Oktober - Kantonaler Gewerbeverband Zürich
Oktober - Kantonaler Gewerbeverband Zürich
Oktober - Kantonaler Gewerbeverband Zürich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Interview Jörg Müller-Ganz,<br />
Präsident des Bankrats der Zürcher Kantonalbank<br />
«Eine Berufslehre<br />
schafft Perspektiven»<br />
Thomas Pfyffer und Martin Arnold<br />
Die Zürcher Kantonalbank ist Hauptsponsorin der Berufsmesse <strong>Zürich</strong>, zugleich ist sie grösste Anbieterin<br />
kaufmännischer Banklehren in <strong>Zürich</strong>. Jörg Müller-Ganz, Präsident des Bankrats, stand der «Zürcher Wirtschaft»<br />
Rede und Antwort und beleuchtete Aspekte der Berufsbildung aus Sicht seines Institutes. Nicht zuletzt<br />
legt er dar, auf was das Selbstverständnis der Bank gründet.<br />
Die Zürcher Kantonalbank engagiert<br />
sich seit Beginn als Hauptsponsorin<br />
der Berufsmesse <strong>Zürich</strong>. Was motiviert<br />
Sie zu diesem Engagement?<br />
Die Berufsmesse <strong>Zürich</strong> ist als grösste<br />
Berufsschau der Schweiz ein Aushängeschild<br />
der dualen Bildung. Mit dem<br />
Schritt vom Schul- ins Berufsleben<br />
steht den Jugendlichen ein sehr wichtiger<br />
Schritt bevor, der umfangreiche Informationsbedürfnisse<br />
weckt. Einerseits<br />
erachten wir es als sinnvoll, uns<br />
im Rahmen des Leistungsauftrages in<br />
die Berufsmesse <strong>Zürich</strong> aktiv einzubringen.<br />
Anderseits nutzen wir die Plattform,<br />
um uns als interessanten Arbeitgeber<br />
mit Perspektiven zu präsentieren.<br />
Ihr Institut bildet selbst kaufmännisches<br />
und Informatik-Personal aus.<br />
Welchen Stellenwert geniesst die Berufsbildung<br />
innerhalb der Zürcher<br />
Kantonalbank?<br />
Lassen Sie mich erst mit einer Zahl antworten:<br />
Pro Jahr stellen wir rund 100<br />
Lernende neu ein,<br />
was ungefähr 300<br />
Lernenden gesamthaftentspricht.<br />
Was uns<br />
aber besonders motiviert ist die Tatsache,<br />
dass 90 Prozent der Jugendlichen<br />
nach Abschluss der Lernzeit in der Zürcher<br />
Kantonalbank engagiert bleiben.<br />
Auf dem Bankenplatz <strong>Zürich</strong> sind wir<br />
der grösste Ausbildner und damit klar<br />
positioniert. Wir schaffen ein Sprungbrett,<br />
das für uns zugleich ein relevan-<br />
«Sehr spannend war und ist, die<br />
Entwicklung der jungen Leute zu<br />
verfolgen – von Schülern zu<br />
selbstbewussten Erwachsenen.»<br />
Jörg Müller-Ganz: «Die Berufsmesse <strong>Zürich</strong> ist ein Aushängeschild der dualen Bildung.»<br />
tes Rekrutierungs- und Entwicklungsinstrument<br />
darstellt, den Jungen nach<br />
wie vor einen soliden Einstieg für eine<br />
Bankenkarriere bietet. Es fällt mir äusserst<br />
leicht, das Erfolgsmodell KV anhand<br />
eines Beispiels zu erläutern: Sie-<br />
ben unserer neun<br />
aktuellen Generaldirektoren<br />
haben<br />
ihre Karriere über<br />
das KV angetreten,<br />
damals allerdings ohne die Möglichkeit<br />
einer Informationsplattform wie der Berufsmesse<br />
<strong>Zürich</strong>. Eine Berufslehre<br />
schafft also durchaus Perspektiven.<br />
Welcher Werdegang liess Sie persönlich<br />
zum Präsidenten der Zürcher Kantonalbank<br />
werden?<br />
4 www.kgv.ch – 13. <strong>Oktober</strong> 2011 – 10/2011<br />
Fotos: Thomas Pfyffer<br />
Ich hatte ursprünglich eine altsprachliche<br />
Matura mit Latein abgelegt und<br />
diese für den Eintritt in die Universität<br />
St. Gallen genutzt, wo ich Betriebswirtschaft<br />
studierte. Eine erste Spezialisierung<br />
im Bankenfach legte ich zum Abschluss<br />
meines Studiums ab. Parallel<br />
zu meiner Dissertation war ich für die<br />
Schweizerische Kreditanstalt im Kreditgeschäft<br />
tätig. So konnte ich sinnvollerweise<br />
meine Dissertation mit dem damaligen<br />
beruflichen Engagement verbinden.<br />
Später verliess ich die Bank<br />
vorerst, um mich in der Beratung zu engagieren.<br />
Zuletzt war ich geschäftsführender<br />
Partner. Meine Kunden stammten<br />
aus der Industrie, wobei sich die<br />
Thematik stets um Finanzierung<br />
drehte. Der Kundenstamm umfasste<br />
kleine, mittelgrosse bis hin zu börsenkotierten<br />
Unternehmen. Mit Blick auf<br />
meine Ausbildung kann ich sagen, dass<br />
die Absolventen-Messen für Uni-Abgänger<br />
eine grosse Rolle spielten; sie<br />
eröffneten die Chance, sich auf verschiedene<br />
Unternehmenskulturen sowie<br />
Arbeitgeber einzulassen und den<br />
Dialog zu pflegen.<br />
Welchen Bezug haben Sie persönlich<br />
zu Berufslehren?<br />
Als Geschäftsführer bei meinem vormaligen<br />
Arbeitgeber setzte ich mich massgeblich<br />
dafür ein, Ausbildungsplätze zu<br />
schaffen. Aufgrund der Geschäftstätigkeit<br />
in der Beratung war es eine Herausforderung,<br />
in das bestehende Umfeld<br />
Lernende zu integrieren. Da mir dieser<br />
gesellschaftliche Auftrag aber sehr<br />
wichtig erschien, fanden wir Lösungen.<br />
Wir bildeten in der Folge Lernende aus<br />
und ich sammelte Erfahrungen im direkten<br />
Umgang mit den Jugendlichen.<br />
Auch lernte ich das Pflichtenheft einer<br />
Ausbildungsfirma kennen, die sich verantwortungsvoll<br />
dieser Aufgabe verschreibt.<br />
Bis heute engagiert sich mein<br />
alter Arbeitgeber in der Ausbildung von<br />
Lernenden. Für mich persönlich bildete<br />
diese Erfahrung die Brücke in die moderne<br />
Lernenden-Ausbildung des 21.<br />
Jahrhunderts. Sehr spannend war und<br />
ist, die Entwicklung der jungen Leute zu<br />
verfolgen – von Schülern zu selbständigen,<br />
selbstbewussten Erwachsenen.<br />
Auch dem Unternehmensklima ist die<br />
Ausbildung Junger auf jeden Fall zuträglich.<br />
In der Zürcher Kantonalbank erlebe<br />
ich die Projekt-Präsentationen von<br />
Lernenden des ersten Lernjahres und<br />
bin davon stark beeindruckt.<br />
Wie hat sich die klassische Banklehre<br />
in den letzten Jahren gewandelt? Setzen<br />
Sie auch in Zukunft auf dieses Mo-<br />
Jörg Müller-Ganz, Präsident (FDP)<br />
In den Bankrat wurde Dr. oec. HSG Jörg<br />
Müller-Ganz 2007 gewählt. Im <strong>Oktober</strong><br />
2010 folgte der Aufstieg ins Präsidium. Er<br />
war von 1992 bis 2010 als Berater, Geschäftsführer<br />
und Partner bei der Helbling-Gruppe<br />
tätig. Daneben war er Dozent<br />
an verschiedenen Hochschulen für<br />
Corporate Finance-Themen. Zuvor arbeitete<br />
er für die Bank Vontobel und die Credit<br />
Suisse. Jörg Müller-Ganz präsidiert<br />
die Verwaltungskommission der Pensionskasse,<br />
die Marienburg-Stiftung, die<br />
Kunstkommission der ZKB und ist Mitglied<br />
des IT-Ausschusses.