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20130305_bund_klima_energie_atomstrom_2013_studie

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Atomstrom <strong>2013</strong>: Sicher, sauber, alles im Griff? März <strong>2013</strong><br />

32<br />

• Freischaltungen wurden nicht wie geplant durchgeführt,<br />

• Sicherheitsbetrachtungen bezüglich Umfang, Qualität und Dokumentation waren unzurei-<br />

chend,<br />

• die kritisch hinterfragende Grundhaltung war teilweise unzureichend.<br />

Diese Mängel traten teilweise gehäuft und kombiniert auf. Dadurch hätten unter anderen Randbedin-<br />

gungen als sie bei den betrachteten drei Ereignissen vorgelegen haben gravierende sicherheitstechni-<br />

sche Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können.<br />

Die Atomaufsicht im Umweltministerium hatte sich der sicherheitstechnischen Bewertung der Sach-<br />

verständigen des Physikerbüros Bremen (PhB) angeschlossen. Diese Ereignisse waren erst durch einen<br />

anonymen Hinweis bekannt geworden.<br />

Ernsthafte Konsequenzen hatte dieses Verhalten für den Betreiber nicht. Die Aufsichtsbehörde ver-<br />

traut, dass das neue Programm des Betreibers zur Verbesserung der Sicherheitskultur, SIKU, derartige<br />

Ereignisse zukünftig verhindert.<br />

Der Betreiber hat ein Ereignis aus dem Jahr 2010 inzwischen nachgemeldet (19.01.2010; 12/006).<br />

Freischaltung von 3-Wege-Armaturen im Notspeisesystem: Die Anlage befand sich zum Ereigniszeit-<br />

punkt im Leistungsbetrieb. Im Zuge einer vorbeugenden Instandhaltung wurden Dreiwegearmaturen<br />

innerhalb des Notspeisesystems, mit denen nicht für die Bespeisung der Dampferzeuger benötigtes<br />

Deionat, in Richtung der jeweiligen Deionatbecken gestellt und elektrisch freigeschaltet. Diese Frei-<br />

schaltmaßnahme war unzulässig. Nachbewertungen haben ergeben, dass das Notspeisesystem im Fal-<br />

le von Einwirkungen von außen (Flugzeugabsturz, Explosionsdruckwelle) nicht über den geforderten<br />

Mindestzeitraum von 10 Stunden (10-h-Autarkie) zur Verfügung gestanden hätte. Der Betreiber hat<br />

das Ereignis daraufhin nachträglich als E-Meldung gemeldet und in die Stufe 1 der INES-Skala ein-<br />

gestuft.<br />

Eine gute Sicherheitskultur erfordert ein entsprechendes Sicherheitsbewusstsein jedes Einzelnen der<br />

Betriebsmannschaft und Betriebsleitung eines Atomkraftwerks. Sie erfordert aber vor allem die Im-<br />

plementierung eines effektiven Sicherheitsmanagements.<br />

Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) äußerte im Jahresbericht 2006/2007, dass<br />

wiederholt Ereignisse aus deutschen Atomkraftwerken gemeldet wurden, die auf Mängel in der Orga-<br />

nisation und/oder Betriebsführung hinweisen [GRS 2008].<br />

Die erkannten Mängel in der Organisation und Betriebsführung können zum Teil erhebliche Auswir-<br />

kungen auf den sicheren Betrieb einer Anlage haben, warnt die GRS. Die Empfehlungen der GRS zur<br />

Abhilfe zielen darauf ab, in Atomkraftwerken ein systematisches, prozessorientiertes Sicherheitsma-<br />

nagementsystem einzuführen und zu betreiben, wie es sich in anderen Industriezweigen bereits be-<br />

währt hat. In einem integrierten, prozessorientierten Managementsystem werden sämtliche Aufgaben,<br />

die für die Durchführung des Anlagenbetriebs wahrzunehmen sind, in Prozessen zusammengefasst.<br />

Anforderungen, die von der Anlage erfüllt werden müssen, werden nicht isoliert, sondern ganzheitlich<br />

erfasst und den Arbeitsabläufen zugeordnet, in denen sie wahrzunehmen sind [GRS 2008].<br />

In der Nachrüstliste wird die Entwicklung eines prozessorientierten Managementsystems inklusive<br />

Sicherheitsmanagement, Alterungsmanagement und Qualitätsmanagement gefordert (I b 1).

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