November 1999 · Jahrgang 51 - Tiroler Jägerverband
November 1999 · Jahrgang 51 - Tiroler Jägerverband
November 1999 · Jahrgang 51 - Tiroler Jägerverband
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Landejägermeister Dr. Rudolf Wieser - seine Festansprache beeindruckend wie immer!<br />
bedingungen genommen wurden.<br />
Halten wir uns den Spiegel vor das<br />
Gesicht und wir werden erkennen,<br />
daß wir alle daran schuld sind, auch<br />
wir Jäger, denn auch wir sind genauso<br />
wie unsere Mitbürger nicht bereit, auf<br />
so manche Errungenschaften der Zivilisation<br />
bzw. Konsumgesellschaft zu<br />
verzichten und wirken so störend, oft<br />
zerstörend auf unsere Umwelt ein.<br />
Trotzdem glaube ich, können wir Jäger<br />
mit Stolz auf ein halbes Jahrhundert<br />
unseres Bestehens zurückblicken.<br />
Wenn sich auch einiges in all diesen<br />
Jahren in unserem Umfeld verändert<br />
hat, so sind wir Jäger aus unserer Gesellschaft<br />
nicht wegzudiskutieren, zumal<br />
wir nach wie vor und vor allem<br />
auch unentgeltlich Leistungen für<br />
unsere Umwelt, zu denen letztlich<br />
auch die freilebenden Tiere und ihr<br />
Lebensraum gehören, erbringen. Ein<br />
Verschwinden der Jäger konnte sich<br />
unsere Gesellschaft weder vor 50 Jahren,<br />
als der <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong> gegründet<br />
wurde, leisten, ebensowenig<br />
wie heute und auch in den nächsten<br />
50 Jahren.<br />
Wenn man 50 Jahre zurückblickt,<br />
fragt man sich manchmal, wie konnte<br />
denn früher der Wald aufkommen,<br />
obwohl es ja mehr Wild gegeben hat<br />
und sich dieses auch nicht von Steinen<br />
ernährte sondern genauso wie<br />
heute unter anderem auch Knospen<br />
und Triebe gefressen hat. Unser Wild<br />
lebt nicht nur im Wald, sondern auch<br />
vom Wald, ein gewisser Verbiß ist Teil<br />
11/99 JAGD IN TIROL 4<br />
➜<br />
der Ökologie dieses Lebensraumes.<br />
Kompromisse in dem sich immer<br />
mehr entschärfenden „Wald-Wild”-<br />
Problem sind unvermeidlich und dazu<br />
waren wir auch immer bereit und<br />
werden dies auch in der Zukunft sein.<br />
Es würde uns aber gut anstehen,<br />
wenn wir gelegentlich die leicht nachprüfbare<br />
Behauptung in die Diskussion<br />
einfließen lassen würden, daß die<br />
heute zwanzig- und dreißigjährigen<br />
Wälder schließlich trotz weit höherer<br />
Wildbestände hochgekommen sind.<br />
So schlecht ist das Bild doch wirklich<br />
nicht, das sie uns heute bieten.<br />
Der Waldzuwachs, besser gesagt die<br />
Verwaldung schreitet leider am wenigsten<br />
im Schutzwaldbereich fort.<br />
Den überalteten Beständen, dem<br />
nicht mehr Vorhandensein von Samenbäumen,<br />
kann nicht durch die<br />
Ausrottung der Wildbestände begegnet<br />
werden, sondern durch gezielte<br />
Schutzmaßnahmen, die mit der jährlichen<br />
Landesjagdabgabe von über<br />
ATS 30 Mio. in vielen Regionen finanziert<br />
werden könnten.<br />
Wir Jäger müssen aber trotzdem zur<br />
Kenntnis nehmen, daß nicht alles von<br />
der ökonomischen Seite betrachtet<br />
werden kann, sondern daß die Ökologie<br />
Beachtung finden muß.<br />
Der berechtigte Ruf unserer Forstleute<br />
zur verstärkten Naturverjüngung<br />
darf jedoch nicht nur bis zu uns Jägern<br />
vordringen, sondern muß auch<br />
zur Wald-Weidetrennung und zu<br />
neuzeitlichen forstlichen Maßnahmen<br />
in der Waldbewirtschaftung<br />
führen. Wir <strong>Tiroler</strong> Jäger sollten in<br />
den nächsten 50 Jahren nicht verkennen,<br />
daß speziell in einem Bergland<br />
wie unserer Heimat wir keine einseitige<br />
Betrachtung vornehmen dürfen,<br />
denn die hohe Sturm- und Schneedruckfestigkeit,<br />
wie überhaupt die<br />
bodenverbessernde Wirkung von<br />
Tiefwurzlern, machen ihr Aufkommen<br />
im Bergwald geradezu unverzichtbar.<br />
Mit einem egoistischen, rein jagdlichen<br />
Vorteilsdenken würden wir unsere<br />
Glaubwürdigkeit verlieren. Wir<br />
sollten uns aber nicht nur an forstlichen<br />
Aufnahmedaten, Statistiken<br />
und daraus abgeleiteten Zukunftsprognosen<br />
für unseren Wald orientieren,<br />
sondern vor allem an unseren eigenen<br />
Beobachtungen bei den zahlreichen<br />
Reviergängen. Wer dabei waldbauli-<br />
900 Jägerinnen und Jäger feierten im Saal Tirol des Congress Innsbruck 50 Jahre <strong>Tiroler</strong> <strong>Jägerverband</strong>.