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20130305_bund_klima_energie_atomstrom_2013_studie

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Atomstrom <strong>2013</strong>: Sicher, sauber, alles im Griff? März <strong>2013</strong><br />

Inzwischen ist jedoch auch ein gezielter Absturz mit einem größeren Verkehrsflugzeug, einem A380,<br />

möglich. Dieses besitzt ein deutlich höheres Gewicht und eine größere Menge an Treibstoff, weshalb<br />

heftigere Auswirkungen zu erwarten sind. Für den Absturz eines A380 auf ein Zwischenlager hat die<br />

GRS im Jahr 2010 ein Gutachten erstellt. Ergebnis war, dass bei bestimmten Lagertypen die Freiset-<br />

zung gegenüber einem terroristischen Flugzeugangriff mit einem A340 oder einer Boeing 747 erhöht<br />

ist. Ob eine derartige Studie auch für die Atomkraftwerke erstellt wurde, ist nicht bekannt.<br />

Ein wirksamer Schutz vor der Entführung eines Verkehrsflugzeugs existiert zurzeit nicht. Die für die<br />

Flugsicherheit maßgeblichen Kontrollen am Boden weisen schwerwiegende Mängel auf. Das belegen<br />

trotz der vorhandenen Sicherheitsstandards sowohl die durchgeführten Realtests als auch die aufgetre-<br />

tenen Pannen. Bei genauer Analyse wurde deutlich, dass strukturelle Probleme Ursache der Pannen<br />

sind. Hundertprozentig sichere Bodenkontrollen sind schon grundsätzlich schwierig, aber unter den<br />

bestehenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unmöglich. Daher ist auch in absehbarer Zukunft<br />

nur eine graduelle Verbesserung möglich. Zurzeit existieren trotz bestehender Sicherheitskontrollen<br />

vielfältige Möglichkeiten, Waffen oder als Waffen zu verwendende Gegenstände in ein Verkehrsflug-<br />

zeug zu schmuggeln. Diese können dann potenziellen Attentätern ermöglichen, die Kontrolle über das<br />

Flugzeug und Zutritt zum Cockpit zu erlangen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass auch heute – genau wie vor 12 Jahren – eine Überwindung der inzwi-<br />

schen ergriffenen Maßnahmen möglich ist. Ein Aufrüsten der Sicherheitsmaßnahmen geht immer ein-<br />

her mit der Entwicklung von Konzepten, diese zu überwinden. Es wäre gewissermaßen naiv, anzu-<br />

nehmen, dass sich nur auf offizieller Seite der Stand von Wissenschaft und Technik erhöht. Vielmehr<br />

ist davon auszugehen, dass auch terroristische Gruppen in ihren technischen Möglichkeiten aufrüsten.<br />

Möglicherweise sogar schneller, da sie flexibler sind [BECKER 2010].<br />

Eine Vernebelung der Reaktorgebäude soll Schutz vor Terrorangriffen aus der Luft gewährleisten.<br />

Allerdings mindert der militärische Nebel, der für ganz andere Bedrohungsszenarien entwickelt wurde,<br />

die Trefferwahrscheinlichkeit eines Verkehrsflugzeuges nur unwesentlich.<br />

Neben der Vernebelung wurden nach dem 11.09.2001 auch bauliche Veränderungen als Schutzmaß-<br />

nahmen der deutschen Atomkraftwerke in Erwägung gezogen. Eibl, Professor für Baumechanik und<br />

Mitglied der von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen initiierten Internationalen Länderkommis-<br />

sion Kern<strong>energie</strong> (ILK), empfahl die Errichtung einer Schutzstruktur rund um das Atomkraftwerk, die<br />

aus zwei Elementen bestehen sollte: aus dicken Stahlbetonwällen und aus Stahlnetzen. Die drei bis<br />

fünf Meter dicken Wälle sollen dort aufgestellt werden, wo das Reaktorgebäude weder von angren-<br />

zenden Gebäuden noch von Bergen geschützt wird. Ein Stahlnetz zehn Meter über der Kuppel soll den<br />

Reaktor von oben gegen einen Hubschrauber zu schützen, der sich in den Reaktor stürzen oder eine<br />

große Sprengstoffmenge abwerfen könnte. Die vorgeschlagene Schutzstruktur hielt Eibl für „absolut<br />

bezahlbar“ [BUND 2011].<br />

In der Nachrüstliste ist eine bautechnische Barriere für die sicherheitstechnischen Vitalbereiche gegen<br />

die Einwirkungen Dritter entsprechend dem heutigen Stand der Sicherungsanforderungen gefordert (II<br />

3). Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass wirkungsvolle Schutzstrukturen gegen Angriffe aus der<br />

Luft (wie oben beschrieben) errichtet werden.<br />

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