Adler, Gerhard - Seelenwanderung und Wiedergeburt.pdf
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Richtungen die Existenz eines bleibenden Ichs leugnen, nehmen<br />
andere ein unvergängliches Selbst an. Die Annahme einer realen<br />
Einzelseele, die im westlichen Denken die Gr<strong>und</strong>voraussetzung für<br />
die Reinkarnaüon des Ichs darstellt, ist also im Rahmen des<br />
indischen Denkens keineswegs garantiert. Jene Systeme jedoch, die<br />
die Existenz von ewigen <strong>und</strong> unzerstörbaren Individualseelen lehren,<br />
schreiben diesen auch Geistigkeit zu. v. Glasenapp merkt an, daß<br />
auch der Buddhismus aus praktischen Gründen den individuellen<br />
Seelenbegriff eingeführt hat. „Die Notwendigkeit, die Lehre von der<br />
karma-bedingten <strong>Wiedergeburt</strong> populär darzulegen, hat aber dazu<br />
geführt, daß in der Vorstellung des philosophisch nicht<br />
Durchgebildeten die Idee von dem sich unaufhörlich wandelnden<br />
Bewußtsein, also gewissermaßen von der fließenden, dynamischen<br />
Seele zugunsten der leichter faßbaren Anschauung von der<br />
individuellen statischen Seele, die umherwandert, verlassen wurde.“ 9<br />
Nach indischem Denken muß auch das Leben im Jenseits enden<br />
<strong>und</strong> wird gefolgt von einem neuen Leben im Diesseits<br />
(<strong>Wiedergeburt</strong>). Das jenseitige Leben ist dem diesseitigen durchaus<br />
ähnlich. Nach dem Tode des Körpers geht die Seele entweder in<br />
einen Zustand ein, der als Himmel oder Hölle mit zeitlicher<br />
Begrenzung zu bezeichnen ist, oder wiederum in ein anderes<br />
Geschöpf (Mensch, Tier, Pflanze). Davon zu unterscheiden ist die<br />
eigentliche Erlösung, das Nirwana.<br />
Ein zentraler Begriff der indischen Religionen ist „Karma“, ein<br />
Wort, das auch im Westen eine große Rolle spielt, namentlich in<br />
Theosophie, Anthroposophie <strong>und</strong> in spiritualistischen Kreisen.<br />
Ursprünglich eine Bezeichnung für eine Opferhandlung, ein<br />
kultisches Werk, wurde Karma zu einem ethischen Werk<br />
umgedeutet, wobei die Verbindung zwischen Werk <strong>und</strong> Gesinnung<br />
nie ganz aufgegeben worden ist. Der Glaube an eine moralische<br />
Weltordnung fordert nach indischem Denken die Vergeltung (hier<br />
zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zur christlichen Auffassung).<br />
Im Dienste dieser Vergeltung stehen auch „Himmel“ <strong>und</strong> „Hölle“<br />
als Orte für Lohn <strong>und</strong> Strafe, von langer Dauer zwar, aber nicht als<br />
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