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Die Aussenbeziehungen der Europäischen Union. Hegemonialer ...

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Liberalisierungspolitik in <strong>der</strong> Krise?<br />

aktiven und aggressiven Außenwirtschaftspolitik in an<strong>der</strong>en Weltregionen umzusetzen versucht<br />

(vgl. Bieling 2005: 166). Verschiedene Indikatoren machen es in diesem Zusammenhang plausibel<br />

von einer qualitativ neuen EU-Handelspolitik im Vergleich zur eher defensiven Orientierung frühe-<br />

rer Jahrzehnte zu sprechen. Dafür spricht zunächst <strong>der</strong> gewachsene Anteil <strong>der</strong> EU am Welthandel,<br />

<strong>der</strong> sie zu einer `Handelsmacht par excellence´ mit entsprechend großem Gestaltungspotential wer-<br />

den ließ (vgl. Müller-Brandeck-Bocquet 2000: 39f). Dazu kommt die Abschaffung parlamentari-<br />

scher Kontrollmöglichkeiten in Handelsfragen zugunsten zentralisierter Entscheidungen bei <strong>der</strong><br />

Kommission, eine damit einhergehende Schwerpunktverschiebung <strong>der</strong> Aktivitäten von Interessen-<br />

gruppen auf die europäische Ebene und schließlich die zunehmend offensive Ausrichtung <strong>der</strong> EU-<br />

Handelsstrategie (vgl. Bieling 2005: 167f). Zusammengenommen zeichnet sich die neue EU-<br />

Handelspolitik vor allem durch ihre undemokratischen Strukturen und die vehemente Durchsetzung<br />

ihrer Ziele aus. Dabei bedeutet ihre inhaltliche Ausrichtung im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Politikberei-<br />

chen keinen prinzipiellen Umschwung, denn <strong>der</strong> Freihandel stand hier schon vor <strong>der</strong> neoliberalen<br />

Restrukturierung als ideologisches Leitmotiv ganz oben auf <strong>der</strong> Agenda (vgl. Ambrosius 1999: 33).<br />

Inhaltlich kann die neue Handelspolitik als kohärente Erweiterung des internen Umbaus unter dem<br />

Leitbegriff „externe Wettbewerbsfähigkeit“ verstanden werden. Altvater und Mahnkopf (vgl. 2007:<br />

168) sprechen von einer Anwendung <strong>der</strong> Lissabon-Strategie auf den Außenhandel. Programmatisch<br />

schlägt sich diese Verbindung im zentralen Strategiepapier <strong>der</strong> EU-Kommission zur Handelspolitik<br />

mit dem Titel „Global Europe competing in the world“ nie<strong>der</strong>, in dem die Außenhandelspolitik als<br />

komplementäre Strategie zur internen Restrukturierung im Sinne <strong>der</strong> Lissabon-Strategie dargestellt<br />

wird (vgl. European Commission 2006: 2). Im Kern besteht <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Lissa-<br />

bon- und Global-Europe-Strategie in dem Ziel, intern wie extern günstige Wettbewerbsbedingungen<br />

für europäische TNKs zu schaffen, indem <strong>der</strong> Binnenmarkt weiter harmonisiert und nach außen<br />

Marktzugänge und Investitionsmöglichkeiten erschlossen werden (vgl. Altvater/Mahnkopf 2007:<br />

182f; 186).<br />

<strong>Die</strong> Bemühungen in diesem Bereich können als zentraler Indikator für den Charakter <strong>der</strong> EU-<br />

Außenbeziehungen angesehen werden, denn die gemeinsame Handelspolitik macht seit den frühen<br />

Tagen <strong>der</strong> EWG/EG den eigentlichen Kern dieser Beziehungen aus (vgl. Müller-Brandeck-Bocquet<br />

2000: 36ff). Zudem ist dieser Bereich hochgradig vergemeinschaftet, so dass die Gemeinschaftsin-<br />

stitutionen angeführt von <strong>der</strong> Kommission gegenüber den Regierungen <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten relativ<br />

viel Handlungsfreiheit genießen. Denn auch wenn die Mitgliedsstaaten zu vielen Abkommen, die<br />

über den reinen Warenhandel hinausgehen, am Ende einstimmig zustimmen müssen, liegt das Initi-

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