Dornröschen erwacht - GEWOFAG Holding GmbH
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Stadtgespräch g p<br />
18<br />
Juni 2009<br />
mit Friedrich Graffe<br />
Exklusiv: Friedrich Graff e<br />
mz: Herr Graff e, als Sie 1993 Ihr Amt als Sozialreferent der Stadt München<br />
angetreten haben, wo lagen da die Schwerpunkte?<br />
Friedrich Graff e: Das waren hauptsächlich drei Themen: Das erste war die<br />
Neuordnung der sozialen Dienste, das Thema Wohnungslosenhilfe und die<br />
Neuordnung der Pfl ege. Wir standen am Vorabend der Pfl egeversicherung. In<br />
allen drei Feldern ist bis heute intensive Arbeit erforderlich, denn es sind Daueraufgaben.<br />
Auch in den kommenden Jahren.<br />
mz: Stichwort Pfl ege. Es ist der Wunsch der Pfl egebedürftigen, solange wie<br />
möglich in ihren angestammten Wohnungen oder zumindest im Viertel zu bleiben.<br />
Die <strong>GEWOFAG</strong> hat hier schon deutliche Akzente gesetzt. Inwieweit kann<br />
das Sozialreferat zusätzliche Akzente setzen?<br />
FG: Wir haben vom Stadtrat auf der Basis einer Bedarfsanalyse klare Vorgaben<br />
bekommen. Auf der Basis einer Schätzung der demografi schen Entwicklung<br />
bis 2015 brauchen wir rund 1.300 neue Plätze zur stationären Unterbringung.<br />
Die Hälfte davon in regulären stationären Einrichtungen, die andere<br />
Hälfte in alternativen Wohnformen. Für mich ist "Wohnen im Viertel" durchaus<br />
eine solche alternative Wohnform. Zum zweiten unterstützen wir neu gegründete<br />
Wohngemeinschaften mit einem Startkapital in Höhe von 50.000 Euro für<br />
die Anmietung, den Umbau und die Einrichtung. Damit reagiert die Stadt auf<br />
einen Bedarf, der ganz augenscheinlich ist.<br />
mz: Sie sprechen die Gefahr der Überalterung an, zumal viele jungen Familien<br />
auf Grund der hohen Mieten ins Umland ziehen.<br />
FG: Nicht unbedingt. Im Vergleich zu anderen Städten ist München eine<br />
junge Stadt, das gilt auch noch in den nächsten 15 Jahren. München altert<br />
deutlich langsamer als andere Städte. Die großen Ausbildungseinrichtungen<br />
und der unverändert hohe Ausbildungsmarkt sorgen dafür, dass viele junge<br />
Menschen in die Stadt ziehen. Wenn die Familiengründung ansteht, ziehen<br />
viele in das Umland, weil dort die Mieten billiger sind, der Wohnraum größer<br />
ist und der Wunsch nach einem grünen Umfeld erfüllt wird. Riem zum Beispiel<br />
ist die städtische Alternative zum Leben auf dem Land, die sehr gut angenommen<br />
wird.<br />
Es gibt kein anderes Stadtviertel in München, in dem so viele Familien mit<br />
Kindern sind. Um die Familien mit Kindern in der Stadt halten zu können,<br />
brauchen wir erschwinglichen Wohnraum in einer angenehmen Umgebung.<br />
Ansonsten kann ich nur sagen, die Entwicklung der Mieten in München ist<br />
besorgniserregend – ohne Zweifel. In einer jüngst veröff entlichten Studie, die<br />
die Mietspiegel verglichen hat, liegen die Münchner Mieten mit 66 % über<br />
dem Bundesdurchschnitt. Das beschreibt auch die Aufgabe, die wir haben: Erhalt<br />
und Schaff ung preiswerten Wohnraums einerseits, sowie Bekämpfung von<br />
Wohnungslosigkeit andererseits.<br />
mz: Mit zu hohen Mieten kann aber auch die Armut steigen, obwohl die in<br />
München nicht so deutlich sichtbar ist.<br />
FG: Was die bekämpfte Armut angeht, ist die Aussage völlig richtig. Man<br />
darf die Augen nicht davor verschließen, dass die Armut in München steigt.