Pfarrbrief 171 - 2012 - Lebendige Pfarre - St.Jakob Windischgarsten ...
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Wissen Sie, wie viele Briefe Paulus geschrieben<br />
hat? Haben Sie schon einmal darüber<br />
nachgedacht, wie viele verschiedene Wunder<br />
Jesus gewirkt hat? Waren es drei Könige<br />
oder drei Weise aus dem Morgenland, die<br />
Jesus bei seiner Geburt besucht haben?<br />
Wer hat eigentlich die Schriften des Neuen<br />
Testaments geschrieben? Warum wurden<br />
gerade diese Schriften für das Neue Testament<br />
zusammengestellt? Was heißt, dass die<br />
biblischen Schriften „inspiriert“ sind?<br />
Mit diesen und mit noch mehr Fragen beschäftigen<br />
sich Exegeten (= Bibelforscher,<br />
Bibelwissenschaftler, Bibelausleger) des<br />
Neuen Testaments. Ebenso wie das Alte<br />
Testament ist auch das Neue Testament eine<br />
Sammlung von verschiedenen Schriften.<br />
Diese Sammlung von 27 Schriften umfasst<br />
zwei unterschiedliche Textsorten: 21 Briefe<br />
und 6 heilsgeschichtliche Texte. Dazu zählen<br />
die vier Evangelien, die Apostelgeschichte<br />
und die Offenbarung des Johannes. Entstanden<br />
sind all diese Schriften in einem<br />
Zeitraum von 50 bis 120 nach Christus.<br />
Am weitesten verbreitet ist heute die Idee,<br />
dass der 1. Brief an die Thessalonicher der<br />
älteste zusammenhängende Text des Neuen<br />
Testaments ist. Ganz allgemein gesprochen<br />
zeigen die neutestamentlichen Briefe<br />
drei Anliegen der jungen Kirche. Da Briefe<br />
pragmatische Texte sind, wollen die Briefschreiber,<br />
erstens, ihre Adressaten zu einer<br />
bestimmten Handlung in der Gemeinde<br />
bewegen und anleiten. Sie zeugen daher von<br />
einer Lebendigkeit in den Gemeinden. Zweitens<br />
sind die Briefe zwar für eine konkrete<br />
Gemeinde formuliert worden, betreffen aber<br />
vom Inhalt her immer die gesamte Kirche.<br />
Und drittens wollen die Briefe neue Impulse<br />
ins Gemeindeleben bringen und sind daher<br />
Teil einer mündlichen Verkündigung, deren<br />
Texte z.B. als Predigt vorgelesen wurden.<br />
Das erklärt auch den appellativen Charakter<br />
der Briefe, die zur Glaubenstreue aufrufen,<br />
Signale für eine Lebenskorrektur setzen<br />
und neue Wege eines gelebten Christseins<br />
zeigen. Wie auch heute üblich, hat ein Brief<br />
bestimmte formale Kriterien zu erfüllen.<br />
Für die Briefe des Neuen Testaments sind<br />
folgende Kriterien nachzuweisen. Jeder Brief<br />
enthält ein Präskript, das den Absender, den<br />
Empfänger und Grußworte beinhaltet. Danach<br />
folgt ein Proömium, eine Danksagung<br />
für den Glaubenszustand. Hierauf folgt das<br />
Zentrum des Briefes, der Brief-Corpus, das<br />
aus einem lehrhaften und einem mahnenden<br />
Teil besteht. Oft wird der mahnende Teil<br />
als Paraklese (=Zuspruch) bezeichnet. Den<br />
Abschluss des Briefes bildeten meist Grüße,<br />
theologie:<br />
Gelebter und verstehender<br />
Glaube (4)<br />
Ein rundgang durch das <strong>St</strong>udium<br />
der katholischen theologie<br />
(neues testament: Einleitung, Briefliteratur,<br />
Evangelien, Kanonkriterien)<br />
verbunden mit der Aufforderung, den Brief<br />
allen Gläubigen vorzulesen und die Briefe<br />
mit anderen Gemeinden auszutauschen.<br />
Eine Besonderheit der antiken Briefliteratur<br />
lässt sich an den Paulusbriefen zeigen. Es ist<br />
heute gängige Lehre, dass von den vierzehn<br />
paulinischen Briefen mit Sicherheit sieben<br />
von Paulus persönlich geschrieben worden<br />
sind (1Thess, Gal, 1 und 2 Kor, Phil, Phlm,<br />
Röm). Dagegen gelten die Kol, Eph und 2<br />
Thess, 1 und 2 Tim, Tit als Deuteropaulinen,<br />
also Briefe, die im Sinne des Paulus zu<br />
späterer Zeit geschrieben worden sind. Vergleicht<br />
man die authentischen Paulusbriefe<br />
mit den deuteropaulinischen, so finden sich<br />
in den Erstgenannten übereinstimmende<br />
inhaltliche und theologische Merkmale, die<br />
in den Zweitgenannten nicht mehr nachzuweisen<br />
sind, z.B. Rede von Gott als dem<br />
handelnden Subjekt oder die paulinische<br />
Kreuzestheologie.<br />
Die bekannteren Schriften des Neuen Testaments<br />
sind sicherlich die 4 Evangelien. Diese<br />
wurden nach ihren Verfassern benannt:<br />
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.<br />
Angelehnt an das jüdische Verständnis<br />
bedeutet Evangelium Freudenbotschaft<br />
vom endzeitlichen König-Sein Gottes.<br />
Denn die vier Autoren der Evangelien sehen<br />
die Verheißung aus dem Buch Jesaja<br />
61,1 (Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf<br />
mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er<br />
hat mich gesandt, damit ich den Armen<br />
eine frohe Botschaft bringe und alle heile,<br />
deren Herz zerbrochen ist, damit ich den<br />
Gefangenen die Entlassung verkünde und<br />
den Gefesselten die Befreiung,…) in Jesus<br />
erfüllt. Zugleich wollen sie zeigen, dass<br />
das schöpferische Heilshandeln des einen<br />
Gottes in der endzeitlichen Auferweckung<br />
des am Kreuz getöteten Jesus von Nazaret<br />
begründet ist. Die Leistung der Evangelisten<br />
liegt nun darin, dass sie Jesu Tod am Kreuz<br />
und seine Auferweckung mit dem irdischgeschichtlichen<br />
Jesus in einer Biografie,<br />
nach antikem Verständnis, verbinden.<br />
Zwischen dem Matthäus-, Markus- und<br />
Lukasevangelium zeigen sich im Aufriss,<br />
in der Reihenfolge und im Wortlaut sehr<br />
auffallende Übereinstimmungen, aber auch<br />
Unterschiede. Erklärt wird dieses Phänomen<br />
heute mit der Zwei-Quellen-Theorie.<br />
Demnach dient das Markusevangelium<br />
als Vorlage für die beiden anderen. Zusätzlich<br />
benutzen aber Mt und Lk für ihr<br />
Evangelium noch eine weitere gemeinsame<br />
Quelle, die sogenannte Logienquelle, und<br />
ein umfassendes Sondergut. Jeder der vier<br />
Evangelisten schreibt seine Jesusbiografie<br />
für einen bestimmten Kulturraum, zu einer<br />
unterschiedlichen Zeit und unter verschiedenen<br />
Gesichtspunkten. Das Evangelium<br />
nach Markus gilt demnach als das älteste,<br />
um 70 n. Chr. Es berichtet über den Weg<br />
(von Galiläa nach Jerusalem) und das Wirken<br />
Jesu in Wort und Tat. Zugleich offenbart<br />
es schrittweise das Christusgeheimnis, das<br />
erst bei der Kreuzigung ganz offenbart wird.<br />
Das Evangelium nach Matthäus, um rund<br />
80 n.Chr. verfasst, gilt als das kirchliche<br />
und prägt die junge Kirche ganz entscheidend.<br />
Die Jesusbiografie ist eine geschichtstheologische<br />
Aufarbeitung der christlichen<br />
Gegenwart der Kirche. Einzigartig ist die<br />
Kombination von Wort-Überlieferungen (=<br />
Reden) und Tat-Überlieferungen (= Wunder,<br />
Zeichen), in denen das von Jesus Gesagte<br />
bzw. Gewirkte mit einer Rede oder einem<br />
Wunder untermauert wird (vgl. Bergpredigt<br />
Mt 5-7 und der nachfolgende Wunderzyklus<br />
Mt 8-9). Der Evangelist Lukas schreibt ein<br />
Doppelwerk: das Evangelium nach Lukas<br />
und die Apostelgeschichte. Sein Anliegen<br />
war eine gesicherte Jesusüberlieferung zu<br />
verfassen. Auch er geht von der Erfüllung<br />
der Worte von Jes 61,1 aus, das sich in Jesus<br />
Christus erfüllt hat, – soweit das Evangelium<br />
– das göttliche Heilshandeln aber in<br />
der Welt der jungen Kirche noch weitergeht<br />
– Apostelgeschichte. Zentrale Themen sind<br />
bei ihm Christus als Wegbegleiter zum Heil,<br />
der Heilige Geist als Dynamik der Kirche,<br />
Betonung der kommenden Endzeit, des<br />
Gebetes, des sozialen Engagements. Das<br />
Evangelium nach Johannes gilt als das pneumatische<br />
Evangelium. Geschrieben wurde<br />
dieses Evangelium am Ende des 1. Jh. n.<br />
Chr. und steht der Tradition der gnostischen<br />
Erlösungslehre nahe. Das gott-menschliche<br />
Handeln wird vor allem durch den Heiligen<br />
Geist in der Kirche sichtbar und erschließt<br />
sich in meditativer Weise.<br />
Gerade in den ersten Jahrhunderten des<br />
Christentums entstehen zahlreiche theologische<br />
Schriften und Biografien über Jesus.<br />
Daher geht man in der Bibelwissenschaft<br />
des Neuen Testaments auch der Frage nach,<br />
12 Nr. <strong>171</strong><br />
warum diese 27 Schriften zum Kanon des<br />
Neuen Testaments erhoben werden, und<br />
vielen anderen Schriften, den sogenannten<br />
Apokryphen, die Aufnahme verwehrt wird.<br />
Ein Kanon (= normgebendes Kompendium<br />
christlicher Schriften) wird für die Christen<br />
der ersten Jahrhunderte notwendig, da sich<br />
die Epoche der Apostel immer mehr entfernt<br />
und die paulinischen Briefe immer<br />
weiter verbreitet werden. Zudem gibt es<br />
das Bedürfnis nach Sicherheit und Garantie<br />
der Christen, die christliche Botschaft vor<br />
Veränderungen zu schützen. Ebenso muss<br />
sich das junge Christentum mit anderen<br />
Traditionen und Kulten auseinandersetzen,<br />
wozu eine für Christen verbindliche<br />
Glaubensschrift und Lehre hilfreich ist.<br />
September <strong>2012</strong><br />
Benediktfest<br />
Persönlich war ich sehr gerührt, als wir am<br />
11. Juli um 19.00 Uhr mit den Pilgern, die<br />
von <strong>Windischgarsten</strong>, <strong>St</strong>. Paul in Kärnten<br />
und Molln gekommen sind, und Abt<br />
Bruno in die Pfarrkirche einzogen, um<br />
gemeinsam Eucharistie zu feiern. Viele<br />
hatten den Rucksack bei sich, und für<br />
viele war es ein großes Erlebnis, dass das<br />
Pilgern in die Abendmesse eingeflossen<br />
ist, um deutlich darauf hinzuweisen, dass<br />
auch Pilger eine Quelle brauchen: es ist<br />
Christus, der Herr. Darauf hat Abt Bruno<br />
in seiner Predigt verwiesen, indem er die<br />
Regel des Hl. Benedikt vorstellte und darauf<br />
verwies, dass der Liebe Christi und dem<br />
Gottesdienst nichts vorgezogen werden<br />
darf. Im Anschluss an diese Festmesse<br />
war Agape angesagt, und als der Wein<br />
zu Ende kam, hieß es für alle, auch nach<br />
Hause zu gehen. Viele sagten, dass sie<br />
Der heute älteste Kanon ist der Kanon des<br />
Fragmentum Muratorianum, der um das<br />
Jahr 200 zusammengestellt wurde. Als<br />
Aufnahmekriterien legt die Urkirche fest,<br />
dass die Schriften wegen ihrer Rückführung<br />
auf die apostolische Tradition überall Anerkennung<br />
beanspruchen können. Ferner<br />
haben die Schriften eine historische Kontinuität<br />
aufzuweisen. Demnach werden<br />
die Verlässlichkeit und die Verbindlichkeit<br />
des Glaubens an die Anfangszeit, an Jesus<br />
selber, gebunden. Darüber hinaus zeichnet<br />
sich die Apostolizität der Schriften durch<br />
ein hohes Alter, Urkirchlichkeit, erbauliche<br />
und allgemein anerkannte Inhalte,… aus.<br />
Und noch ein weiteres Kriterium muss eine<br />
Schrift erfüllen, um im Kanon des Neuen Tes-<br />
Eigenartig<br />
Man kann weder in der großen Kirche noch im Umfeld einer <strong>Pfarre</strong> Forderungen<br />
stellen, die theologisch falsch sind und sich dann enttäuscht bzw. sogar empört in<br />
den eigenen „Schmollwinkel“ zurückziehen.<br />
Die Kirche tagt und tagt, und es wird nicht heller.<br />
Kardinal Meisner<br />
aber im kommenden Jahr wieder kommen<br />
werden. Danke allen Pfarrgemeinderäten<br />
in Chur ist Bischof Vitus Huonder nicht bereit ,<br />
„den Menschen unbequeme kirchliche Positionen<br />
zu verschweigen, nur damit sie weiterhin ihre <strong>St</strong>euer zahlen“,<br />
gibt das Bistum in einer Pressemeldung bekannt.<br />
taments Platz zu finden: sie muss von Gott<br />
inspiriert sein. Von seiner sprachlichen Gestalt<br />
betrachtet, ist das Neue Testament ein<br />
Menschenwort, das den Anspruch erhebt,<br />
als Gotteswort gelesen zu werden, das aus<br />
der Glaubensgeschichte Israels und aus deren<br />
Erfüllung in Jesus Christus zu begreifen<br />
ist. Als inspiriert gilt daher die Einwirkung<br />
des Geistes Gottes auf die Verfasser, die in<br />
ihrem Schreiben wiederum das offenbarte<br />
Christusbekenntnis auf Gottes lebensschaffenden<br />
Geist beziehen. Das Neue Testament<br />
ist daher mehr als ein Geschichtenbuch, und<br />
wenn man beim Lesen darin die göttliche<br />
Inspiration wirken lässt, wird die Lektüre<br />
eine lohnende werden.<br />
Mag. Michael U. Thallinger<br />
Buchausstellung<br />
und EZa-Markt<br />
3./4. november<br />
Samstag, 13.00 – 19.00 Uhr<br />
Sonntag, 9.30 – 20.00 Uhr<br />
im Pfarrheim<br />
und Gemeinderäten, die die Einladung<br />
ernst genommen haben.<br />
Manche aufgaben muss man<br />
sofort erledigen, damit sie nicht<br />
auf die lange Bank geschoben<br />
werden.<br />
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