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Paddock Trail - Artgerecht-Tier.de

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lene Grenzwert 10 mg/l. Nach<strong>de</strong>m dies<br />

für Ärger und Aufregung bei <strong>de</strong>n<br />

Stallbetreibern sorgte, ließen sie ca. 2<br />

Monate später eine weitere Analyse <strong>de</strong>s<br />

Trinkwassers <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong> machen. Hier<br />

wur<strong>de</strong> ein Wert von 115,26 mg/l gemessen.<br />

Der Stallbetreiber ist selber Landwirt.<br />

Nun erfuhr ich im persönlichen<br />

Gespräch mit <strong>de</strong>n Stallbetreibern, dass<br />

es einen Unterschied gibt zwischen<br />

Trinkwasser und Tränkwasser für <strong>Tier</strong>e.<br />

Unsere Pfer<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n mit Tränkwasser<br />

aus <strong>de</strong>m Brunnen versorgt und bei <strong>de</strong>n<br />

festgestellten Werten sei <strong>de</strong>r Grenzwert<br />

für Tränkwasser noch längst nicht<br />

erreicht und somit müssen sich die<br />

Einsteller nicht sorgen, es sei alles im<br />

grünen Bereich. Die Stallbetreiber hatten<br />

auch Kontakt zur Hochschule Hannover<br />

aufgenommen und unter <strong>de</strong>r dortigen Tel.<br />

Nr. 05 11 / 8 56 74 58 bestätigte mir eine<br />

Dame <strong>de</strong>r Hochschule ebenfalls telefonisch,<br />

dass es diesen Unterschied<br />

zwischen Trinkwasser und Tränkwasser<br />

tatsächlich gebe, da <strong>Tier</strong>e einen an<strong>de</strong>ren<br />

Magen-Darmtrakt bzw. eine an<strong>de</strong>re<br />

Verdauung hätten als Menschen. Diese<br />

Auskunft gab sie mir aber erst, nach<strong>de</strong>m<br />

ich ihr versicherte, keine Journalistin<br />

son<strong>de</strong>rn lediglich eine besorgte Pfer<strong>de</strong>halterin<br />

zu sein. Der gemessene Wert von<br />

150 mg/l sei für die Pfer<strong>de</strong> völlig unbe<strong>de</strong>nklich.<br />

Diese Aussage ist mir nicht<br />

einleuchtend. Bisher kannte ich nur die<br />

Unterscheidung zwischen Trinkwasser<br />

und kein Trinkwasser. Außer<strong>de</strong>m<br />

versicherte mir die Dame auf meine<br />

besorgte Nachfrage, dass durch das<br />

aufgenommene Wasser keinerlei Leberschä<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>n Pfer<strong>de</strong>n hervorgerufen<br />

wer<strong>de</strong>n können. Für Leberschä<strong>de</strong>n sei<br />

eine unsachgemäße Fütterung in <strong>de</strong>r<br />

Regel ursächlich.<br />

Ich begreife nicht, dass mein Pferd<br />

Wasser trinken soll, das für uns Menschen<br />

gesundheitsgefähr<strong>de</strong>nd sein kann.<br />

Wenn ich mir vorstelle, welche großen<br />

vfd-2012<br />

Montag, 14. November 2011 18:27<br />

Mengen von diesem belasteten Wasser<br />

je<strong>de</strong>s Pferd täglich trinkt, es sind immerhin<br />

30 bis 60 Liter, je nach Futter, und<br />

eine laktieren<strong>de</strong> Stute <strong>de</strong>utlich mehr, ist<br />

die Aussage, dass durch das Wasser die<br />

Leber nicht belastet wird in meinen<br />

Augen eine Dummheit.<br />

Nach diesem Gespräch war ich<br />

fassungslos, und nun begann ich selber im<br />

Internet zu recherchieren. Die hohen<br />

Nitratwerte im Grundwasser sind seit<br />

vielen Jahren eine Folge <strong>de</strong>r Überdüngung<br />

<strong>de</strong>r Äcker. Es ist anzunehmen, dass<br />

<strong>de</strong>shalb die Grenzwerte für Trinkwasser<br />

immer wie<strong>de</strong>r angehoben wur<strong>de</strong>n.<br />

Ich möchte nicht weiter darüber<br />

nach<strong>de</strong>nken, wie viel Kaffee o<strong>de</strong>r Tee wir<br />

Einsteller mit diesem Wasser gekocht und<br />

getrunken haben… Bis zum heutigen<br />

Zeitpunkt wird in unserem Reiterstübchen<br />

das Wasser aus <strong>de</strong>m Brunnen<br />

verwen<strong>de</strong>t, ohne jeglichen Hinweis auf<br />

ein mögliches Gesundheitsrisiko.<br />

Ich fragte mich, wie es zu dieser<br />

Unterscheidung in Trinkwasser und <strong>de</strong>m<br />

sogenannten Tränkwasser kommt.<br />

Während das Trinkwasser für <strong>de</strong>n<br />

Menschen <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Trinkwasserverordnung entsprechen<br />

muss, gibt es für Tränkwasser keine<br />

<strong>de</strong>taillierten rechtlichen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

son<strong>de</strong>rn nur allgemein formulierte<br />

Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen bzw. Orientierungswerte<br />

für die Eignung von Tränkwasser.<br />

Es soll eine betriebseigene<br />

Wasserversorgung ermöglicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Anfor<strong>de</strong>rungen beziehen sich auf<br />

Schmackhaftigkeit und Verträglichkeit<br />

und die sichere Versorgung in ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Menge.<br />

Was heißt dies genau? Ist es <strong>de</strong>n<br />

Bauern nicht zuzumuten, dass sie <strong>de</strong>n<br />

<strong>Tier</strong>en Trinkwasser zu trinken geben? Es<br />

gibt bereits Filteranlagen für Brunnen, die<br />

für Abhilfe sorgen könnten. Ist diese<br />

einmalige Investition für unsere <strong>Tier</strong>e zu<br />

teuer??? Es ist <strong>de</strong>m Gesetzgeber also<br />

Ernährung<br />

wichtiger, dass aus meiner Klospülung<br />

frisches gesun<strong>de</strong>s Trinkwasser fl ießt, als<br />

dass die <strong>Tier</strong>e einen rechtlichen Anspruch<br />

darauf haben. Hier streikt mein<br />

gesun<strong>de</strong>r Menschenverstand.<br />

Das Bun<strong>de</strong>sministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) hat einen Orientierungsrahmen<br />

zur Beurteilung <strong>de</strong>r hygienischen<br />

Qualität von Tränkwasser veröffentlicht.<br />

Nach EG Recht ist das Tränkwasser wie<br />

ein Futtermittel zu betrachten und<br />

unterliegt <strong>de</strong>r Futtermittelverordnung.<br />

Wer nun zufällig das Buch „Katzen<br />

wür<strong>de</strong>n Mäuse kaufen“ von Hans-<br />

Ulrich Grimm gelesen hat – hierin<br />

wer<strong>de</strong>n die Machenschaften <strong>de</strong>r Futtermittelindustrie<br />

durchleuchtet – <strong>de</strong>r wird<br />

wahrscheinlich <strong>de</strong>mnächst sein Trinkwasser<br />

von zu Hause mit in <strong>de</strong>n Stall<br />

nehmen.<br />

Der Orientierungsrahmen wur<strong>de</strong> im<br />

Auftrag <strong>de</strong>s BMELV erstellt und mit <strong>de</strong>n<br />

Futtermittelüberwachungsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>n betroffenen landwirtschaftlichen<br />

Organisationen und<br />

Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n abgestimmt.<br />

(Ein Schelm wer Böses dabei <strong>de</strong>nkt!!!)<br />

Lei<strong>de</strong>r sehe ich für dieses Problem<br />

keine schnelle Lösung. In <strong>de</strong>r Regel<br />

bieten alle Stallbetreiber Brunnenwasser<br />

an, und sie tun dies mit <strong>de</strong>m Segen <strong>de</strong>s<br />

Gesetzes. Es gibt durchaus Brunnenwasser,<br />

das eine bessere Qualität hat als das<br />

so hoch gelobte Stadtwasser. Wo aber im<br />

Einzugsgebiet <strong>de</strong>s Brunnens stark gedüngt<br />

wird, egal ob mit Kunstdünger o<strong>de</strong>r<br />

Jauche, beson<strong>de</strong>rs dort, wo <strong>de</strong>r Grundwasserspiegel<br />

relativ hoch ist, ist eine<br />

Belastung <strong>de</strong>s Wassers mit Nitrat zu<br />

erwarten, zumin<strong>de</strong>st zeitweise!<br />

So bleibt uns Reitern und Einstellern<br />

nur die Möglichkeit, unermüdlich immer<br />

und überall auf diesen Missstand hinzuweisen.<br />

Doris Mils, Dormagen<br />

artgerecht 3/2012 15

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