Kurzspielfilm - Kommunales Kino guckloch
Kurzspielfilm - Kommunales Kino guckloch
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NUNZIO<br />
SENZA TITOLO<br />
14.10.2012 – 16.06.2013<br />
DESSI<br />
Öffnungszeiten : Di - So 11 - 17 Uhr : Montag (außer an Feiertagen) geschlossen<br />
Veranstalter: Margit Biedermann Foundation<br />
28 29<br />
Museumsweg 1 : 78166 Donaueschingen : Telefon +49 (0) 771-89 66 89-0 : www.museum-biedermann.de<br />
Ai Weiwei: Never sorry<br />
Allein schon diese ersten Eindrücke,<br />
die Ambivalenz zwischen äußerer<br />
Unterdrückung und innerer Freiheit<br />
und unbändigem Willen, sich nicht<br />
unterkriegen zu lassen, markieren<br />
die Richtung, die die Filmemacherin<br />
Alison Klayman mit ihrem Film Ai<br />
Weiwei: Never sorry einschlägt. Es<br />
geht ihr weniger darum, ein Künstlerporträt<br />
im klassischen Sinne zu<br />
schaffen oder ein Biopic, sondern<br />
vielmehr um ein Bildnis Ai Weiweis<br />
als "homo politicus", bei dem<br />
Leben, Kunst und Widerstand aufs<br />
Engste miteinander verbunden sind.<br />
Und so bietet der Film zwar auch<br />
einen durchaus erhellenden Einblick<br />
in das Leben und Wirken, vor allem<br />
aber beleuchtet er die enorm wichtige<br />
Stellung des wohl bekanntesten<br />
chinesischen Künstlers als zentraler<br />
Persönlichkeit der Opposition im<br />
Lande.<br />
Freundlich wirkt Ai Weiwei zumeist,<br />
doch der etwas korpulente<br />
Mann mit dem charakteristischen<br />
Zauselbart kann auch ganz anders<br />
– und zwar vor allem dann, wenn<br />
die chinesischen Behörden wieder<br />
einmal all ihre Macht ausspielen,<br />
um Katastrophen wie das verheerende<br />
Erdbeben in der Provinz<br />
Sichuan im Jahre 2008 herunterzuspielen.<br />
Aufgrund erheblicher Baumängel<br />
war es dort zu einer hohen<br />
Anzahl an Todesopfern vor allem<br />
unter den Schülern der Gegend<br />
gekommen, doch die Behörden verweigerten<br />
jegliche Auskunft über<br />
die genauen Umstände – bis Ai Weiwei<br />
und ein Heer von Freiwilligen<br />
in privaten Recherchen mehr als<br />
5000 verstorbene Schüler identifizieren<br />
und öffentlich machen konnten.<br />
Seitdem haben die Repressalien<br />
gegen Ai Weiwei erheblich zugenommen,<br />
man müsse "provokante<br />
Menschen" wie ihn "im Zaum halten",<br />
so formulierte es der Sprecher<br />
des chinesischen Außenministeriums<br />
Hong Wei am 7 April 2011.<br />
Das allerdings ist gottlob einfacher<br />
gesagt als getan, denn Ai Weiwei<br />
denkt nicht daran, seinen Kampf zu<br />
beenden. Nach seiner Misshandlung<br />
durch Polizisten erhebt er<br />
öffentlich Anklage gegen die Schläger,<br />
dringt mit Anwälten und Mitarbeitern<br />
in die zuständige Polizeistation<br />
ein, enttarnt die Beteiligten<br />
auf offener Straße und lässt stets<br />
alles filmen, um gegen die Willkür<br />
der Behörden etwas in der Hand zu<br />
haben. Manchmal für einen kleinen<br />
Moment wirkt das beinahe komisch,<br />
wenn Weiweis Mitstreiter die Polizisten<br />
filmen, die ihrerseits den<br />
Künstler mit einer Kamera beobachten.<br />
Zum Lachen ist der unermüdliche<br />
Kampf Ai Weiweis aber<br />
dennoch nicht, viel eher wächst im<br />
Verlauf des Films die Hochachtung<br />
vor diesem außergewöhnlichen<br />
Mann und seinem Mut, der selbst<br />
durch Verfolgung, Misshandlung<br />
und Inhaftierung nicht zu brechen ist.