Human Enhancement - vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich
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Angebot <strong>an</strong> pharmakologischem <strong>Enh<strong>an</strong>cement</strong> 27<br />
Der Wirkstoff Methylphenidat, ein Amphetamin<strong>der</strong>ivat, ist nicht nur im ursprünglichen<br />
Produkt Ritalin, son<strong>der</strong>n auch in weiteren Medikamenten verschiedener<br />
Hersteller enthalten. Beispiele sind Concerta (Johnson & Johnson), Equasym<br />
(Celltech Pharma), Medikinet (Medice Chem.-pharm. Fabrik Pütter) o<strong>der</strong> Daytr<strong>an</strong>a<br />
(Shire Pharmaceuticals). Dennoch gehört Ritalin weiterhin zu den umsatzstärksten<br />
Produkten <strong>der</strong> Novartis Pharma. 2009 erzielten die Produkte Ritalin<br />
und Focalin, die zur Beh<strong>an</strong>dlung von ADHS eingesetzt werden, einen Umsatz<br />
von 449 Mio. US$. Davon entfielen 343 Mio. US$ auf den Markt USA. Gegenüber<br />
dem Vorjahr stieg <strong>der</strong> Umsatz in US$ um 2 % (Novartis, 2010, S. 48).<br />
Im Auftrag des B<strong>AG</strong> <strong>an</strong>alysierte <strong>der</strong> K<strong>an</strong>tonsapotheker des K<strong>an</strong>tons Neuenburg<br />
alle Methylphenidat-Verschreibungen, die in diesem K<strong>an</strong>ton zwischen 1996 und<br />
2000 ausgestellt wurden. Zwischen 1996 und 2000 war die in <strong>der</strong> Schweiz verschriebene<br />
Menge <strong>an</strong> Methylphenidat von 13.7 auf 69 kg stark <strong>an</strong>gestiegen.<br />
Allein im K<strong>an</strong>ton Neuenburg erhöhte sich die zwischen 1996 und 2000 verschriebene<br />
Gesamtmenge Methylphenidat von 224 g auf 1’769 g, was einem<br />
Anstieg von 690 % entspricht. Die Zahl <strong>der</strong> Patienten, denen mindestens einmal<br />
Ritalin verschrieben worden war, nahm um 470 % von 76 auf 433 zu. Die überwiegende<br />
Mehrheit <strong>der</strong> Rezepte betraf Kin<strong>der</strong> zwischen 5 und 14 Jahren. Für<br />
Kin<strong>der</strong> unter 5 Jahren wurde kein Rezept ausgestellt. Der Anteil <strong>der</strong> beh<strong>an</strong>delten<br />
Kin<strong>der</strong> lag im Jahr 2000 mit 2.87 % <strong>der</strong> Jungen und 0.70 % <strong>der</strong> Mädchen noch<br />
immer deutlich unter dem geschätzten Wert für die Prävalenz von ADHS. Die<br />
meisten Patienten erhielten <strong>der</strong>art geringe Mengen, dass daraus auf eine eher<br />
kurzfristige Beh<strong>an</strong>dlung mit Ritalin geschlossen werden k<strong>an</strong>n. Diese Befunde<br />
deuten auf einen generell vorsichtigen Umg<strong>an</strong>g mit Ritalin hin (Swissmedic,<br />
2002, o. S.).<br />
Eine Hochrechnung <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kenversicherung Hels<strong>an</strong>a, bei <strong>der</strong> rund 1.4 Mio.<br />
Personen grundversichert sind, ergab, dass 2008 0.3 % <strong>der</strong> erwachsenen Versicherten<br />
in <strong>der</strong> Schweiz mindestens einmal Methylphenidat bezogen haben. Seit<br />
2005 sind die Bezüge damit um 67 % <strong>an</strong>gestiegen. Die CSS Versicherung mit<br />
rund 1.3 Mio. Versicherten und die Groupe Mutuel mit 875’000 Versicherten bestätigen<br />
diese Befunde. Bei <strong>der</strong> CSS hat die Anzahl erwachsener Ritalin-Bezüger<br />
innerhalb von drei Jahren um 70 % zugenommen. Diese Zunahme ist möglicherweise<br />
auf den vermehrten Gebrauch von Ritalin als Psychostimul<strong>an</strong>s bei<br />
Gesunden zurückzuführen (Thiriet, 2009, o. S.). Für Deutschl<strong>an</strong>d ergab eine<br />
TA-Swiss (Hrsg.): <strong>Hum<strong>an</strong></strong> <strong>Enh<strong>an</strong>cement</strong> © <strong>vdf</strong> <strong>Hochschulverlag</strong> 2011