Das âNiedersächsische Vorabâ - VolkswagenStiftung : Seite nicht ...
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Damit die oben stehende Gleichung in Niedersachsen aufgeht, wird ein erheb -<br />
licher Teil der Mittel aus dem Niedersächsischen Vorab für die gleichnamige<br />
Förderlinie eingesetzt. In den Blick geraten dabei gerade auch geisteswissenschaft<br />
liche Schwerpunkte. Wie es gelingt, exzellente Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftler anzuziehen und zu binden, illustrieren die hier vorgestellten<br />
Forscherkarrieren – die entweder neu nach Niedersachsen führen oder bereits<br />
hier verwurzelt sind.<br />
Wenn ein Lehrstuhl für Jahre unbesetzt bleibt oder eine Institutsleitung<br />
abrupt wechselt, kann dies zweifellos für einen mühsam aufgebauten Forschungsschwerpunkt<br />
das Ende bedeuten. Gerade in den Geisteswissenschaften<br />
sind lange Lehrstuhl-Vakanzen durchaus <strong>nicht</strong> ungewöhnlich; kontinuierliches<br />
Forschen ist dann kaum mehr möglich. Zudem haben es oft junge,<br />
leistungsbereite Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Bereich<br />
schwer, eine Professur mit Zukunftsperspektive zu ergattern. So ist es kein<br />
Zufall, dass die Geisteswissenschaften im Rahmen der Strukturlinie „Holen &<br />
Halten“ des Niedersächsischen Vorab explizit gefördert werden. Daher wurden<br />
im Jahr 2006 die „Heyne-Professuren“, die „Heyne-Juniorprofessuren“<br />
und die „Gervinus-Fellowships“ ins Leben gerufen. Die erste Ausschreibungsrunde<br />
2006 führte zur Förderung von einer Heyne- und zwei Heyne-Juniorprofessuren<br />
sowie eines Gervinus-Fellows mit insgesamt rund 1,7 Millionen<br />
Euro.<br />
Hierherkommen … weil das Angebot attraktiv ist<br />
Privatdozentin Dr. Annette Zgoll, die als erste Heyne-Professorin an der Georg-<br />
August-Universität Göttingen gefördert wird, zählt ihr Fachgebiet zu den<br />
„jungen Wissenschaften“, für die man mit Fug und Recht die bestmög liche<br />
Unterstützung erwarten darf – schließlich gibt es in diesen Fächern eine<br />
ständig wachsende Datenflut, eine Menge offener Fragen und ein riesiges<br />
Innovationspotenzial. Wer hier an die Informationstechnologie oder die Mole -<br />
kularbiologie denkt, liegt bei Annette Zgoll falsch; denn die selbstbewusste<br />
junge Wissenschaftlerin forscht auf dem Gebiet der Altorientalistik. Seit 2008<br />
kann sie dies, dank der Heyne-Professur, in Göttingen tun. Sie ist nun 38 Jahre<br />
alt und kann – „endlich, endlich“ – ihre Forschungsideen selbstständig in die<br />
Tat umsetzen. Die Berufung von Annette Zgoll führt dabei zu einer zeitweise<br />
überlappenden Stellenbesetzung für eine durch Emeritierung frei werdende<br />
Professorenstelle am Institut für Altorientalistik der Universität Göttingen.<br />
Auf diese Weise lässt sich einer Lehrstuhl-Vakanz frühzeitig vorbeugen und<br />
kontinuierliche Forschung sicherstellen. Am Beispiel der Hochkulturen des<br />
antiken Orients, insbesondere des Mehrvölker- und Mehrsprachenstaates<br />
Auch die Vorbereitung der Lehre gehört für<br />
Dr. Annette Zgoll zum Alltag als erste Heyne-<br />
Professorin an der Georg-August-Universität<br />
Göttingen. In ihren Vorlesungen beschäftigt<br />
sie sich unter anderem mit dem frühesten<br />
bekannten Autor der Welt, der Hohepriesterin<br />
En-hedu-Ana aus dem 23. Jahrhundert vor<br />
Christus, die im Hintergrund auf der Abbildung<br />
einer Alabasterscheibe zu sehen ist.<br />
Die Wurzeln unserer Kultur entziffern, das<br />
möchte Heyne-Professorin Dr. Annette Zgoll.<br />
Dazu beschäftigt sie sich mit den frühesten<br />
Texten im antiken Orient – wie etwa dem auf<br />
einer Stele verzeichneten Kodex Hammurapi,<br />
einem Rechtstext aus dem 18. Jahrhundert<br />
vor Christus. In ihm zeigt sich das Bemühen<br />
des Herrschers, im Auftrag der Götter für<br />
Recht und Ordnung zu sorgen.<br />
Niedersächsisches Vorab 2008 25