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Die Aussenbeziehungen der Europäischen Union. Hegemonialer ...

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28<br />

Liberalisierungspolitik in <strong>der</strong> Krise?<br />

Regierungen für eine aktive Wirtschaftspolitik weiter ein 15 . Vor allem durch einen freien Zugang<br />

und die Gleichberechtigung von inländischen und ausländischen Unternehmen im Bereich <strong>der</strong> In-<br />

vestitionen und des öffentlichen Beschaffungswesens besteht die Gefahr, „daß die Bedingung <strong>der</strong><br />

Möglichkeit von politischen Gestaltungsspielräumen für Industriepolitik radikal beschränkt würde“<br />

(Russau 2005: 58). <strong>Die</strong> Gleichberechtigung ausländischer Unternehmen bei Investitionen hätte ge-<br />

rade auf Brasilien weitreichende Auswirkungen, da das Land bisher noch kein bilaterales Investiti-<br />

onsabkommen abgeschlossen hat (vgl. WEED 2005). Fritz kommt des Weiteren zu dem Schluss:<br />

„Neben <strong>der</strong> dezidierten Schwächung staatlicher Aufsichtsfunktionen laufen viele dieser For<strong>der</strong>un-<br />

gen auf einen weiteren Privatisierungsdruck in den wenigen Bereichen hinaus, die sich noch in öf-<br />

fentlichem Besitz befinden, seien es Banken, Postunternehmen o<strong>der</strong> Wasserversorger“ (2004: 18).<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Kapitalfraktionen würden also vor allem große nationale und internationale Agrarex-<br />

porteure profitieren, während dem Industriesektor kaum Vorteile und teilweise Nachteile aus einem<br />

Abkommen mit <strong>der</strong> EU entständen. Innerhalb <strong>der</strong> industriellen Kapitalfraktion wären international<br />

wettbewerbsfähige Unternehmen weniger von einem Abkommen betroffen, während vor allem<br />

kleine und für den Binnenmarkt produzierende Industrieunternehmen Nachteile hätten – bis hin zur<br />

Gefahr, durch den internationalen Druck bankrott zu gehen. Vor allem beträfen die Nachteile des<br />

Abkommens jedoch subalterne Klassenfraktionen, vor allem kleine Bauern, die um ihre Existenz<br />

fürchten müssten, und Landlose, da die Möglichkeit von Landreformen in weite Ferne rücken wür-<br />

de.<br />

3.5. Gründe für das Stocken <strong>der</strong> EU-Mercosur-Verhandlungen<br />

In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur werden Erklärungen zum Scheitern <strong>der</strong> Verhandlungen zwi-<br />

schen dem Mercosur und <strong>der</strong> EU meistens sehr kurzsichtig betrachtet und auf aktuelle politische<br />

Konstellationen reduziert. Neben einigen Einschätzungen, die das Scheitern auf unbegründete An-<br />

nahmen zurückführen, wie etwa dass die EU altruistisch ihr Integrationsmodell auf den südameri-<br />

kanischen Kontinent exportieren wolle, während es dem Mercosur lediglich um wirtschaftliche<br />

15 So for<strong>der</strong>te die EU etwa Liberalisierungen und Deregulierungen im Bereich <strong>der</strong> Regionalentwicklung, des<br />

Technologietransfers, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung Benachteiligter und des Verbraucher- und Umweltschutzes. Am deutlichsten<br />

wird dies jedoch an <strong>der</strong> EU-For<strong>der</strong>ung „to remove restrictions referring to agrarian reforms“ (zitiert nach Fritz 2004:<br />

19), was bedeutet, dass Brasilien den bisherigen Vorbehalt zur Gewährung des Investitionsschutzes, wenn <strong>der</strong><br />

Investitionsstandort von Landreformen betroffen sein sollte, streichen sollte ( vgl. ebd.).

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