Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...
Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...
Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
20<br />
Frankreich ehrt <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n schlesischen<br />
Wehrmachtsgeneral<br />
Am 14. Juli 1976, dem französischen Nationalfeiertag,<br />
wurde dem General der Art.<br />
a. D. Johann S<strong>in</strong>nhuber von den Frontkämpfern<br />
Ostfrankreich <strong>in</strong> Würdigung<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r eigenen und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Soldaten Haltung<br />
die Goldene Ehrennadel verliehen.<br />
General S<strong>in</strong>nhuber war vor dem Kriege<br />
Kommandeur des AR 18 <strong>in</strong> Liegnitz und<br />
übernahm im Mai 1940 während des<br />
Frankreichfeldzuges von General von<br />
Obstfelder die schlesische 28. Infanteriedivision,<br />
zu der die beiden Schweidnitzer<br />
Regimenter AR 28 und IR 7 gehörten. General<br />
S<strong>in</strong>nhuber war im Ersten Weltkrieg<br />
mit dem Ritterkreuz des Hausordens von<br />
Hohenzollern ausgezeichnet worden. Er erfreute<br />
sich bei s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n schlesischen Soldaten<br />
allgem<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Wertschätzung und<br />
Achtung.<br />
Bei dem französischen Volke ist er<br />
wegen s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ritterlichen Geste am Grabmal<br />
des Unbekannten Soldaten unter dem<br />
Arc de Triomphe <strong>in</strong> Paris <strong>in</strong> ehrender Er<strong>in</strong>nerung<br />
geblieben. Der französische<br />
Widerstand an der Oise war durch s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
28. Division und die benachbarte oberschlesische<br />
8. Inf.-Division gebrochen. Die<br />
Hauptstadt Paris wurde kampflos übergeben.<br />
General S<strong>in</strong>nhuber war als erster<br />
mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Soldaten ausersehen, am 14.<br />
Juni 1940 an den Oberbefehlshabern der<br />
Über den Namen „Sternitzke“<br />
Lange vor der „Ahnenforschungs-Epoche“<br />
der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts,<br />
gleich nach dem I. Weltkrieg, begann <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Vorfahren mütterlicherseits, sich<br />
für den <strong>in</strong> Niederschlesien nicht seltenen<br />
Familiennamen STERNITZKE – dies war der<br />
Geburtsname m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Mutter zu <strong>in</strong>teressieren.<br />
Er, e<strong>in</strong> Wilhelm Sternitzke, hat auf<br />
300 Schreibmasch<strong>in</strong>enseiten sich fast 30<br />
Jahre lang mit der schlesischen Sippe Sternitzke<br />
beschäftigt, welche vor allem <strong>in</strong> den<br />
Kreisen Trebnitz und Oels, nordöstlich von<br />
Breslau (durch Kirchenbücher nachweisbar<br />
) seit 1544 ansässig war. Wilhelm Sternitzke<br />
hatte diese Ergebnisse s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Familienforschung<br />
über alle bewegten Zeiten<br />
retten können. So b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong>iges<br />
zur Namensdeutung und über die<br />
Sternitzkes allgeme<strong>in</strong> aufzuschreiben.<br />
Diese Aufzeichnungen geben pauschal<br />
Auskunft über die vielen Nachkommen der<br />
Sternitzkes im Heimatbereich, aber auch<br />
<strong>in</strong> anderen Teilen Deutschlands und <strong>Europa</strong>s<br />
<strong>in</strong> den 1920er Jahren. Mehr als 30 verschiedene<br />
Schreibweisen des Namens waren<br />
damals bekannt. E<strong>in</strong>ige nenne ich hier:<br />
Sternisko, Stanezki, Sciernisko, Czerniski,<br />
Sternüsske, Schernisse, Starnitzki. Die<br />
hier genannten Schreibweisen und auch andere<br />
lassen sich wohl damit erklären, dass<br />
<strong>in</strong> den vergangenen Jahrhunderten <strong>in</strong> den<br />
Kirchenbüchern meist Kleriker, welche<br />
entweder deutscher oder slawischer Her-<br />
HISTORISCHES <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 24/2007-01/2008<br />
Heeresgruppe, Gen.-Oberst von Bock, und<br />
der 18. Armee, Gen. d. Art. von Küchler,<br />
sowie dem Kommandierenden General<br />
des schlesischen VIII. Armeekorps, Gen.<br />
d. Art. Heitz, am Triumphbogen vorbei zu<br />
marschieren. Bevor General S<strong>in</strong>nhuber s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Division zum Vorbeimarsch meldete,<br />
schwenkte er mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Pferd zum Grabmal<br />
des Unbekannten Soldaten e<strong>in</strong>, verhielt<br />
dort <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Moment und ehrte den toten<br />
Gegner durch militärischen Gruß. Erst<br />
nach diesem feierlichen Akt führte er mit<br />
kl<strong>in</strong>gendem Spiel s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Soldaten an den<br />
Vorgesetzten vorbei. Man sagt, dass die<br />
<strong>in</strong> diesem Augenblick anwesenden Franzosen<br />
diese ehrende soldatische Geste<br />
des Generals wohl verstanden und dies<br />
durch Abnehmen ihrer Kopfbedeckung<br />
zum Ausdruck gebracht haben. Noch über<br />
drei Jahrzehnte danach war dieses Zeichen<br />
ritterlichen deutschen Soldatentums<br />
<strong>in</strong> französischen Bevölkerungskreisen lebendig.<br />
General S<strong>in</strong>nhuber starb am 23.<br />
Oktober 1979 <strong>in</strong> Augsburg im hohen Alter<br />
von fast 93 Jahren.<br />
Die ehemaligen Gegner ehren unsere<br />
Wehrmacht und ihre Offiziere, daran sollten<br />
wir uns besonders <strong>in</strong> der heutigen Zeit<br />
e<strong>in</strong> Beispiel nehmen und endlich nach über<br />
50 Jahren mit der Verunglimpfung und Beleidigung<br />
aufhören. F. Mierzwa<br />
kunft waren, die E<strong>in</strong>träge vornahmen. Sie<br />
formten je nach Muttersprache die Laute<br />
<strong>in</strong> ihrer Schriftsprache. So entwickelten sich<br />
die verschiedenen Schreibvariationen<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Sternitzke-Sippe – jeweils abhängig<br />
von der vorhandenen deutschen<br />
oder polnischen Sprach-Dom<strong>in</strong>anz.<br />
E<strong>in</strong>e der ältesten Schreibweise des heutigen<br />
Namens Sternitzke ist Czirnisko oder<br />
auch Stanisko. Die Herkunft dieses Namens<br />
glaubt der Verfasser der Sippengeschichte<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Urkunde aus dem Jahre 1204<br />
gefunden zu haben. Herzog He<strong>in</strong>rich der<br />
Bärtige, der Mann der Heiligen Hedwig, holte<br />
74 deutsche Hospites (Ansiedler) <strong>in</strong>s<br />
Land; darunter war e<strong>in</strong> Stanis, den er im<br />
Bereich des Klosters Trebnitz <strong>in</strong> Brochonico<br />
(Molketal) ansiedelte. Der Sprachforscher<br />
Förstemann me<strong>in</strong>t, dass die Silben<br />
ko und ke deutsche Ableitungs- und<br />
Verkl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rungssilben s<strong>in</strong>d, die dem Abkömml<strong>in</strong>g<br />
des Namensträgers an s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Namen angehängt werden. Also sei Stanisko<br />
oder Sternitzke der „kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Stanis“!<br />
E<strong>in</strong>e andere Deutung des Namens<br />
Sternitzke erfolgt über die Schreibweise<br />
„Sciernisko“. Um 1700 f<strong>in</strong>det sich diese<br />
Form, die im Slawischen dieser Zeit mit dem<br />
Begriff „Stoppelfeld“ zu verb<strong>in</strong>den ist. Da<br />
es durchaus üblich war, den Besitzer nach<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Feldflur, die er bei s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Ansiedlung<br />
etwa als Stoppelfeld übernahm, zu benennen.<br />
So könnten die heutigen Sternitzkes als<br />
Stoppelfeld-Besitzer bezeichnet werden.<br />
Die Sternitzkes <strong>in</strong> der <strong>Region</strong> Trebnitz/<br />
Oels waren seit dem 16. Jahrhundert vorwiegend<br />
als Freibauern, Erbbauern, Freigärtner,<br />
Häusler und Hausmänner <strong>in</strong> der<br />
Landwirtschaft tätig. Sie besaßen oft größere<br />
Ländereien – jedenfalls mehr als e<strong>in</strong><br />
Stoppelfeld! Es gab aber auch Sternitzkes<br />
als „Kretschme“ (Gasthausbesitzer), Krämer,<br />
Totengräber, Lehrer und Schulhalter,<br />
sowie als Forstmeister, Scholzen, Schöppen<br />
und Gerichtsgeschworene.<br />
Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
wanderten viele Sternitzkes der<br />
Trebnitzer Sippen aus dem ursprünglichen<br />
Wohngebiet ab, so dass um 1930<br />
der Name 57 mal im E<strong>in</strong>wohnerbuch der<br />
Stadt Breslau ersche<strong>in</strong>t. Im gleichen Jahr<br />
gibt es diesen typisch schlesischen Familiennamen<br />
bereits 56 mal <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Dort waren<br />
viele Sternitzkes als Kaufleute, 21 als<br />
Gewerbetreibende und 13 als Lehrer verzeichnet.<br />
E<strong>in</strong>zelne Sippenmitglieder tauchen<br />
1929/30 u.a. im Oberelsass, <strong>in</strong> Kiel,<br />
<strong>in</strong> Posen, Brandenburg, Bayern, ja sogar<br />
<strong>in</strong> den USA auf.<br />
Interessant ist festzustellen, dass im<br />
Stammgebiet des Namens <strong>in</strong> 30 Ortschaften<br />
der Name damals ganz verschwunden<br />
war.<br />
Jetzt gibt es nachweisbar gar k<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Nachkommen der Sternitzkes mehr <strong>in</strong> der<br />
<strong>Region</strong> Trebnitz/Oels. Sie s<strong>in</strong>d über den<br />
ganzen Erdball verstreut. Wilhelm Sternitzke<br />
hat <strong>in</strong> den 20er Jahren mit großzügiger Hilfe<br />
von Pfarrern und Pastoren s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Familienforschung<br />
betreiben können. Als damaliger<br />
Landesober<strong>in</strong>spektor konnte er<br />
zusätzlich durch E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Grundbücher<br />
bei Amtsgerichten wertvolle Informationen<br />
vor allem über die Besitzverhältnisse<br />
beziehen. Leider erhält man heute aus<br />
Schlesien (Polen) kaum noch Auskünfte<br />
über Familienverhältnisse <strong>in</strong> den alten Zeiten,<br />
zumal durch Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
<strong>in</strong> den Pfarrarchiven vieles verloren oder<br />
auch vernichtet ist.<br />
He<strong>in</strong>rich Nitschke<br />
TERMINE<br />
Patenschaft Stadt Sol<strong>in</strong>gen – Kreis Goldberg<br />
(Schlesien)<br />
27. Goldberger Heimattreffen <strong>in</strong> Sol<strong>in</strong>gen am 24.<br />
und 25. Mai 2008 <strong>in</strong> Gaststätte Meis, Börsenstrasse<br />
109, Sol<strong>in</strong>gen-Widdert<br />
Nächstes Bundesheimattreffen der Brieger am<br />
17./18. Mai 2008 <strong>in</strong> Goslar<br />
4. Januar 2007, 16 Uhr: Geme<strong>in</strong>denachmittag<br />
der St. Petri-Kirche <strong>in</strong> Altona, Schillerstraße 22<br />
– 24 voraussichtlich mit Jahreshauptversammlung<br />
der Schlesienhilfe PWM e. V.<br />
<strong>Schlesische</strong>r Kulturkreis München<br />
Nächste Term<strong>in</strong>e:<br />
23. Januar 2008: „Typisch schlesisch!“ – Lustige<br />
Geschichten und Gedichte aus der unvergessenen<br />
Heimat.<br />
27. Februar 2008: Skiw<strong>in</strong>ter im Riesengebirge<br />
– mit vielen z. T. seltenen Bildern<br />
Jeweils 14 Uhr. Ort: Rhaetenhaus München, Luisenstr.<br />
27. E<strong>in</strong>tritt frei! Freiwillige Spende erbeten!<br />
Zur F<strong>in</strong>anzierung des Saales wird um <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
gewissen Verzehr gebeten!