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Zum Dialog berufen - Missionszentrale der Franziskaner

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2<br />

Der <strong>Dialog</strong> ist Ausdruck für eine neue<br />

Weise, Liebe und Respekt zu leben. Panikkar<br />

sagt: „Der erste Schritt im <strong>Dialog</strong> zwischen<br />

Religionen, Kulturen und verschiedenen<br />

Lebensvorstellungen besteht darin, die<br />

Mißverständnisse aufzuheben; <strong>der</strong> zweite<br />

Schritt besteht darin, die jeweiligen Vorstellungen<br />

so zu erklären, dass <strong>der</strong> Gesprächspartner<br />

sie versteht; und <strong>der</strong> dritte Schritt<br />

geschieht im ‚dia-logos‘, das heißt, durch<br />

den logos (das Wort) hindurchzugehen,<br />

um zu dem zu gelangen, das man sagen<br />

will – was also hinter dem steckt, was im<br />

Wort erscheint – um zu dem zu gelangen,<br />

was die Sache bedeutet.“ 7<br />

Wie religiöser Pluralismus, also die<br />

Würde von religiöser Verschiedenheit<br />

neu zu verstehen ist, welche Rolle die Re-<br />

Der Christozentrismus ist<br />

dann nicht mehr christlich,<br />

wenn er das Christentum absolut<br />

setzt und es damit zu<br />

einem Götzendienst macht.<br />

ligion in Konflikten spielt und welchen<br />

Rang <strong>der</strong> religiös-interkulturelle <strong>Dialog</strong><br />

in <strong>der</strong> franziskanischen Pastoral einnimmt<br />

– das sind die heute dringlichen<br />

Anfragen. Mit unseren Überlegungen<br />

wollen wir uns in die Bewegung einglie<strong>der</strong>n,<br />

die in <strong>der</strong> Zeit nach dem II. Vatikanum<br />

begonnen hat 8 , unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Linie, die kontinuierlich<br />

die lehramtliche und theologische<br />

Reflexion, wenn auch nicht immer<br />

im Sinne <strong>der</strong> Weiterentwicklung, durchzieht,<br />

die sich aber beson<strong>der</strong>s deutlich in<br />

<strong>der</strong> Aussage Johannes Pauls II. als neu artikuliert,<br />

wenn er in Redemptor hominis<br />

sagt: Da – wie das Konzil uns lehrt – »<strong>der</strong><br />

Sohn Gottes durch seine Menschwerdung<br />

sich gleichsam mit jedem Menschen verbunden<br />

hat«, (führen) alle Wege <strong>der</strong> Kirche<br />

zum Menschen.... Die Kirche darf am Men-<br />

schen nicht vorbeigehen; denn sein »Geschick«,<br />

das heißt seine Erwählung, seine<br />

Berufung, seine Geburt und sein Tod, sein<br />

ewiges Heil o<strong>der</strong> Unheil sind auf so enge<br />

und unaufhebbare Weise mit Christus verbunden....<br />

Dieser Mensch ist <strong>der</strong> erste Weg,<br />

den die Kirche bei <strong>der</strong> Erfüllung ihres Auftrags<br />

beschreiten muß: er ist <strong>der</strong> erste und<br />

grundlegende Weg <strong>der</strong> Kirche, ein Weg, <strong>der</strong><br />

von Christus selbst vorgezeichnet ist und<br />

unabän<strong>der</strong>lich durch das Geheimnis <strong>der</strong><br />

Menschwerdung und <strong>der</strong> Erlösung führt. 9<br />

Das Lehramt hat also zu dem Prinzip gefunden<br />

„die Religionen in Christus“ und<br />

nicht nur „Christus in den Religionen“.<br />

Damit ist eine wichtige Debatte eröffnet,<br />

die wir sehr ernst nehmen müssen.<br />

Heute sind wir davon überzeugt,<br />

dass das Christentum <strong>der</strong> auf die kirchliche<br />

Institution zentrierten Linie – in dem<br />

Motto zusammengefasst: extra ecclesiam<br />

nulla salus – nicht länger folgen darf,<br />

wenn es die Herausfor<strong>der</strong>ung des interreligiösen<br />

und interkulturellen <strong>Dialog</strong>s<br />

wirklich auf sich nehmen will. Die Kirche<br />

ist eben nicht die Dreifaltigkeit, son<strong>der</strong>n<br />

das sakramentale Zeichen <strong>der</strong> dreifaltigen<br />

Liebe; sie ist nicht das Reich Gottes,<br />

son<strong>der</strong>n dessen Keim (LG Nr. 5) und<br />

soll ihm dienen. Die zentrale Bedeutung<br />

des Reiches Gottes im Leben des Christen<br />

verweist auch auf die zentrale Bedeutung<br />

<strong>der</strong> eschatologischen Dimension 10 .<br />

Zentrum, Ziel und Absolutum ist das<br />

Reich Gottes. Zu ihm führen viele Wege.<br />

Das klassisch-traditionelle bzw. exklusivistische<br />

Verständnis und die jüngste<br />

bzw. inklusivistische Vorstellung haben<br />

beide ihren Grund im christologischen<br />

Dogma, dass die einzigartige Bedeutung<br />

Jesu Christi im Christentum indiskutabel<br />

sei. Heute ist von uns ein weiterer Schritt<br />

verlangt, nämlich eine konsequentere<br />

christologische Konzeption zu entwickeln.<br />

Wir müssen auf die Mahnung von<br />

Yves Congar, dem Propheten <strong>der</strong> ökumenischen<br />

Bewegung im XX. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Grüne Schriftenreihe Nr. 100 – <strong>Zum</strong> <strong>Dialog</strong> <strong>berufen</strong>

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