Paddock Trail - Artgerecht-Tier.de
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eherrschten ihre arabischen Pfer<strong>de</strong><br />
bereits um 1500 v. Chr. auf meisterhafte<br />
Weise. Die Grundsätze <strong>de</strong>r heutigen<br />
Reitkunst weichen nicht weit von <strong>de</strong>nen<br />
ab, die schon vor über 2500 Jahren<br />
Gültigkeit hatten.<br />
Was diese Pfer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Rassen unterschei<strong>de</strong>t und sie zu so<br />
wun<strong>de</strong>rbaren Familienpfer<strong>de</strong>n und<br />
Freun<strong>de</strong>n macht, ist, dass <strong>de</strong>m asilen<br />
Araber die Menschenzugewandtheit<br />
bereits mit in die Wiege gelegt wor<strong>de</strong>n ist.<br />
„Wie in <strong>de</strong>r irischen Hütte schläft, isst<br />
und trinkt auch im Beduinenzelt die ganze<br />
Familie, ob zwei- o<strong>de</strong>r vierfüßig, zusammen<br />
unter einem Dach. Durcheinan<strong>de</strong>r betten<br />
sich im Beduinenzelt Stuten und Fohlen,<br />
Frauen und Kin<strong>de</strong>r zum Schlaf, und oft sieht<br />
man die Köpfe von Kind und Fohlen auf<br />
einem Kissen, <strong>de</strong>m Leib, <strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Hals einer Stute, ruhen. Die Eltern<br />
befürchten aus diesem Zusammenleben auch<br />
keinerlei Gefahren, <strong>de</strong>nn sie sind davon<br />
überzeugt, dass Stute und Fohlen sich nicht<br />
nur duldsam alle Spiele <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r gefallen<br />
lassen, son<strong>de</strong>rn dass die Stuten auch klug<br />
und vernünftig genug sind, sie mit Vorsicht<br />
zu behan<strong>de</strong>ln, um sie nicht zu verletzen.<br />
Und das klingt auch nicht im Min<strong>de</strong>sten<br />
unwahrscheinlich, je<strong>de</strong>nfalls nicht für mich,<br />
<strong>de</strong>nn ich besaß selbst eine Stute von<br />
ähnlicher Gutmütigkeit und Intelligenz und<br />
war oft Zeuge, wie sehr sie sich bemühte<br />
unterlegenen Lebewesen keinen Scha<strong>de</strong>n<br />
zuzufügen. … ich wusste, sie wür<strong>de</strong> we<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n Kopf verlieren noch unachtsam sein,<br />
von bösartig ganz zu schweigen. … Die<br />
Araber behan<strong>de</strong>ln ihre Pfer<strong>de</strong> gewohnheitsmäßig<br />
mit größter Liebe; sie verspüren<br />
we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Wunsch noch besteht die<br />
Notwendigkeit, sie zu schlagen, diese<br />
großmütigen und sanften Geschöpfe, die<br />
alles tun, was man ihnen anzeigt und<br />
was man von ihnen verlangt: daher<br />
wahrscheinlich die von ihnen wohl<br />
angeborene Gutmütigkeit und Großzügigkeit,<br />
charakteristische Wesenszüge<br />
<strong>de</strong>s arabischen Pfer<strong>de</strong>s.“<br />
Quelle: Lawrence (aus Asil Araber –<br />
Arabiens edle Pfer<strong>de</strong>, Band III, Georg Olms<br />
Hil<strong>de</strong>sheim, 1985)<br />
Hieraus entwickelte sich das für<br />
arabische Pfer<strong>de</strong> typische Wesen: Es ist<br />
von sanfter, freundlicher und liebevoller<br />
Natur, aber gleichzeitig temperamentvoll<br />
und sehr intelligent.<br />
Lei<strong>de</strong>r haftet vielen Pfer<strong>de</strong>interessierten<br />
die Meinung an, dass Vollblutaraber<br />
verrückt, nervös und spinnich im Kopf<br />
seien. Sie wären gut für Märchen und<br />
Legen<strong>de</strong>n, schöne Bücher und Filme wie<br />
„<strong>de</strong>r Schwarze Hengst“ und „Black<br />
Rasseportrait Pfer<strong>de</strong><br />
Beauty“. Also genau in <strong>de</strong>n Geschichten,<br />
wo es um eine beson<strong>de</strong>re „Mensch-Pferd-<br />
Beziehung“ geht. Aber reiten? Nein,<br />
reiten könne man sie nicht.<br />
Wie entstehen solche Meinungen?<br />
Vielleicht, weil <strong>de</strong>r Asil Araber ursprünglich<br />
dazu erzogen wor<strong>de</strong>n ist, im Menschen<br />
einen Freund zu sehen (bei <strong>de</strong>n<br />
Beduinen) und sie nie „nur“ zu funktionieren<br />
hatten! Dies hat seinen Charakter<br />
nachhaltig geprägt. Daher lassen sich<br />
diese Pfer<strong>de</strong> möglicherweise nicht so<br />
einfach zur Mitarbeit bewegen, wie man<br />
es von an<strong>de</strong>ren Pfer<strong>de</strong>rassen gewöhnt sein<br />
mag. Sie sind eben nicht als Arbeits- bzw.<br />
Sportpfer<strong>de</strong> gezüchtet wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />
Mensch und Pferd waren so eng aufeinan<strong>de</strong>r<br />
angewiesen, dass sich daraus eine<br />
familiär-freundschaftliche Beziehung<br />
entwickelte.<br />
Der Beduine <strong>de</strong>r Halbinsel Arabiens<br />
unterschied sich sehr vom nordafrikanischen<br />
Beduinen. Letzterer ritt das<br />
Berberpferd und liebte das phantasievolle<br />
äußerliche Gepränge, während <strong>de</strong>r<br />
arabische Beduine beschei<strong>de</strong>n, einfach<br />
und natürlich lebte und sich ebenso<br />
klei<strong>de</strong>te. Das spiegelte sich auch an ihren<br />
Pfer<strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>r. Das Berberpferd wur<strong>de</strong><br />
übermäßig geschmückt mit Scheuklappen,<br />
hohem, verziertem Sattel, großen<br />
„Hack“-Sporen und einer harten Kandare.<br />
Der arabische Beduine hingegen legte<br />
seiner Stute nur ein leichtes, weiches<br />
Wollhalfter ohne Gebiss an. Er verwen<strong>de</strong>te<br />
nicht einmal Zügel, <strong>de</strong>nn die Pfer<strong>de</strong><br />
gehorchten auf seine Stimme und seinen<br />
Schenkeldruck. Kaum einer <strong>de</strong>r Beduinen<br />
besaß noch brauchte einen Sattel.<br />
Meistens ritten sie auf einem Fell o<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>m bloßen Rücken ihres Pfer<strong>de</strong>s.<br />
Ungezählte Segenssprüche kannte <strong>de</strong>r<br />
arabische Beduine für seine Pfer<strong>de</strong>, aber<br />
nie kam ein Fluch über seine Lippen. Der<br />
asile Vollblutaraber hat dank <strong>de</strong>r Jahrtausen<strong>de</strong><br />
währen<strong>de</strong>n sanften Behandlung<br />
und <strong>de</strong>r nahezu grenzenlosen Einbeziehung<br />
in das Leben <strong>de</strong>r arabischen<br />
Beduinen seinen Charakter gewonnen. Es<br />
ist <strong>de</strong>r für mich <strong>de</strong>nkbar beste Charakter<br />
eines Pfer<strong>de</strong>s: ein <strong>de</strong>m Menschen<br />
zugewandter, offener und liebevoller<br />
Charakter. …<br />
Annett Sbaghdi, staatl. gepr. Pfer<strong>de</strong>wirtin,<br />
Nuthetal<br />
Weitere Informationen unter www.seelenpfer<strong>de</strong>.<strong>de</strong><br />
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artgerecht 3/2012 19