SEMANTISCHES UND MORPHOLOGISCHES TEMPUS: ZUR ...
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v.Stechow Ausdruck: 11.08.2005<br />
� ist hier ein Nulltempus, welche das Tempusmerkmal von PRES erbt. In Condoravdis<br />
Theorie könnten wir „will“ als zweistelliges Modal auffassen, das den if-Satz als erstes Argument<br />
nimmt:<br />
(8-24) Zweistelliges modales „will“<br />
WOLLMB : �P�Q�w�t.(�w’ � MB(w,t)) INST(w’,P,[t,r)) � INST(w’,Q,[t,r))<br />
Der Satz würde dann analysiert als:<br />
(8-25) PRES ((WOLLMP(TOMORROW(RAIN))(WE_AT_HOME))<br />
Das Präsens im Antezedens des Konditionals wird also nicht interpretiert. Man beachte,<br />
dass wir die Temporaladverbien in Haupt- und Nebensatz beliebig variieren können, Hauptsache,<br />
beide Adverbien bezeichnen eine künftige Zeit:<br />
(8-26) a. If it rains tomorrow, we will go out today.<br />
b. If it rains today, we will go out tomorrow.<br />
Diese Methode macht wesentlich von der intersektiven Semantik für Temporaladverbien<br />
Gebrauch. Ich erinnere daran, dass bei Abusch und Condoravdi TOMORROW(P) auf ein<br />
Intervall t zutrifft, wenn P auf tomorrow � t zutrifft. Deswegen kann für das von WOLLMB<br />
eingeführte Intervall [t,r) gelten, dass die durch den Hauptsatz ausgedrückte Eigenschaft Q<br />
auf tomorrow � [t,r) zutrifft und die durch den Nebensatz ausgedrückte Eigenschaft P auf<br />
today � [t,r). Mit meiner Adverbialsemantik würde die Modalisierung nichts nützen, denn<br />
bei mir trifft TOMORROW(P) auf ein Intervall t zu, wenn t � tomorrow ist. Aber ein durch<br />
WOLL eingeführtes Intervall kann nicht sowohl in heute als auch in morgen sein, selbst<br />
wenn das Intervall klein ist und nicht so ein langes Intervall, wie bei Abusch/Condoravdi.<br />
Wenn die eben formulierte Semantik für WOLLMB als funktioniert, so hat das nichts mit der<br />
Modalisierung zu tun, sondern mit der Analyse der Temporaladverbien.<br />
Für das Deutsche können wir ein kovertes MUSS annehmen, welches GZ-orientiert<br />
ist.<br />
( 8-27) Kovertes zweistelliges MUSS (Typ (sit)((sit)(it)))<br />
[[ MUSSMB]] = �w�P�Q�t.(�w’ � MB) P(w’)(t) � Q(w’)(t)<br />
Overtes zweistelliges „muss“ hat dieselbe Semantik, und „kann“ ist natürlich ein Existenzquantor.<br />
Satz (8-22a) hätte dann die folgende LF:<br />
( 8-28) PRESD MUSS(wenn � es morgen regnet)(wir zu Hause bleiben)<br />
= �w�t[t D tc & (�w’ � MBw,� )[es regnete in w’ zu t�morgen � wir bleiben in w’ zu<br />
t daheim]]<br />
Hier ist nicht gesagt, ob wir morgen oder heute zu Hause bleiben, sondern nur, dass wir<br />
nach der Sprechzeit zu Hause bleiben. Das scheint mir richtig.<br />
Die Behandlung von modalisierten indikativen Konditionalen funktioniert nach dieser<br />
Methode recht gut und erklärt, wieso wir das Tempus in der Restriktion ignorieren können.<br />
Können-Konditionale funktionieren ebenso.<br />
( 8-29) a. Wenn Ede heute krank ist, kann er auch morgen krank sein.<br />
b. If Ede is sick today, he might be sick tomorrow as well.<br />
PRESD [[kann[pres] wenn � Ede heute krank ist] Ede morgen krank sein]<br />
Hier ist die präzise LF dazu:<br />
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