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Jörg Ziercke - BDSW

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portdienst möchte ich die Darstellung des<br />

aktuellen Kriminalitätslagebildes und die<br />

sich daraus ergebenden kriminologischen<br />

Besonderheiten zum Modus operandi von<br />

Raubüberfällen voranstellen. Dazu blende<br />

ich zunächst ins Jahr 2001 zurück.<br />

Zu den allgemeinen Feststellungen: Im<br />

Berichtszeitraum für die Euro-Einführung<br />

seit dem 1.7.2001 wurden insgesamt 23<br />

Überfälle auf Geld – und Werttransporte<br />

registriert. In drei Fällen blieb es beim Versuch.<br />

In acht Fällen waren Insider beteiligt,<br />

Gesamtschaden 24,2 Mio. DM und 11,5<br />

Mio. Euro. Neue Formen des Modus<br />

operandi wurden nicht bekannt. Insgesamt<br />

machten Täter in acht Fällen von der<br />

Schusswaffe Gebrauch. Verletzte oder Tote<br />

gab es zum Glück nicht. Bezüge zur Organisierten<br />

Kriminalität sind noch nicht bestätigt.<br />

Allerdings sind von den 23 Taten<br />

bisher nur neun aufgeklärt worden. Von 18<br />

ermittelten Tatverdächtigen waren 13 deutscher<br />

und fünf ausländischer Nationalität.<br />

Erstmals wurden im Februar und im März<br />

2002 auch je ein Überfall auf eine Geldlagerstätte<br />

registriert. In beiden Fällen handelte<br />

sich um Niederlassungen von Transportunternehmen.<br />

Einbruchsdiebstähle in<br />

Geldbearbeitungsunternehmen wurden<br />

nicht bekannt.<br />

Herausragende Einzelfälle<br />

unter besonderer Darstellung<br />

des Tatablaufes<br />

Einige Herausragende Einzelfälle möchte<br />

ich unter besonderer Darstellung des Tatablaufes<br />

illustrieren:<br />

01. Februar 2002, Hamburg, Hummelsbüttel,<br />

das Transportfahrzeug wurde mit<br />

dem Heck unmittelbar an der Schleuse<br />

postiert, aus der dem Beifahrer das Geld<br />

in einem Safepack übergeben wurde. Als<br />

der Beifahrer mit dem Geld die Eingangstür<br />

zum Transporter erreichte und die Tür<br />

entriegelt wurde, erschienen aus einem<br />

angrenzenden Wirtschaftsraum zwei bis<br />

drei Personen, rissen den Beifahrer aus<br />

dem Fahrzeug, schlugen und bedrohten ihn<br />

und raubten 47.000 Euro. Der Fahrer hatte<br />

weisungsgerecht das Fahrzeug vom Tatort<br />

entfernt, um einen Zugriff auf den weiteren<br />

Geldbestand zu verhindern.<br />

07. Februar 2002, in Esslingen, ein Angestellter<br />

einer Transportfirma entwendete<br />

aus dem offenen Geldtransporter 730.000<br />

Euro und flüchtete zu Fuß. Sein Kollege war<br />

zu diesem Zeitpunkt in einer Bank. Täter<br />

und ein Komplize, der das Geld beiseite<br />

schaffen sollte, wurden festgenommen.<br />

DSD 3/2002<br />

Zurzeit sind lediglich 50.000 Euro sichergestellt.<br />

13. Februar 2002, Berlin-Wedding, der Beifahrer<br />

des Geldtransportes verlässt einen<br />

Supermarkt mit den Tageseinnahmen und<br />

bemerkt verdächtige männliche Personen.<br />

Er begibt sich sofort in das Transportfahrzeug.<br />

Täter schießen daraufhin auf die<br />

Beifahrertür, das Transportfahrzeug entkommt.<br />

25. Februar 2002, Frankfurt, der firmenseits<br />

unbewaffnete Fahrer eines Geldtransportes<br />

stoppt sein Fahrzeug unter einem<br />

Vorwand und bedroht seinen Kollegen<br />

mit einer privat mitgeführten Pistole<br />

und lässt zwei Mittäter einsteigen. Dem<br />

Beifahrer werden Handschellen angelegt.<br />

8,6 Mio. Euro werden in einer Tiefgarage<br />

umgeladen. Ein Täter wird am 1.3. an der<br />

schweizerisch/italienischen Grenze mit<br />

1 Mio. Euro festgenommen.<br />

01.März, 2002, Idar-Oberstein, nach Übernahme<br />

von Tageseinnahmen eines Supermarktes<br />

wird der Transporter bei der Abfahrt<br />

durch einen PKW blockiert und gestoppt.<br />

Zwei Täter bedrohen Fahrer mit<br />

Geld und Wert<br />

Panzerfaust und Kalaschnikow. 410.000<br />

Euro werden in Wertbehältnissen übergeben.<br />

Weitere zwei bis drei bewaffnete Täter<br />

hielten sich in der Nähe des Tatfahrzeuges<br />

auf. Mit der Kalaschnikow wurde<br />

mehrfach auf die Vorderreifen des Geldtransporters<br />

geschossen.<br />

Bewertung des aktuellen<br />

Kriminalitätsbildes<br />

Insgesamt ist anzumerken, dass ein Anstieg<br />

der Taten im Vergleich zum Vorjahr<br />

festzustellen ist. Ob dies statistisch signifikant<br />

sein wird, muss der weitere zeitliche<br />

Verlauf zeigen. Dies gilt für Raubüberfälle<br />

auf Geldinstitute und Poststellen, auf Geldund<br />

Werttransportfahrzeuge, auf Geld- und<br />

Kassenboten, auf Wertgelasse und Tresore<br />

sowie auf Handelsunternehmen, neu<br />

sind allerdings die Angriffe auf Geldbearbeitungsunternehmen<br />

und -<br />

lagerstätten. Die Beteiligung von ca. 35<br />

Prozent bereits ermittelter so genannter<br />

Innen- oder Insidertäter, allerdings bei einer<br />

zurzeit noch unterdurchschnittlichen<br />

Aufklärungsquote von ca. 40 Prozent, wobei<br />

die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen<br />

sind, gibt Anlass zur Sorge. Auch bei<br />

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