Adler, Gerhard - Seelenwanderung und Wiedergeburt.pdf
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Bohnen als Inkarnationsobjekte im Kreislauf der <strong>Seelenwanderung</strong><br />
gelehrt; möglicherweise handelt es sich ursprünglich um ein Tabu,<br />
das erst später mit der <strong>Seelenwanderung</strong> in Verbindung gebrächt<br />
worden ist. Die Allbeseelung, die Verwandtschaft des<br />
Geschöpflichen ist der dieser Kuriosität zugr<strong>und</strong>eliegende Gedanke.<br />
Schon die frühesten Urk<strong>und</strong>en für den Gedanken wiederholter<br />
Erdenleben kennen also ihre Kontroversen, ja es gibt sogar schon<br />
eine frühe Polemik. So bemerkt Lukrez: „Wenn sie dann aber<br />
behaupten, die <strong>Seelenwanderung</strong> gehe immer durch menschliche<br />
Körper, so frag’ ich, weshalb wohl die klügsten Geister bisweilen<br />
verdummen, warum kein Kind noch verständig.“ 40 Wenn<br />
Empedokles von sich behauptet hat, „denn ich selber war vor dem<br />
schon Jüngling <strong>und</strong> Jungfrau, auch schon Strauch <strong>und</strong> Vogel <strong>und</strong><br />
lautloser Fisch in dem Meer“ 41 , dann erhält er die Antwort: was muß<br />
das für eine farblose Seele sein, die sich von so unterschiedlichen<br />
Leibformen prägen läßt <strong>und</strong> gar nicht umgekehrt das Wesen der<br />
Leibgestalt ausmacht <strong>und</strong> zum Ausdruck bringt 42 (also forma<br />
corporis ist, wie die Philosophie es nennt).<br />
Es ist nicht zu verkennen, daß hier jene Gr<strong>und</strong>fragen gestellt<br />
werden, die noch immer bewegen: Was ist das Eigentliche am<br />
Menschen? Wenn es die Psyche ist, wie ist sie zu deuten? Woher<br />
kommt die Psyche, was ist ihr Geschick, ihre Bestimmung?<br />
Pythagoras löste dieses Problem mit dem Gedanken der ewigen<br />
Wiederkehr der gleichen Verhältnisse. Wie wenig dieser Ansatz<br />
„überholt“ ist, darüber klärt der Marxismus auf – bei dem man<br />
griechisches Zyklusdenken nicht ohne weiteres vermutet. Friedrich<br />
Engels’ Dialektik der Natur löst die Frage nach Anfang <strong>und</strong> Ende der<br />
Welt mit eben diesem Gedanken der ewigen Wiederkehr des<br />
Gleichen 43 . Es ist keine müßige Frage, sich nach dem Anfang <strong>und</strong><br />
dem Ende zu erk<strong>und</strong>igen. Archelogie <strong>und</strong> Eschatologie erleben heute<br />
gewissermaßen eine Konjunktur, <strong>und</strong> in diesem Rahmen spielt die<br />
Reinkarnationshypothese eine große Rolle.<br />
Nietzsche bemerkte zur Rolle dieses Gedankens bei den Griechen:<br />
„Auch ein Pythagoras, ein Empedokles behandelten sich selbst mit<br />
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