DSS-Heft 80-2006
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Paul Heider<br />
Die NVA im Blickwinkel individueller Erinnerung<br />
sowie wissenschaftlicher Erforschung und<br />
Bewertung ihrer Geschichte<br />
Der 50. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee (NVA) der<br />
Deutschen Demokratischen Republik war Anlass, sich näher mit deren Geschichte<br />
zu befassen. Sowohl Zeitzeugen als auch professionelle Militärhistoriker<br />
meldeten sich auf zahlreichen Veranstaltungen zu Wort. Höhepunkt war<br />
ein wissenschaftliches Kolloquium, zu dem die Karl-Theodor-Molinari-<br />
Stiftung e.V. des Deutschen Bundeswehrverbandes eingeladen hatte. Die etwa<br />
4<strong>80</strong> Teilnehmer waren mit sehr unterschiedlichen Erwartungen zum Veranstaltungsort<br />
Dahlewitz bei Berlin angereist. Die Referenten boten ein differenziertes<br />
und durchaus nicht immer übereinstimmendes Bild über Haltung<br />
und Rolle der NVA während der demokratischen Revolution im Herbst und<br />
Winter 1989/1990 und über das Geschehen in den seither verflossenen fünfzehn<br />
Jahren Zeitgeschichte.<br />
Allgemeine Zustimmung fand die Auffassung, dass die NVA Teil der deutschen<br />
Militärgeschichte ist, wobei deren Platz in ihr noch näher untersucht<br />
und verifiziert werden muss. Doch es ist nicht Absicht des vorliegenden Beitrages,<br />
das Kolloquium des Deutschen Bundeswehrverbandes zu analysieren<br />
und zu bewerten. Vielmehr besteht sein Anliegen darin, auf einige der seit<br />
1990 zahlreich erschienenen Publikationen unterschiedlichen Genres aufmerksam<br />
zu machen. Wobei aus der Vielzahl nur eine kleine Auswahl berücksichtigt<br />
werden kann. Das Hauptaugenmerk gilt dem bisher erzielten Resultat<br />
intensiver Forschungen des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA)<br />
der Bundeswehr.<br />
Doch zunächst soll der Frage nachgegangen werden, wer sich bisher mit der<br />
Geschichte der NVA beschäftigt hat.<br />
Zu nennen sind eigenständige Publikationen von Zeitzeugen, deren erste zu<br />
Beginn der 90er Jahre erschienen sind. Von bleibendem historischen Wert<br />
sind die Erinnerungen von Admiral a.D. Theodor Hoffmann. Der letzte uniformierte<br />
Verteidigungsminister der DDR und Chef der NVA beschreibt sehr<br />
objektiv – und trotzdem nicht ohne Emotionen – die Entwicklung der Streitkräfte<br />
der DDR in der Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und während der<br />
letzten Phase ihrer Existenz. Ihm sei es nicht darum gegangen, die NVA<br />
schönzuschreiben. Jeder von den führenden Militärs müsse sich vielmehr die<br />
Frage vorlegen, was er selbst dazu beigetragen oder unterlassen habe, um die