Pfarrbrief 171 - 2012 - Lebendige Pfarre - St.Jakob Windischgarsten ...
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Ein Bauer aus Tekoa (Am 1,1) in Juda – ein<br />
kleiner Ort 16 km südlich von Jerusalem,<br />
am Übergang des Kulturlandes in die <strong>St</strong>eppe<br />
– tritt am wichtigsten Wallfahrtsort Bet<br />
El des Nordreiches Israel auf und wirkt als<br />
Prophet. Er fühlt sich berufen und verbreitet<br />
am Hofheiligtum Jerobeams II. (782-747 v.<br />
Chr.) prophetische Einsichten. Es ist um 760 v.<br />
Chr. Sein Name ist Amos und er betont stolz:<br />
„Ich bin kein Mann aus einer bezahlten Prophetenzunft<br />
am Königshof. Ich bin ein freier<br />
Bauer und züchte Vieh und Maulbeerbäume.“<br />
Amos lebte von der Landwirtschaft. (vgl. Am<br />
7,14). <strong>St</strong>olz und großes Selbstbewusstsein<br />
sprechen aus diesen Worten. Von Gott als<br />
einfacher Mann berufen, verließ er seine<br />
Herden (vgl. Am 7,15) und begab sich von<br />
Judäa nach Israel in das Zehnstämmereich,<br />
das sich in politischer und wirtschaftlicher<br />
Blüte befand.<br />
Bet-El erinnert an den Traum des <strong>St</strong>ammvaters<br />
<strong>Jakob</strong> von der Himmelsleiter. Wörtlich heißt<br />
der Ort „Haus Gottes“. Die Könige von Israel<br />
bauten ihn aus als zentralen Wallfahrtsort<br />
ihres Reiches. Als Amos hier predigt, fährt<br />
der Oberpriester Amazja ihn an: „Geh‘ in<br />
deine Heimat nach Juda, ernähre dich redlich,<br />
dann kannst du dort als Prophet auftreten.<br />
Hier hast du nichts zu suchen.“ Bet-El ist ein<br />
Reichstempel, und nur der König bestimmt,<br />
was geschieht“ (Am 7,12). Obwohl Amos<br />
wahrscheinlich nur wenige Tage auftreten<br />
konnte und dann abgewiesen wurde, ist er<br />
aber doch nicht der Vergessenheit anheimgefallen,<br />
die man ihm zugedacht hatte.<br />
Vielleicht stammt Amos noch aus einer weitgehend<br />
intakten Gesellschaft in Juda, die sehr<br />
Kleine Zugänge zum<br />
alten testament (10)<br />
DEr PrOPHEt aMOS IM<br />
nOrDrEICH<br />
stark bäuerlich geprägt war und noch nicht<br />
unter königlichem Herrschaftsjoch litt. Das<br />
Nordreich Israel beherrschte damals sehr<br />
erfolgreich König Jerobeam II. (781-742 v.<br />
Chr.). Obwohl es wirtschaftlich hervorragend<br />
ging, verwies er in seiner Predigt auf den<br />
inneren Verfall, den die glänzende Fassade<br />
des wirtschaftlichen Aufschwungs nicht<br />
verbergen konnte. Auf religiösem, sittlichem<br />
und sozialem Gebiet herrschten schlimmste<br />
Missstände, denn die Kluft zwischen Arm<br />
und Reich vertiefte sich immer mehr. Amos<br />
spürte den Ruf Gottes, Israel zu mahnen und<br />
auf den rechten Weg zu führen. Er analysierte<br />
die gesellschaftliche Lage klar und formulierte<br />
in scharfen Gerichtsreden die Gefahren, die<br />
bei Fortdauer der Unrechtssituation drohten.<br />
Soziale Vergehen (vgl. Am 5,7.10-15) werden<br />
schonungslos aufgedeckt.<br />
Das zentrale Thema seiner Predigt war die<br />
Gottesfrage. Seine Verkündigung in deutlicher<br />
Sprache und eindrucksvollen Bildern<br />
droht das göttliche Gericht an. Israel ist nicht<br />
lebensfähig als Volk ohne Treue und eindeutigen<br />
Glauben an den Gott Jahwe. Was<br />
bereits die Propheten wie Elija und Elischa<br />
in grauer Vorzeit verkündeten, machen die<br />
Schriftpropheten zum Hauptthema. Als erster<br />
tritt Amos ins Rampenlicht der Geschichte.<br />
Er geißelt das goldene <strong>St</strong>ierbild in Bet-El als<br />
Mißbrauch, Götzendienst und Abfall von dem<br />
einen Gott Jahwe. Erst in der Katastrophe<br />
von 722, der Zerstörung des Nordreiches<br />
durch den Assyrerkönig Salmanassar, und<br />
später der Vernichtung Jerusalems 586 v.<br />
Chr. scheint wie eine Fackel das Gericht auf<br />
und die Wahrheit der Prophetenrede des<br />
Amos kommt endgültig ans Licht. Auch zieht<br />
Amos gegen den veräußerlichten Kult (vgl.<br />
Am 5,21-27) zu Felde, denn der Herr lässt<br />
sich durch den Kult Israels nicht täuschen,<br />
sondern er fordert Verantwortung, die auch<br />
Gericht zur Folge haben kann.<br />
Die Ausweisung durch den Oberpriester<br />
Amazja lässt Amos kalt. Er weiß sich berufen<br />
von Gott und tritt auf, sei es gelegen<br />
oder ungelegen. Die Frage nach Gott muss<br />
öffentlich und eben nicht nur zuhause gestellt<br />
werden; die Folgen für das Zusammenleben in<br />
Gerechtigkeit und Freiheit sind immer wieder<br />
anzumahnen. Wir sollten uns das Selbstbewusstsein,<br />
den Mut und die Unabhängigkeit<br />
des Propheten Amos zum Vorbild nehmen<br />
und seine Qualitäten in unser christliches<br />
Bekenntnis einbringen. In einer Zeit, wo<br />
ein buntes Vielerlei uns bestürmt, melden<br />
sich viele mit eigenen Vorstellungen und<br />
Entwürfen zu Wort. Wir müssen das unaussprechliche<br />
Geheimnis, das wir Gott nennen,<br />
ganz neu suchen. Oder nein, eigentlich gilt<br />
das Umgekehrte: Das Geheimnis unseres<br />
Lebens, Gott genannt, ist dabei, uns ganz neu<br />
aufzusuchen. Denn Gott ruft in <strong>St</strong>immen nach<br />
uns, die uns allzu leicht entgehen: in <strong>St</strong>immen<br />
von Kindern und all den anderen kleinen<br />
Menschen, in den <strong>St</strong>immen der Armen und<br />
Unterdrückten; in den <strong>St</strong>immen, die von den<br />
maßgebenden Mächten übertönt und zum<br />
Schweigen gebracht werden.<br />
Was der Hl. antonius einmal gesagt hat (+1231)<br />
Manchem fehlt bei der Beichte die Sprache und er murmelt seine Sünden daher. Er schämt sich nur, dass er sie bekennen soll,<br />
nicht aber, dass er sie begangen hat. Ich beichte zwar bei einem Menschen, nicht als einem Menschen jedoch beichte ich ihm,<br />
sondern als dem <strong>St</strong>ellvertreter Gottes.<br />
Er wurde in Rom als Sohn des Subdiakons<br />
<strong>St</strong>ephanus geboren. Er war Presbyter und<br />
Vertreter der Fraktion, die sich gegen Gregor<br />
und das Mönchtum stellte. Er – der „von<br />
Gott Gegebene“ - wurde fünf Monate nach<br />
dem Tod Bonifaz‘ IV. zum Papst gewählt. Er<br />
weihte 14 Presbyter und führte ein abendliches<br />
<strong>St</strong>undengebet für den Klerus ein, den er<br />
stark bevorzugte. Sein Pontifikat fällt mit einer<br />
Periode zusammen, in der sich das Gefühl<br />
der Unduldsamkeit und der Willen zur Unabhängigkeit<br />
gegenüber der byzantinischen<br />
Macht auf immer klarere und heftigere Weise<br />
bemerkbar machte. Es gab Aufstände in Ravenna,<br />
in Neapel und selbst in Rom. Die von<br />
Die Päpste: Ihr leben im laufe<br />
der 2000-jährigen Geschichte (67)<br />
Hl. aDEODatuS I.<br />
(615 – 618)<br />
den Langobarden regierten Gebiete genossen<br />
dagegen eine gewisse Ruhe. Adeodatus oder<br />
Deusdedit genoss den Ruf eines Wundertäters,<br />
da er auch die schwersten Formen der Pest<br />
heilen konnte, indem er bloß seine Lippen<br />
auf die unsauberen Wunden der Kranken<br />
legte. Von ihm kennt man das Bleisiegel, mit<br />
dem er als erster Papst das päpstliche Siegel<br />
zum Verschluss der päpstlichen Bullen und<br />
Dekrete verwendete. Darauf waren der Gute<br />
Hirte unter den Schafen und die christologischen<br />
Symbole Alpha und Omega zu sehen.<br />
Er war der Erste, der dieses Siegel benützte.<br />
Er hat eine runde Form und die Größe einer<br />
Münze und heißt auf Lateinisch bulla. Er<br />
hinterließ für jeden bei seiner Begräbnisfeier<br />
anwesenden Kleriker ein silbernes Geschenk.<br />
Er war der erste Papst, der bei seinem Tod<br />
seinem Klerus eine Vergütung und Spenden<br />
hinterließ. Er starb am 8. November 618 und<br />
ist in den Vatikanischen Grotten beigesetzt.<br />
Auf seinem Grabstein ließ Papst Honorius<br />
meißeln, Adeodatus sei einfach, demütig,<br />
weise und scharfsinnig gewesen.<br />
Das deuterokanonische (= findet sich nicht in<br />
der hebräischen „Bibel“) Buch wird im ersten<br />
Vers auf Baruch, den Schreiber des Propheten<br />
Jeremia (vgl. auch Jer 36,4-6.10.26f.32)<br />
zurückgeführt. Es ist uns in griechischer Sprache<br />
überliefert. Das 6. und letzte Kapitel des<br />
Buches, der so genannte Brief des Jeremia,<br />
ist ein von den anderen fünf Kapiteln unabhängiges<br />
Werk.<br />
Der Prophet Baruch und seine Zeit<br />
Baruch [hebr. „der Gesegnete“, „er sei gesegnet“;<br />
dt. Benedikt (!) – engl. Barack (Obama!)<br />
– arab. Barak] ist der Schüler, Schicksalsgefährte<br />
und Sekretär des Propheten Jeremia.<br />
Von ihm wird berichtet, dass er zumindest<br />
die Urrolle und die Leidensgeschichte des<br />
Jeremia (Jer 26ff) aufgeschrieben hat. [Sein<br />
Namenstag wird in der orthodoxen Kirche<br />
am 28. September gefeiert!] Sein Beruf zeigt,<br />
dass er für damalige Verhältnisse hoch gebildet<br />
war und eine führende <strong>St</strong>ellung eingenommen<br />
haben dürfte. Er verlas in der Zeit<br />
des König Jojakim (609-598 v.Chr.) die von<br />
Jeremia diktierten Drohworte im Tempel<br />
(Jer 36,9f) und dann auch vor den Verwaltungs-<br />
und Regierungsbeamten des Königs<br />
(Jer 36,14-18). Diese Drohworte waren ein<br />
Angriff auf den regierenden König und eine<br />
Anprangerung der Übel des Volkes. Darum<br />
riet man Jeremia und Baruch, sich sofort zu<br />
verstecken (Jer 36,19). König Jojakim ließ sich<br />
die „Jeremia“-Aufzeichnungen vorlesen und<br />
verbrannte dann Abschnitt für Abschnitt der<br />
Prophetenrolle. Die - inzwischen im Untergrund<br />
verschwundenen - Urheber befahl<br />
er einzusperren (Jer 36,26). Baruch schrieb<br />
auf Jeremias Diktat hin die Rolle ein zweites<br />
Mal (Jer 36,27-32). Unter Zidkija (597-586 v.<br />
Chr.) wurde Baruch von Jeremia beauftragt,<br />
von seinem Cousin in Anatot außerhalb der<br />
Das Buch Baruch (1)<br />
DEr PrOPHEt unD DIE<br />
GrunDZüGE<br />
belagerten <strong>St</strong>adt einen Acker zu kaufen. Diese<br />
Zeichenhandlung war eine Verheißung dafür,<br />
dass nach dem erwarteten Gericht das<br />
Leben in Juda wieder neu beginnen wird (Jer<br />
32,7-15). Nach der Zerstörung Jerusalems<br />
sah man in Baruch einen einflussreichen,<br />
den Babyloniern ergebenen Anführer, der<br />
Jeremia auf seine Seite gezogen hatte (Jer<br />
43,3). Da man den von den Neubabyloniern<br />
eingesetzten <strong>St</strong>atthalter Gedalja ermordet<br />
hatte, flohen die wenigen übrig gebliebenen<br />
einflussreichen Judäer nach Ägypten und<br />
nahmen Baruch aus Angst, er könnte sie verraten,<br />
mit (Jer 43,6f). Nach Bar 1,1 soll Baruch<br />
in der Babylonischen Gefangenschaft gelebt<br />
und ebendort ein Buch geschrieben haben<br />
(= Das Buch Baruch). Aufgrund inhaltlicher<br />
(geschichtlicher) Ungenauigkeiten nimmt die<br />
Bibelwissenschaft heute aber an, dass das<br />
Büchlein aus mehreren Schriftstücken aus<br />
verschiedenen Zeiten besteht. Ein Redaktor<br />
sammelte diese und schrieb sie einem älteren<br />
Schriftsteller zu, um der Schrift mehr Gewicht<br />
zu verleihen (vgl. Die Weisheit Salomos).<br />
Einladung an alle<br />
sangesfreudigen Pfarrangehörigen<br />
Der Singkreis <strong>Windischgarsten</strong> gestaltet das diesjährige schon traditionelle Adventsingen<br />
als offenes Adventsingen. Das bedeutet, dass alle, die gerne singen, beim Adventsingen<br />
am 8. Dezember <strong>2012</strong> mitwirken können. Die Proben dazu finden jeden Donnerstag<br />
um 20.00 Uhr im Probenlokal des Singkreises im Kulturhaus Römerfeld statt.<br />
Die Probentermine: 27. 09.<br />
04. 10. | 11. 10. | 18. 10. | 25. 10.<br />
08. 11. | 15. 11. | 22. 11. | 29. 11.<br />
06. 12.<br />
aufführung: 08. 12. <strong>2012</strong>, 15.00 Uhr im Kulturhaus Römerfeld.<br />
Es würde uns freuen, wenn sich viele entschließen könnten, beim Adventsingen<br />
mitzusingen. Bei Fragen wendet Euch bitte an den Obmann Tel. 0670/6069530 bzw.<br />
an die Chorleiterin Tel. 0664/1169169. Wir freuen uns euch bei der nächsten Probe<br />
begrüßen zu dürfen um gemeinsam zu singen für ein schönes Adventkonzert.<br />
Mag. Peter Großauer<br />
Gliederung des Baruchbuches<br />
1,1-15a: Bericht über die Abfassung des<br />
Buches und dessen doppelten<br />
öffentlichen Vortrag in Babylon<br />
und Jerusalem<br />
1,15b - 3,8: Sündenbekenntnis und Bittgebet<br />
(„Sühnegottesdienst“)<br />
3,9-4,4: Ausführungen über Weisheit,<br />
Gebote Gottes und das Gesetz<br />
(weisheitliches Lehrgedicht)<br />
4,5-5,9: Klage- und Trostlieder (Klage,<br />
Zuspruch und Hoffnung Zions/<br />
Jerusalems)<br />
6,1-72: Brief des Jeremia: Warnung vor<br />
der Götzenverehrung und Verspottung<br />
von heidnischen Götzenbildern<br />
Grundzüge des Buches<br />
Das Buch Baruch bildet nur eine künstliche<br />
Einheit. Die Adressaten sind die Nachkommen<br />
der Judäer im Exil. Baruch und Tobit sind<br />
die beiden Bücher, in denen gezeigt wird,<br />
wie Gottesgläubige (Jahwegläubige) in der<br />
Diaspora (= Zerstreuung) lebten.<br />
Wichtig waren demnach:<br />
• die Verbindung mit Juda (und seiner Hauptstadt<br />
Jerusalem) vor allem durch das Lesen<br />
der Heiligen Schriften und durch das Gebet<br />
in den Synagogen<br />
• das Halten und Befolgen des Gesetzes,<br />
denn das ist Weisheit (vgl. 3,36ff).<br />
• prinzipiell loyale Haltung gegenüber der<br />
<strong>St</strong>aatsmacht (1,10.11)<br />
• das Aufkommen und Entstehen von messianischen<br />
(Heils-) Erwartungen<br />
• die radikale Abwehr von Kultbildern im<br />
Brief des Jeremia (Bar 6).<br />
Mag. Kurt Rumplmayr<br />
WOrtE IM ECHO<br />
Was mir zuletzt Leute gesagt haben<br />
Eines Tages meldete sich jemand, der vor<br />
20 Jahren im Alter von 30 Jahren aus<br />
der Kirche ausgetreten war. Das geschah<br />
damals als Protest gegen die Tradition,<br />
und bezahlen wollte dieser auch nichts.<br />
Und dann sagte er zu mir: „Jetzt bin ich<br />
wieder bereit, und materiell möchte ich<br />
die Kirche auch unterstützen.“ Und er<br />
fügte hinzu: „Eine gewisse Zeit habe ich<br />
gebraucht, bis ich wieder so weit war.“<br />
In Hannover stieg ich in ein Taxi, das<br />
von einem Schwarzafrikaner aus Ghana<br />
gelenkt wurde. Auf meine Frage nach<br />
seiner Religion sagte er mit strahlendem<br />
Gesicht: „Katholisch“. Und dann fügte<br />
er hinzu: „Selbstverständlich gehe ich<br />
jeden Sonntag zur Hl. Messe.“<br />
30 Nr. <strong>171</strong> September <strong>2012</strong><br />
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