20130305_bund_klima_energie_atomstrom_2013_studie
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Atomstrom <strong>2013</strong>: Sicher, sauber, alles im Griff? März <strong>2013</strong><br />
früheren Jahren bereits erhebliche Probleme aufgetreten waren, die zu umfassenden Untersuchungen<br />
und zur Identifizierung von Gegenmaßnahmen geführt hatten.<br />
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei den hier betrachteten Ereignissen der Kategorie (a) und<br />
(b) Faktoren wie Zeitdruck bei der Arbeit, mangelnde Qualitätskontrolle sowie mangelhafte Kontrolle<br />
bei der Beschaffung von Bauteilen eine Rolle spielten – Faktoren, die letztlich mit wirtschaftlichem<br />
Druck und Mängeln der Sicherheitskultur zusammenhängen. Daher kann nicht garantiert werden, dass<br />
ähnliche Ereignisse nicht auch in Systemen bzw. Baugruppen mit größerer Bedeutung für die Sicher-<br />
heit eintreten können.<br />
Vor allem aber wird die Zahl der meldepflichtigen Ereignisse international als ein Sicherheitsindikator<br />
für Atomkraftwerke verwendet. Die Vermeidung von Ereignissen der INES Stufe 0 entspricht der<br />
Sicherheitsebene 1 des gestaffelten Sicherheitskonzepts und gilt als Basis für einen sicheren Betrieb.<br />
Dennoch wird beim Auftreten dieser Ereignisse von Betreiber und Aufsichtsbehörde meist nur auf die<br />
geringe sicherheitstechnische Bedeutung der Ereignisse verwiesen.<br />
Laut Nachrüstliste ist im Rahmen der organisatorischen Anforderungen eine Verbesserung des Alte-<br />
rungsmanagements gefordert (I b 1). Problematisch ist jedoch, dass bisher nicht alle bekannten Alte-<br />
rungseffekte ausreichend verstanden werden und immer wieder neue, unerwartete Alterungseffekte<br />
auftreten.<br />
Alterung ist insbesondere hinsichtlich der GVA-Phänomene von großer Bedeutung. Bei den Sicher-<br />
heits- und Entlastungsventilen wurden von 144 übertragbaren ICDE Ereignissen 57 durch Alterungs-<br />
prozesse verursacht, dabei waren erst zwei dieser Phänomen für Deutschland bekannt [KREUSER<br />
<strong>2013</strong>]. Insofern sind diese auch nicht im Alterungsmanagement integriert und folglich ist keine Vor-<br />
sorge gegen den Ausfall getroffen.<br />
8.2 Fertigungsfehler<br />
Fertigungsfehler werden nicht zu den Alterungsfehlern gezählt. Auf den ersten Blick ist die Unter-<br />
scheidung gerechtfertigt. Allerdings gibt es einen Bereich von Fertigungsfehlern, die sehr direkt mit<br />
dem Alter ver<strong>bund</strong>en sind. Tatsache, ist, dass sich mit ansteigendem Wissen und verbesserten Prüfme-<br />
thoden immer mehr fertigungsbedingte Fehler zeigen.<br />
Unerkannte Fertigungsfehler sind, wie die Ereignisse in den belgischen Atomkraftwerken Doel und<br />
Tihange zeigen, nicht auszuschließen. Dort wurden im Rahmen einer Überprüfung zufällig Tausende<br />
von Fehlstellen im Reaktordruckbehälter entdeckt. Die RSK empfiehlt nach einer Auswertung dieser<br />
Befunde, die Fertigungsdokumentation aller Schmiedestücke für den Reaktordruckbehälter (d.h. nicht<br />
nur des zylindrischen Bereichs) der in Betrieb befindlichen deutschen Atomkraftwerke mit Bezug auf<br />
die Befunde von Doel-3 zu bewerten [RSK <strong>2013</strong>].<br />
Das Metall des Reaktordruckbehälters ist ununterbrochen einer hochenergetischen, durch die Kern-<br />
spaltung entstehenden Neutronenstrahlung ausgesetzt. Die Folge sind die kontinuierliche Versprödung<br />
und der kontinuierliche Verlust der Zähigkeit des Metalls. Hinzu kommen hohe mechanische Belas-<br />
tungen, Temperaturbelastungen und Korrosion. Bei einer Notkühlung wird der Reaktordruckbehälter<br />
durch Einspeisung von Kühlwasser einem gewaltigen Temperaturschock ausgesetzt, der nur dann<br />
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