SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR ...
SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR ...
SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
v.Stechow Ausdruck: 11.08.2005<br />
ac ist der Sprecher von c, tc ist die Zeit von c, wc ist die Welt von c usw.<br />
Als Kompositionsprinzipien setze ich hier voraus:<br />
( 4-4) a. FA: Funktionale Applikation<br />
b. PM: Prädikatsmodifikation/Intersektion<br />
c. IFA: Intensionale Funktionale Applikation<br />
Diese Prinzipien sowie die anderen Rekursionsbedingungen für die Interpretationsfunktion [[<br />
.]] sind im Appendix genau angegeben. Ich gebe hier zunächst einige wichtige lexikalische<br />
Regeln an.<br />
Wir betrachten zunächst die semantischen Tempora. Wie in dem alten Ansatz von<br />
(Prior, 1967) nehme ich zunächst an, dass es Tempora gibt, die als Existenzquantoren zu interpretieren<br />
sind. Als Typ für diese kann man it wählen. Ein Tempus wird dann über Prädikatsmodifikation<br />
mit einem Ausdruck vom Typ it intersektiv gedeutet.<br />
(4-5) Relative Tempora (Typ it)<br />
a. [[ PRES]] c = �w.�t.�t’ t = t’.<br />
b. [[ PAST]] c = �w.�t.�t’. t’ < t.<br />
c. Perfekt<br />
[[ PERF ]] c = �w.�t.�t’.t’ � t,<br />
wobei t’ � t gdw. kein Teil von t’ ist nach t. 7<br />
d. Futur<br />
[[ FUT]] c = �w.�t.�t’.t > t.<br />
Tempora sind noch durch eine in Abhängigkeit vom Kontext gedeutete Variable Cit beschränkt,<br />
die aber hier weg gelassen ist. 8<br />
In der Literatur gibt es verschiedene Varianten für die Einträge von relativen Tempora.<br />
Bei (Ogihara, 1995) sind Tempora einfach Relationen zwischen zwei Zeitpunkten. Sie haben<br />
also den Typ i(it), z.B. hat PAST die Bedeutung �w.�t.�t’.t’ < t. Die existenzielle Quantifikation<br />
kommt durch eine synkategorematische Regel in das System. Bei (Kusumoto, 1999) haben<br />
Tempora den Typ (it)(it). PAST hat den Eintrag �Pit.�t.�t’.t’ < t & P(t’). Die Einträge<br />
dieses Artikels sind von (Beaver and Condoravdi, 2003) inspiriert.<br />
Deiktische Tempora werden im Prinzip genau so interpretiert wie relative Tempora.<br />
Der einzige Unterschied ist, dass das erste Argument des Tempus, also die „Perspektivzeit“,<br />
die Sprechzeit tc ist. Man könnte die Sprechzeit als Variable notieren und mit den Relativtempora<br />
auskommen. 9 Wir holen hier die Sprechzeit aus dem Kontext und geben den deiktischen<br />
Tempora einen anderen logischen Typ:<br />
( 4-6) Deiktische/absolute Tempora als Operatoren (Typ (it)t)<br />
a. Englisch: [[ PRESE]] c = �w.�Pit.P(tc)<br />
Deutsch: [[ PRESD]] c = �w.�Pit.�t[t D tc & P(t)],<br />
wobei t D tc gdw. kein Teil von t liegt vor tc<br />
b. [[ PASTc]] c = �w.�Pit.�t[t < tc & P(t)]<br />
Das deutsche Präsens bezeichnet hier eine Nichtvergangenheit; vgl. dazu (Comrie, 1995) .<br />
Von seiner eingebauten Deixis abgesehen, ist es das Spiegelbild zum Perfekt. Statt PRESE<br />
schreibe ich meistens PRESc.<br />
In der Literatur sind alternativ auch pronominale Tempora üblich:<br />
7<br />
Zu dieser Perfektrelation, vgl. (Musan, 2002) und (Pancheva and Stechow, 2004).<br />
8<br />
Näheres in (Musan, 2002).<br />
9<br />
Diese Technik wird in (Heim, 1994) angewandt.<br />
10