SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR ...
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v.Stechow Ausdruck: 11.08.2005<br />
Der erste Fall ist genau das, was wir als semantisches Perfektiv bezeichnet haben. Die beiden<br />
anderen Fälle haben wir nicht unterschieden. Das Präsens besagt, dass eine temporale<br />
Eigenschaft von der Sprechzeit „now“ ausgesagt wird, die ein sehr kurzes Intervall ist.<br />
Das System liefert sofort einen erwünschten Kontrast für das Englische:<br />
(8-15) Ede is sick: PRES (EDE_SICK)<br />
= �w.�e[EDE_SICK(w)(e) & �(e,w) ° now]<br />
(8-16) ?Ede goes home: PRES (EDE_GO_HOME)<br />
= �w.�e[EDE_GO_HOME(w)(e) & �(e,w) � now]<br />
Unter der Annahme, dass Eventive keine punktförmigen Ereignisse sind, kann man den<br />
zweiten Satz nicht sagen.<br />
Modale sind nun nach dem folgenden Schema gebaut:<br />
[t,_) steht hier für ein Intervall, das links geschlossen ist – t gehört also dazu – rechts aber<br />
offen ist, d.h., dass sich in die gesamte Zukunft erstreckt. In anderen Arbeiten findet sich<br />
dafür die Notation [t, �). Wenn wir die Proposition EDE_GO_HOME modalisieren, erhalten<br />
wir:<br />
(8-17) Ede may go home: PRES(MAY(EDE_GO_HOME))<br />
= �w.�w’ � MB(w,now) & AT([now,_),w’,EDE_GO_HOME)<br />
= �w.�w’ � MB(w,now) & �e[EDE_GO_HOME(e)(w’) & �(e,w’) � [now,_)]<br />
Das Ereignis kann in einer zugänglichen Welt mit der Sprechzeit beginnen, was wohl nicht<br />
richtig ist, aber wir wollen nicht zu kleinlich sein. Das Modal stellt sicher, dass der Vorgang<br />
in der Zukunft stattfindet. Temporale Rahmenadverbien werden als Namen für Zeiten aufgefasst,<br />
die mit der lokalen Evaluationszeit geschnitten werden 15 :<br />
TOMORROW wird völlig analog definiert. Aus der Semantik ergibt sich, dass das Adverb<br />
direkt über der VP eingesetzt werden muss:<br />
(8-18) Ede may go home tomorrow: PRES(MAY(TOMORROW(EDE_GO_HOME)))<br />
= �w.�w’ � MB(w,now) & �e[EDE_GO_HOME(e)(w’) & �(e,w’) � [now,_) � tomorrow]<br />
Um das System zu vervollständigen, füge ich noch Condoravdis Behandlung des Perfekts<br />
und des Past hinzu. Sie bezeichnet mit Ew,t die Menge der Ereignisse, die in w vorkommen<br />
und deren Laufzeit in t enthalten ist. Es gibt dann noch den folgenden Hilfsbegriff der Instanzierung<br />
einer Eigenschaft.<br />
15 So eine Regel findet sich bereits in (Kratzer, 1978). Condoravdi hat sie von (Abusch, 1998)übernommen.<br />
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