20130305_bund_klima_energie_atomstrom_2013_studie
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Atomstrom <strong>2013</strong>: Sicher, sauber, alles im Griff? März <strong>2013</strong><br />
Es muss aber betont werden, dass die Personalprobleme wenig mit dem deutschen Ausstiegsbeschluss<br />
zu tun haben. Auch auf internationaler Ebene bereitet das „human resource management“ (Stichworte:<br />
Überalterung des Personals, der Generationswechsel und Kenntnis-Erhalt) große Besorgnis.<br />
Die Nachrüstliste fordert ergänzende Maßnahmen zum Ausbildungs- und Kompetenzerhalt für<br />
Schichtleitung und –personal (I b 2). Die ergänzenden Maßnahmen betreffen auch das Erlangen neuer<br />
Kompetenzen bezüglich auslegungsüberschreitender Unfälle. Eine nicht ausreichende Fachkompetenz,<br />
verschärft durch Generationswechsel und Fachkräftemangel, ist ein ernsthaftes Problem in deutschen<br />
Atomkraftwerken.<br />
11 Terrorgefahr<br />
Eine Woche nach den Terroranschlägen am 11.09.2001 kam das deutsche Bundeskriminalamt (BKA)<br />
zu dem Schluss, dass Anschläge auf Kernkraftwerke nicht im Bereich des Wahrscheinlichen liegen,<br />
gleichwohl aber eine hohe abstrakte Gefahr existiere. Im Jahr 2007 vertrat das BKA dann aber eine<br />
andere Auffassung. Die Wahrscheinlichkeit für Anschläge auf kerntechnische Einrichtungen sei zwar<br />
als gering anzusehen, muss aber in Betracht gezogen werden.<br />
Die wesentliche Antwort des Staates auf die terroristische Bedrohung von Atomkraftwerken ist bisher<br />
ihr Abschalten nach Erzeugung der im Atomgesetz vereinbarten Reststrommengen. „Der Ausstieg aus<br />
der Atom<strong>energie</strong> ist … ein Beitrag dazu, die Bundesrepublik gegen terroristische Angriffe besser zu<br />
schützen“ lautet das Statement in einem Bericht der Atomaufsichtsbehörde des Bundes [BMU 2009].<br />
11.1 Gezielter Flugzeugabsturz<br />
Ein Terrorangriff auf ein Atomkraftwerk kann erhebliche Auswirkungen für die Bevölkerung haben.<br />
Die katastrophalsten Auswirkungen resultieren bei einer Kernschmelze bei bereits offenem Sicher-<br />
heitsbehälter. Ein derartiges Unfallszenario war aufgrund der Dünnwandigkeit der Reaktorgebäude bei<br />
den älteren, inzwischen abgeschalteten Atomkraftwerken nach einem gezielten Absturz eines Ver-<br />
kehrsflugzeugs auf diese Gebäude zu erwarten.<br />
Laut einer Studie der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) besteht auch für die jetzt<br />
noch betriebenen Atomkraftwerke die Gefahr eines Kernschmelzunfalls in Folge eines Flugzeugab-<br />
sturzes. Laut GRS-Studie zu den Auswirkungen eines gezielten Flugzeugabsturzes auf ein Atomkraft-<br />
werk kann ein großes Verkehrsflugzeug (Boeing 747 oder Airbus 340), welches mit einer Geschwin-<br />
digkeit von 630 km/h auf das Reaktorgebäude prallt, dieses nicht durchdringen. Aber dennoch kann<br />
nach Auffassungen der Experten ein Kernschmelzunfall resultieren. Durch Erschütterungen können im<br />
Reaktor Leckagen im Primärkühlkreis entstehen. Dieser Kühlmittelstörfall kann bei einer Zerstörung<br />
der Reaktorwarte durch Trümmer sowie einen Folgebrand, der nach einem Flugzeugabsturz recht<br />
wahrscheinlich ist, voraussichtlich nicht mehr beherrscht werden. Laut GRS besteht nur im Falle von<br />
frühzeitigen Eingriffsmöglichkeiten durch das Anlagenpersonal die Möglichkeit, einen Kernschmelz-<br />
unfall zu verhindern [BMU 2002].<br />
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