Jörg Ziercke - BDSW
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zwischen dem Sicherheitsbeauftragten<br />
und dem Beschäftigten. Das besondere<br />
Augenmerk muss bei potentieller<br />
Alkoholabhängigkeit, dem Drogenkonsum<br />
und der Überschuldung gesehen<br />
werden. Wenn irgend möglich, sind<br />
Gespräche mit Ehe- oder Lebenspartnern<br />
einschließlich eines Hausbesuchs<br />
durchzuführen. Der Sicherheitsbeauftragte<br />
hat seine Eindrücke schriftlich zu<br />
dokumentieren.<br />
• Der Sicherheitsbeauftragte hat bei Zweifeln<br />
an der Zuverlässigkeit eines Beschäftigten,<br />
die sich insbesondere aus<br />
der Einkommenssituation ergeben können,<br />
den Mitarbeiter bis auf weiteres<br />
vom operativen Geld- und Werttransportdienst<br />
zu suspendieren. Eine<br />
fundierte Prognoseentscheidung reicht<br />
aus. Die Zweifel sind umgehend aufzuklären.<br />
• Bei Verwendung im Geld- und Wertdienst<br />
sind von den Beschäftigten Lichtbilder<br />
zu fertigen, unveränderliche<br />
Kennzeichen zu beschreiben sowie Fingerabdrücke<br />
vorsorglich zu sichern. Diese<br />
ungewöhnlichen Maßnahmen verdeutlichen<br />
dem Mitarbeiter, dass er in<br />
einem besonders sicherheitsempfindlichen<br />
und gefahrgeneigten Arbeitsbereich<br />
tätig wird und eine besondere<br />
Vertrauensstellung einnehmen<br />
soll, die ungewöhnliche Maßnahmen<br />
seitens des Arbeitgebers rechtfertigen.<br />
Jährlich ist ein aktuelles Lichtbild zur<br />
Personalakte zu nehmen.<br />
• Die Unternehmen müssen den Mitarbeitern<br />
im Geld- und Wertdienst verstärkt<br />
Anreize zur vertraulichen Offenbarung<br />
bei verdächtiger externer Ansprache mit<br />
zu vermutetem kriminellen Hintergrund<br />
bieten. Dies gilt auch für Informationen<br />
aus dem Mitarbeiterkreis, die<br />
zufällig zur Kenntnis gelangen.<br />
• Ferner ist eine so genannte „Goldene<br />
Brücke“ für Beschäftigte zu bauen, die<br />
bereits in strafrechtlich relevante Verstrickungen<br />
geraten sind, aber vor Ausführung<br />
der eigentlich beabsichtigten<br />
Straftat zum Nachteil des Geld- und<br />
Wertdienstes die Straftat aktiv zu verhindern<br />
helfen.<br />
• Der Sicherheitsbeauftragte hat einen engen<br />
Kontakt mit dem zuständigen Gewerbeaufsichtsamt<br />
zu pflegen. Bei Zweifeln<br />
an der Zuverlässigkeit eines Mitarbeiters<br />
ist das Amt sofort zu informieren<br />
und in die weitere Aufklärung der<br />
Zuverlässigkeitsprüfung einzubeziehen.<br />
Die getroffenen Sofortmaßnahmen des<br />
Unternehmens sind zur Kenntnis zu<br />
geben, gegebenenfalls im Einverneh-<br />
men mit dem Gewerbeaufsichtsamt neu<br />
festzulegen. Eine Identitätsfeststellung<br />
der Verdachtsperson sollte grundsätzlich<br />
veranlasst werden. Der Mitarbeiter<br />
ist über die eingeleiteten Maßnahmen<br />
zu informieren.<br />
• Unternehmensinterne Prävention und<br />
Aufklärung über arbeitsvertragswidriges<br />
oder kriminelles Verhalten und<br />
mögliche Sanktionen sowie Angebote<br />
zur Offenbarung sind durch interne Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu intensivieren. Insbesondere<br />
ist auf die Möglichkeiten der<br />
Strafprozessordnung und des Strafgesetzbuches,<br />
wonach in bestimmten Fällen<br />
von einer Strafverfolgung oder Bestrafung<br />
abgesehen werden kann, hinzuweisen.<br />
Das Deutsche Forum für<br />
Kriminalprävention und der<br />
Mehrwert für die Wirtschaft<br />
Ich komme zum Schluss: Der Geld- und<br />
Werttransportdienst leistet einen wichtigen<br />
Beitrag zur Verhinderung schwerster<br />
Kriminalitätsformen in Deutschland. Die<br />
Verhinderung oder Erschwerung von Tatgelegenheiten<br />
gegenüber bewaffneten<br />
Straftätern ist eine besondere Form von<br />
Kriminalprävention. Kriminalprävention<br />
hat eine wichtige soziale und ökonomische<br />
Funktion. Sie soll die Zukunft der Menschen<br />
in einem lebenswerten Umfeld sichern.<br />
Sie ist daher langfristig und auf<br />
Nachhaltigkeit angelegt. Lebensqualität ist<br />
ein Wirtschaftsfaktor. Leben, Arbeiten und<br />
Erholen in Freiheit und Sicherheit ist wichtig<br />
für den Standort Deutschland, für die<br />
Gewinnung von Investoren genauso wie<br />
von qualifizierten Arbeitskräften, für den<br />
Markt und den Konsum.<br />
Ich halte es daher für sehr weitsichtig, dass<br />
sich das Private Sicherheitsgewerbe, hier<br />
der BDWS und die SECURITAS Deutschland,<br />
als Zustifter im nationalen Deutschen<br />
Forum für Kriminalprävention engagieren.<br />
Das Private Sicherheitsgewerbe ist im Kuratorium<br />
der Stiftung mit Sitz und Stimme<br />
vertreten. Die gesamtgesellschaftliche Verpflichtung<br />
aller Akteure auf dem Gebiet der<br />
privaten und öffentlichen Sicherheit stand<br />
im Mittelpunkt der Rede von Bundespräsident<br />
Johannes Rau bei der konstituierenden<br />
Sitzung des Kuratoriums im Schloss<br />
Bellevue in Berlin. Einige der Verantwortlichen<br />
der Privaten Sicherheit in Deutschland<br />
haben die Chance erkannt, ihre formale<br />
Position in der Kriminalprävention<br />
öffentlich wirkungsvoll zu definieren und<br />
ihre gesamtgesellschaftliche Akzeptanz zu<br />
festigen. Angesichts der personalen und si-<br />
cherheitstechnischen Leistungsfähigkeit<br />
sowie der gewerblich operativen<br />
Sicherheitsdienstleistungen ist die verstärkte<br />
Mitwirkung des Geld- und Werttransportgewerbes<br />
in der nationalen<br />
und europäischen Kriminalprävention auch<br />
unverzichtbar.<br />
Die Stifter der Wirtschaft in Deutschland<br />
sehen den Trend, dass das Investment in<br />
sozialverantwortlich arbeitende Unternehmen<br />
immer beliebter wird. In so genannte<br />
Ethik-Fonds wurden 1998 in Deutschland<br />
nur 600 Mio. DM investiert, heute sind es<br />
bei über 50 Ethik-Fonds mehr als 2,5 Mrd.<br />
Euro – Tendenz steigend. Der Löwenanteil<br />
kommt von institutionellen Investoren. Das<br />
langfristige Kalkül ist klar: Unternehmen,<br />
die mit Ressourcen und Mitarbeitern verantwortlich<br />
umgehen, sich sozial engagieren,<br />
werden zunehmend bessere Chancen<br />
haben, sich zu behaupten. Die Übernahme<br />
sozialer Verantwortung stärkt das Vertrauen<br />
und die Glaubwürdigkeit von Vorständen<br />
und Management und erleichtert die<br />
Realisierung eigener wirtschaftlicher Zielsetzungen<br />
gegenüber der Öffentlichkeit,<br />
den Kunden, Kreditgebern, Aktionären und<br />
Geschäftspartnern.<br />
Das Deutsche Forum für Kriminalprävention<br />
bietet sich im Rahmen seiner Zielsetzung<br />
für die Wirtschaftsunternehmen in<br />
Deutschland zukünftig als kompetenter<br />
Partner und Sachwalter für die Sicherheit<br />
der Wirtschaftsunternehmen, aber auch<br />
zur Unterstützung in deren operativen<br />
Tätigkeitsfeldern an. Seine politischstrategische<br />
Ausrichtung gewährleistet<br />
über das Kuratorium der Stiftung auch die<br />
Umsetzung auf der höchsten politischen<br />
Ebene in Deutschland. Durch die Vertretung<br />
der Stifter im Kuratorium wird ein<br />
ständiger sicherheitspolitischer Dialog<br />
zwischen Politik und Wirtschaft gewährleistet.<br />
Das Deutsche Forum für Kriminalprävention<br />
bereitet sich auf eine Kooperation mit<br />
dem deutschen Geld- und Werttransportgewerbe<br />
vor. Es besteht die Absicht, einen<br />
ständigen Arbeitskreis für die Sicherheit<br />
in der Wirtschaft zu gründen. Konkrete<br />
Projekte könnten zum Beispiel zur Weiterentwicklung<br />
der Präventionsaufgaben des<br />
privaten Sicherheitsgewerbes auch mit<br />
dem Schwerpunkt Geld- und Werttransportgewerbe<br />
auf den Weg gebracht werden.<br />
Insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
europäischen Dimension und der Vertretung<br />
des Deutschen Forums für Kriminalprävention<br />
im europäischen Präventionsnetzwerk<br />
der EU bietet sich eine strategische<br />
Kooperation an.<br />
■<br />
DSD 3/2002