Handbuch zur EU Wasserpolitik im Zeichen der Wasser ... - EEB

Handbuch zur EU Wasserpolitik
4.3. Ökologische Ziele für Oberflächengewässer
4.3.1. Einleitung und Überblick
Menschen nutzen Wasser in unterschiedlicher Weise, und Wassernutzer werden üblicherweise in
Haushalte, Industrie und Landwirtschaft eingeteilt. Dabei wird oft vergessen, dass die Umwelt und
die Feuchtgebiete im besonderen von einer hinreichenden und rechtzeitigen Versorgung mit Wasser
ausreichender Qualität abhängen. Ökosysteme sind wichtige Bestandteile des Wasserkreislaufs, und
ihr Funktionieren ist eine unentbehrliche Voraussetzung für die Erneuerung und Reinigung der
Wasserressourcen, von denen die Menschen abhängen. Trotz dieser grundsätzlichen Abhängigkeit
vom natürlichen Wasserkreislauf betrachten einige Wassernutzer die Umwelt als einen alternativen
Nutzer, als Konkurrenz zu den menschlichen Wasseransprüchen.
Die WRRL versucht, die physische und biologische Integrität der Wassersysteme und damit die
Grundlage der menschlichen Wassernutzung zu schützen. Umweltschutz ist eines der Hauptziele der
Richtlinie. Die integrierte und ökologisch orientierte Bewertung des Zustandes von
Oberflächengewässern und die entsprechenden Ziele sind die zentralen Instrumente dafür.
Das umfassende Ziel des WRRL ist der „gute Zustand“, der für alle Gewässer bis 2015 erreicht
werden muss. Für Oberflächengewässer ist der „gute Zustand“ definiert durch den „guten
ökologischen“ und den „guten chemischen“ Zustand. Der „gute chemische“ Zustand wird separat in
Kapitel 4.4 besprochen. Der ökologische Zustand wird von den biologischen,
hydromorphologischen (oder Habitatzustand) und physikalisch-chemischen Qualitätskomponenten
bestimmt. Referenz sind die biologischen Parameter ungestörter Gewässer. Dies sind Gewässer ohne
oder mit nur geringfügigen menschlichen Einflüssen.
Diese integrative Vorgehensweise, welche die gegenwärtigen rein chemisch orientierten
Wasserqualitätsziele um Quantität, Lebensraumqualität und biologische Ziele erweitert, verbessert
den Schutz unserer aquatischen Umwelt erheblich. Unter der WRRL müssen Gewässer in
gesamthafter Art und Weise geschützt und saniert werden. Dies wird zum Beispiel die Bereitstellung
ökologisch orientierter Wasserdurchflüsse erfordern, um die natürliche Artenvielfalt zu fördern.
Verschmutzungsprobleme, die mit der traditionellen Messtechnik nicht erfasst werden können
(wegen ihrer Komplexität oder wegen synergistischer Wirkungsverstärkung), können jetzt durch
biologische Bewertungsverfahren, die sensitiv auf ökotoxische Schadstoffe reagieren, aufgedeckt
werden. Sobald das biologische System in einem Gewässer negativ reagiert, müssen die Ursachen
identifiziert und beseitigt werden, um den guten ökologischen Zustand zu erreichen.
Allerdings muss vor der Anwendung der ökologischen Bewertung noch die genaue Definition des
guten ökologischen Zustands geklärt werden. In den Anhängen II und V gibt die WRRL erste
Arbeitsanweisungen und normative Definitionen, doch die genauen Kriterien, die den guten
ökologischen Zustand charakterisieren, müssen erst noch entwickelt werden.
4.3.2. Vertiefte Analyse: Fünf Schritte bis zu Gewässerzustandskarten
in der EU
Um festzustellen, ob das umfassende Ziel der WRRL, die Erreichung des guten Zustands in allen
Gewässern bis 2015, erreicht wurde, ist eine konsequente Einstufung aller europäischen
Oberflächengewässer in Zustandsklassen notwendig. Nach Abschluss dieser Arbeit sollte eine Karte
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