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Dornröschen erwacht - GEWOFAG Holding GmbH

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mit Friedrich Graffe<br />

Friedrich Graff e, geboren am 10. September 1947<br />

in Münster/Westfalen; Jurastudium in München,<br />

Lausanne und Genf; Studium an der Hochschule für<br />

Verwaltungswissenschaften in Speyer. Seit 1. März<br />

1993 Sozialreferent der Stadt München.<br />

mz: Jetzt haben wir<br />

die Finanzkrise. Wie wird sich diese<br />

Krise in den nächsten Jahren auf den Stadtratshaushalt<br />

und damit auch auf den Etat des Sozialreferats auswirken?<br />

FG: In den letzten Jahren hat es mehrere Haushaltseinsparprogramme<br />

gegeben, sogenannte Konsolidierungsprogramme. Wir befi nden uns auch jetzt<br />

gerade noch in einem, das bis 2011 befristet ist und 16 Mio. Euro Einsparungen<br />

fordert – im Moment noch, also vollkommen unabhängig von der aktuellen<br />

Krise. In der aktuellen Krise hat der Oberbürgermeister eine stadtweite Haushaltssperre<br />

in Höhe von 27 Mio. Euro beschlossen. Das führt bereits zu erheblichen<br />

Einschnitten in der Verwaltung, wirkt sich aber noch nicht auf die sozialen<br />

Leistungen aus. Das war dem OB und auch dem Stadtrat sehr wichtig.<br />

Ob sich nach der nächsten Steuerschätzung diese Zusage halten lässt, im<br />

sozialen, kulturellen und schulischen Bereich nicht einzusparen, will ich heute<br />

nicht beurteilen.<br />

mz: Wir haben vorhin über Familiengründung und Umzug ins Umland gesprochen.<br />

Das liegt auch am Mangel an Kindertagestätten.<br />

FG: Es war immer die Linie des Sozialreferates und der Stadtratsmehrheit:<br />

Wir brauchen Kindertagesbetreuung auch für die unter Dreijährigen. Die Stadt<br />

hat kontinuierlich die Betreuungsform Krippe ausgebaut. Mit dem Schwung,<br />

den diese Aufgabe auf Bundesebene bekommen hat, und der Einsicht bei allen<br />

politischen Kräften, dass dieser Bedarf da ist, hat der Stadtrat einen Ausbaubeschluss<br />

gefasst, mit dem Ziel, bis 2013 insgesamt 7.900 zusätzliche Betreuungsplätze<br />

zu schaff en...<br />

mz: Das ist ein anspruchsvolles Ziel.<br />

FG: Mit einem Aufwand von 137 Mio. Euro Baukosten. Mit dieser Aufbauoffensive<br />

werden sicher pro Jahr deutlich mehr als 1.000 Plätze entstehen müssen,<br />

wenn wir diese Zahl erreichen wollen. Zielgröße für München sind nicht<br />

35 % wie im Bund, sondern 43 %. Daran mag man erkennen, welche Bedeutung<br />

der Stadtrat dieser Versorgung beimisst.<br />

mz: Noch eine Frage nach der personellen Seite. In der Altenpfl ege, aber<br />

Stadtgespräch g p<br />

auch in den Kindertagesstätten wird überall Personal gebraucht. Die Bezahlung<br />

ist bekanntermaßen nicht überragend.<br />

FG: Erzieherinnen sind angesichts dessen, was sie täglich aushalten und leisten<br />

müssen, und angesichts der Erwartungen wie Bildung und Förderung, die<br />

an sie gestellt werden, nicht gut bezahlt.<br />

In der Altenpfl ege sehe ich eher ein anderes Problem. Die Pfl egekräfte sind<br />

besser bezahlt, so dass man hier nicht nach anderen Möglichkeiten suchen<br />

muss, wie der Beruf attraktiver gestaltet werden könnte. Wenn zum Beispiel<br />

die Personalausstattung in allen Heimen so wäre wie sie von den Pfl egekassen<br />

und den Sozialhilfeträgern akzeptiert wird, wäre der Berufsalltag für viele wesentlich<br />

leichter. Da habe ich oft den Eindruck, dass nicht genügend Personal<br />

an Bord ist, dass die Qualitäten nicht stimmen in einigen Einrichtungen. Dies<br />

gilt – damit da keine Missverständnisse auftauchen - nicht für unsere städtische<br />

Tochter, die Münchenstift. Dort ist der zulässige Personalschlüssel immer<br />

überschritten, was die Münchenstift viel Geld kostet. So werden Arbeitsbedingungen<br />

gesichert. Auch die Nachwuchsförderung ist unverzichtbar. Die Münchenstift<br />

hat 150 Auszubildende und hat auch hier eine Vorbildfunktion.<br />

mz: Der Stadtrat hat kürzlich ein sogenanntes Präventionsprojekt beschlossen.<br />

Was ist darunter zu verstehen?<br />

FG: In diesem Projekt wollen wir in vier Stadtteilen 75-Jährige und Ältere<br />

aufsuchen, um Vereinsamung und Hilfl osigkeit vorzubeugen und vorhandenen<br />

Hilfebedarf zu decken. Vorrangige Zielgruppe sind alleinstehende Menschen.<br />

Das Projekt wird von einem Sozialbürgerhaus, einem sozialen Träger, einem Migrationsdienst<br />

und einer der städtischen Wohnungsbaugesellschaften, hier der<br />

<strong>GEWOFAG</strong>, durchgeführt. Hier sind die Kenntnisse der <strong>GEWOFAG</strong> hilfreich, um<br />

den Zugang zu dieser Zielgruppe zu fördern. Ich bin dankbar für die Unterstützung,<br />

die wir von der <strong>GEWOFAG</strong> erhalten, wenn wir Wohnungsnotstandsfälle<br />

unterbringen müssen. Das ist gelebte Solidarität zwischen der Stadt München<br />

und ihrer Tochter <strong>GEWOFAG</strong>. Ohne diese Menge an preisgünstigen Wohnungen<br />

könnten wir unserem Auftrag der Wohnungsversorgung gar nicht Rechnung<br />

tragen.<br />

mz: Herr Graff e, wir danken Ihnen für das Gespräch. <br />

Juni 2009 19

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