SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR ...
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v.Stechow Ausdruck: 11.08.2005<br />
b. Wenn Ede gestern getrunken haben würde, hätte er heute krank sein können.<br />
PRES D<br />
VP<br />
it<br />
Ede heute krank sein<br />
TP t<br />
VP<br />
it<br />
32<br />
VP<br />
V'<br />
s(it) it<br />
CP<br />
it<br />
wenn ∅ Ede gestern getrunken haben u - PERF würde u - KONJ<br />
V<br />
s(it) s(it) it<br />
können cf<br />
V it<br />
*PRES *<br />
hätte<br />
Diese Konstruktion ist in mehr als einer Hinsicht merkwürdig. Der Konjunktiv wird nun<br />
nicht mehr vom Modal selegiert, sondern vom Perfekt Auxiliar. Außerdem wird im Nebensatz<br />
weder „haben“ noch „würde“ semantisch interpretiert. Die beiden Auxiliare kodieren in<br />
gewisser Weise den Konjunktiv Plusquamperfekt. Ich gebe gerne zu, dass ich hier viele<br />
Details nicht verstehe, aber zumindest ist die semantische Komposition durchsichtig.<br />
9. ZUSAMMENFASSUNG<br />
In diesem Aufsatz habe ich versucht, die temporale Orientierung von Einstellungsverben<br />
und Modalen auf möglichst einfache Weise zu analysieren. Die angesprochenen Fragen sind<br />
real und elementar und können schon beim ersten Zugang zur Semantik der natürlichen<br />
Sprache nicht vernachlässigt werden. Ich bin überall auf ungeklärte Probleme gestoßen. Die<br />
verwirrende Forschungssituation auf diesem Gebiet liegt meines Erachtens daran, dass sich<br />
Syntaktiker überhaupt nicht um die semantische Interpretation kümmern und Semantikern<br />
der Zusammenhang ihrer Formeln mit der Syntax der natürlichen Sprache gleichgültig ist.<br />
Syntax und Semantik müssen aber über eine Schnittstelle (der Übergang zur LF) zusammen<br />
gebracht werden, und dann werden die konzeptuellen Probleme evident. Ich habe einiges an<br />
Literatur von Forschern zitiert, die sich ernsthaft in diesem Sinn mit den angesprochenen<br />
Fragen beschäftigt haben. Viel an Literatur, das mir bekannt ist, ist nicht erwähnt. Der gewählte<br />
semantische Ansatz ist sehr einfach und konventionell. Ich arbeite mit einer möglichen<br />
Welten Semantik, und Verben haben Welt- und Zeitargumente, und das Tempus ist<br />
das letzte Argument des Verbs. Ich halte das für richtig.<br />
Es kann aber sein, dass die Interpretation von Tempora komplizierter ist, als hier vorgeschlagen.<br />
Z.B. ist könnten das Futur und die auch die Vergangenheitstempora große Intervalle<br />
bezeichnen von der Art, wie sie Abusch und Condoravdi benutzen. Einstellungsverben<br />
haben die Eigenschaft, dass sie über Zeiten quantifizieren, woraus sich ergibt, dass die Perspektivzeit<br />
eines eingebetteten Satzes niemals an der Sprechzeit festgemacht sein kann. Wenn<br />
das Komplement ein scheinbar deiktisches Tempus hat, muss dieses semantisch leer sein. Ein<br />
Relativtempus wie im Japanischen ist natürlich im Komplement möglich. In SOT-Sprachen