Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr! - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 55 / 14. 12. 2007<br />
Kultur<br />
HAUS-RUCKER-CO LIVE again<br />
Von 16. 11. 2007 bis 16. 3. 2008 im Lentos Museum Linz<br />
Das Lentos Kunstmuseum zeigt mit s<strong>ein</strong>er<br />
Ausstellung „HAUS-RUCKER-CO<br />
LIVE again“ das Hauptstück aus der Ausstellungsinszenierung<br />
LIVE aus dem <strong>Jahr</strong><br />
1970 (Museum des 20. <strong>Jahr</strong>h<strong>und</strong>erts, Wien).<br />
Es wäre naiv, „LIVE again“ im Museum<br />
des beginnenden 21. <strong>Jahr</strong>h<strong>und</strong>erts als Schauplatz<br />
oder gar als Modell neuer <strong>und</strong> alternativer<br />
Handlungsformen zu präsentieren.<br />
„Kunst“ <strong>und</strong> „Leben“ haben sich schrecklich<br />
weit von <strong>ein</strong>ander entfernt – Kunst ist Kunst,<br />
<strong>und</strong> alles Andere ist alles Andere, wie der<br />
amerikanische Maler Ad R<strong>ein</strong>hardt vor<br />
<strong>Jahr</strong>zehnten noch als Forderung postuliert<br />
hat, der glaubte, daß man die Kunst vor der<br />
Ver<strong>ein</strong>nahmung durch die Konsumindustrie<br />
schützen müßte oder könnte. Die Ver<strong>ein</strong>nahmung<br />
hat sich als unvermeidlich erwiesen.<br />
Doch es ist komplizierter: Die Kunst<br />
<strong>und</strong> ihre Institutionen existieren heute in<br />
dem verwirrenden, unauflösbaren Paradox,<br />
den Regeln auf <strong>ein</strong>em Markt der Unterhaltung,<br />
des Luxus <strong>und</strong> der Moden entsprechen<br />
zu müssen <strong>und</strong> sich gleichzeitig dessen<br />
Verwertungslogik beständig zu entziehen.<br />
„LIVE again“ im Lentos zeigt <strong>ein</strong>e historische<br />
Arbeit, erinnert mit zahlreichen Dokumenten,<br />
Filmen <strong>und</strong> ergänzenden Artefakten<br />
an die Zeit ihrer Entstehung – <strong>und</strong> wirft<br />
aktuelle Fragen auf. Diese Fragen betreffen<br />
dringlicher den Status des Museums, als aufs<br />
weite Feld <strong>ein</strong>er Zeit- <strong>und</strong> Gesellschaftsdiagnose<br />
zu führen. Der Abstand zum Lebensgefühl<br />
von 1970 wird angesichts der Originaldokumente<br />
überdeutlich. Doch „LIVE<br />
again“ war auch <strong>ein</strong>e Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />
mit dem Museum, <strong>und</strong> diese Reflexion, im<br />
Hier <strong>und</strong> Jetzt, wird in „LIVE again“ mit<br />
dem Publikum geteilt.<br />
Im Zentrum der Ausstellung steht das<br />
Riesenbillard, <strong>ein</strong>e 15 x 15 m große <strong>und</strong> 1 m<br />
hohe weiße pneumatische Matte mit drei<br />
Luftkugeln aus PVC. Die Matratze kann als<br />
Bühne fungieren, auf der die Menschen<br />
gleichsam zu Akteurinnen <strong>und</strong> Akteuren der<br />
Szenerie werden. Im Rahmen dieser Intervention<br />
galt es damals die museumsimmanente<br />
Sicht aufzubrechen, den Status des<br />
Rezipienten spielerisch zu hinterfragen. Das<br />
Museum als Spielwiese? Heute, fast 40 <strong>Jahr</strong>e<br />
später, hat sich die Erwartungshaltung der<br />
Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher geändert: neben<br />
den Gr<strong>und</strong>aufgaben <strong>ein</strong>es Museums ist<br />
Unterhaltung auf hohem Niveau Standard<br />
geworden.<br />
In den 1960er <strong>Jahr</strong>en verließen die jungen<br />
Architekten <strong>und</strong> Künstler ihre Ateliers<br />
mit dem Anspruch, die Gesellschaft zu verändern.<br />
Der technische Fortschritt schien mit<br />
der ersten Mondlandung grenzenlos. Diese<br />
Entwicklung brachte <strong>ein</strong>e Aufbruchstimmung,<br />
die lautstark Aufsehen erregte, Spaß<br />
am Experiment <strong>und</strong> Interesse an neuen<br />
Materialien zeigte sowie breites <strong>und</strong> überregionales<br />
Medienecho erregte.<br />
Die Gruppe „HAUS-RUCKER-CO“ (Autoren<br />
1970: Lauris, Zamp, Pinter, 1971 Eintritt<br />
von Manfred Ortner) wurde im musea-<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
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len <strong>und</strong> öffentlichen Raum aktiv: Bewußts<strong>ein</strong>serweiterung<br />
<strong>und</strong> Stadtgestaltung waren<br />
angesagt. Unter dem Einfluß neuer Baustoffe<br />
entstanden Prototypen für neue Wohnideen,<br />
sowie Vorschläge, wie der Lebensraum<br />
des Menschen neu zu gestalten wäre.<br />
Ergänzt wird die Schau der Architekten-<br />
Künstlergruppe mit Objekten <strong>und</strong> Grafiken<br />
aus der Sammlung des Lentos, Leihgaben<br />
u.a. aus dem Museum moderner Kunst Stiftung<br />
Ludwig Wien, den Archiven der Künstler<br />
sowie aus Privatarchiven. Original-Filme<br />
sowie Literatur aus der Lentos Bibliothek<br />
über die Künstler <strong>und</strong> deren Umfeld ergänzen<br />
die Schau. http://www.lentos.at �<br />
Riesenbillard, 2007; PVC, Nylon, Metall 1,50 x 15 x 15 m Foto: Lentos / Norbert Artner