2. Halbjahr 2008 - Oldenbourg Verlag
2. Halbjahr 2008 - Oldenbourg Verlag
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Sprachwissenschaften<br />
Recht verstehen In Deutschland wie in vielen andern Ländern gilt das „Transpa-<br />
Wie Laien, Juristen und Versicherungsagenten<br />
die „Riester-Rente“ interpretieren<br />
Herausgegeben von Wolfgang Klein und Angelika Becker<br />
<strong>2008</strong> / ca. 264 S. / 170 x 240 mm / Festeinband, ca. € 49,80<br />
ISBN 978-3-05-004484-2<br />
Holden Härtl<br />
Implizite Informationen<br />
Sprachliche Ökonomie und interpretative<br />
Komplexität bei Verben<br />
studia grammatica / Band 68<br />
<strong>2008</strong> / ca. 236 S. / 170 x 240 mm<br />
Broschur, ca. € 64,80<br />
ISBN 978-3-05-004502-3<br />
renzgebot” – Verträge mit Verbrauchern müssen so formuliert sein,<br />
dass sie für jedermann klar und verständlich sind. Trifft das beispielsweise<br />
für den folgenden Satz aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />
der Riester-Rente zu? „Der Abzug beträgt 0,2<br />
Prozent der Differenz zwischen dem zum vereinbarten Rentenbeginn<br />
vorhandenen Deckungskapital und dem zum Zeitpunkt der<br />
Beitragsfreistellung vorhandenen Deckungskapital.“ Die Antwort<br />
ist „Nein“.<br />
Das ist eines von vielen Ergebnissen einer Studie, in der – erstmals<br />
in Deutschland – exemplarisch untersucht wurde, wie verständlich<br />
die „Sprache des Rechts“ denn tatsächlich für die davon Betroffenen<br />
ist. Durchgeführt wurde sie von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe<br />
an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.<br />
Die Untersuchung zeigt, dass nicht nur Laien, sondern<br />
auch Juristen und Versicherungsvertreter erhebliche Schwierigkeiten<br />
mit ganz alltäglichen Rechtstexten haben können.<br />
Welche Bedingungen liegen vor, wenn sprachliche Information<br />
auf der linguistischen Oberfläche zwar unrealisiert bleibt, aber<br />
trotzdem verstanden wird? Welche Informationen werden überhaupt<br />
implizit verstanden? Welcher Art sind die Berechnungen,<br />
die für Schlussfolgerungen über implizit Gesagtes zuständig<br />
sind? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der interdisziplinären<br />
Arbeit, welche mit kognitionswissenschaftlichem Anspruch die<br />
Grenze zwischen expliziter und impliziter Realisierung sprachlicher<br />
Information definiert.<br />
Der Autor konzentriert sich auf ein breites Spektrum an Verb-<br />
komplexen und deren grammatische, lexikalisch-semantische und<br />
konzeptuelle Eigenschaften bei der Implizitlassung sprachlicher<br />
Information. Es wird anhand von Antikausativa, Partikelverben,<br />
(unergativer) intransitivierter Verben und Middle-Konstruktionen<br />
zunächst der Status nicht realisierter Ereignispartizipanten unter-<br />
sucht. Das Bild vervollständigt eine Analyse impliziter Ereignisse,<br />
welche bei psychischen Verben und bei typenverschobenen Verbkomplexen<br />
vorliegen. Es werden neue empirische Verfahren entwickelt,<br />
um die strukturellen Eigenschaften der Ausdrücke zu<br />
erfassen, wie sie sich etwa in Modifikationsoptionen oder dem<br />
Diskursverhalten niederschlagen. Ferner werden u.a. mit Reaktionszeitstudien<br />
psycholinguistische Daten erhoben, welche Aufschluss<br />
über die Art der kognitiven Aktivation der verschiedenen<br />
Informationstypen geben.<br />
Akademie <strong>Verlag</strong> <strong>2.</strong> <strong>Halbjahr</strong> <strong>2008</strong><br />
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