br />
abgeleitet, ist also nicht mehr dem<br />
Realismus verhaftet.<br />
Später wendet er sich dem Kubismus<br />
zu. Der Raum, die Körper, die Gegenstände<br />
werden nicht perspektivisch gesehen,<br />
sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne geometrische Flächen<br />
und Formen zerteilt. In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Spätstil aber<br />
verzichtet er weitgehend auf kubistische<br />
Formen und arbeitet <strong>in</strong> Richtung auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
monumentale Vere<strong>in</strong>fachung, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
stärkere Konkretisierung des Gegenständlichen<br />
evoziert, wie es <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Biographie<br />
heißt. Er bestätigt diese Aussage<br />
anläßlich <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Ausstellungseröffnung <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> im Jahre 1946, dass, nachdem er<br />
sich mit den abstrakten Problemen beschäftigt<br />
habe, er dann doch wieder zur<br />
Wirklichkeit zurückgekehrt sei.<br />
1918 war er als Professor von dessen<br />
Direktor August Endell an die seit 1791 bestehende<br />
Akademie für Kunst- und Kunstgewerbe<br />
<strong>in</strong> Breslau berufen worden. Nach<br />
dessen Erkrankung wurde er stellvertretender<br />
Direktor und nach dem Tod Endells<br />
Leiter der Breslauer Kunstakademie,<br />
die er durch Berufung bedeutender<br />
Künstler zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m modernen Institut verwandelte.<br />
„Vielen geistig <strong>in</strong>teressierten<br />
Menschen begegneten wir, mit zeitgenössischen<br />
Künstlern und Kunsthistorikern<br />
Sem<strong>in</strong>arveranstaltung<br />
des Deutsch-Europäischen<br />
Bildungswerks <strong>in</strong><br />
Niederschlesien<br />
Im Rahmen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Studienreise, die unter<br />
dem Motto „Vertiefung im deutsch-polnischen<br />
Verständigungsprozeß“ stand, war<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gruppe von Interessierten aus Darmstadt,<br />
Wiesbaden, Frankfurt, Mittelhessen<br />
und Kassel mit Sach- und Fachverstand<br />
unterwegs <strong>in</strong> die Heimat Niederschlesien<br />
nach Bad Salzbrunn. In <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m umfangreichen<br />
Besuchsprogramm konnte die<br />
Gruppe nicht nur historisches Wissen vertiefen,<br />
sondern auch Kontakte zur polnischen<br />
Bevölkerung aufnehmen.<br />
hatten wir Fühlung, und viele s<strong>in</strong>d unsere<br />
Freunde geworden“, schrieb s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau<br />
später. E<strong>in</strong> Zeitgenosse schilderte ihn als<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n großartigen Menschen: „Der E<strong>in</strong>druck,<br />
der von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Persönlichkeit ausg<strong>in</strong>g,<br />
war <strong>in</strong> der Tat zu allen Zeiten vornehm<br />
gelassen, mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r charmanten Ironie gewürzt,<br />
aus der nicht Hochmut, sondern im<br />
Gegenteil Bescheidenheit sprach. Meist<br />
spielte e<strong>in</strong> f<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Lächeln um s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Züge;<br />
Wohlwollen, ja verständnisvolle Liebe<br />
wohnten <strong>in</strong> den warmen, samtbraunen Augen,<br />
die e<strong>in</strong> so pikanter Gegensatz zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Silberhaar waren. Gütig, die hohe Gestalt<br />
leicht gebeugt, sprach er ruhig mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
resonanten, warm-tiefen Stimme zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Gästen.“<br />
Die Breslauer Akademie wurde 1932 aus<br />
Sparsamkeitsgründen geschlossen, <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Entscheidung, die ihn sehr trifft. Zwar<br />
nimmt er auf die Bitte des Leiters der Düsseldorfer<br />
Akademie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Professur <strong>in</strong><br />
Düsseldorf an, doch wird er bald durch die<br />
Nazis aus diesem Amt entfernt. 1935 hatte<br />
der Düsseldorfer Künstlervere<strong>in</strong> dennoch<br />
zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m 60. Geburtstag <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ausstellung<br />
mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Werken veranstaltet, die freilich<br />
den Zorn der Nazis erregte, e<strong>in</strong> Ausstellungsverbot<br />
erfolgte. „Ihr Nationalsozialisten<br />
seid auf der Hut“, verkündete der Essener<br />
Bürgermeister s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Ges<strong>in</strong>nungsgenossen,<br />
„der böse Geist geht wieder um,<br />
der Bolschewist „Professor .... kann wieder<br />
ausstellen ...“ S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Bilder, die u. a. von<br />
Museen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Essen, Mannheim,<br />
Frankfurt, Wiesbaden, München gekauft<br />
worden waren, mußten aus diesen entfernt<br />
werden. Auch durch die Kriegsereignisse<br />
– se<strong>in</strong> Haus <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wird 1943 durch Bombenangriffe<br />
zerstört – g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> großer Teil<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Werkes unwiederbr<strong>in</strong>glich verloren.<br />
Am 19. August 1947 stirbt er <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
Bernhild Staffen<br />
Auflösung von WER IST’S aus den<br />
„<strong>Schlesische</strong>n <strong>Nachrichten</strong>“ vom 1.<br />
September 2007, Nr. 17/2007: Es handelt<br />
sich um Friedrich von Gentz, geboren<br />
am 2. Mai 1764 <strong>in</strong> Breslau, gestorben<br />
am 9. Juni 1832 <strong>in</strong> Wien.<br />
RÜCKBLICK:<br />
Aktivitäten der Riesengebirgs-Trachtengruppe<br />
München im Sommer 2007<br />
Die Riesengebirgs-Trachtengruppe besuchte<br />
die Trachtenerhaltungsgruppe<br />
Edelweiß Unterföhr<strong>in</strong>g zu ihrem 90. Gründungsfest<br />
und zeigte den „Kronenwirt“.<br />
Außerdem nahm sie an der Veranstaltung<br />
„26 Jahre Freizeittreff Freimann“ teil. Hier<br />
trat die Gruppe zweimal auf und tanzte<br />
fünf Tänze. Dabei zeigte Veronika Moll erneut<br />
ihr Können bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Glockenspiel.<br />
Unsere Darbietungen wurden von den<br />
Gästen mit viel Beifall bedacht.<br />
Dieter Sommerkorn