Das âNiedersächsische Vorabâ - VolkswagenStiftung : Seite nicht ...
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Schlagzeile formulieren. „Gentelligente Bauteile in Lebenszyklen – Nutzung<br />
vererbbarer bauteilinhärenter Informationen in der Produktionstechnik“<br />
lautet der Titel des in Hannover beheimateten SFB. „Gentelligent ist unsere<br />
eigene Wortschöpfung“, sagt Professor Dr.-Ing. Berend Denkena vom Produktionstechnischen<br />
Zentrum Hannover in Garbsen. „Sie besteht aus den Worten<br />
Genetik und Intelligenz. Unser Ziel ist es, Prinzipien der Biologie für technische<br />
Systeme der Zukunft zu nutzen.“ Für die beteiligten Wissenschaftler ist klar:<br />
Forschung im Bereich der Fertigungstechnik muss dabei in besonderem Maße<br />
den Bezug zur Praxis suchen. <strong>Das</strong>s die Brücken zur industriellen Anwendung<br />
geschlagen werden, dafür sorgt auch die Einbindung zahlreicher Partner aus<br />
der Industrie – ein besonderes Kennzeichen dieses SFB. Und natürlich ist mitdenkende<br />
Technik <strong>nicht</strong> zuletzt ein Dienst an den Bedürfnissen der praktisch<br />
tätigen Ingenieure.<br />
Die Intelligenz steckt dabei etwa im Material. <strong>Das</strong> bedeutet: Über Änderungen<br />
im Materialgefüge von Stahl speichert das Bauteil Informationen über<br />
seine Belastung. Mit jedem Einsatz, jeder zu starken Belastung verändert<br />
sich der Martensitgehalt – eine besondere Materialgefügeform innerhalb<br />
des Stahls – und kann abgelesen werden wie ein Belastungstagebuch. Wäre<br />
es <strong>nicht</strong> praktisch, die Geschichte etwa eines Fräskopfes oder eines Querlenkers<br />
in einem Auto direkt auf das Bauteil zu schreiben? Konstruktionsdaten,<br />
Belastungsinformationen, Alter und Einsatzgebiete – solche Informationen<br />
sollten – nach Meinung von Berend Denkena und seinen Mitstreitern – Ma -<br />
schinenbauteile mit sich tragen wie eine Körperzelle ihren genetischen Code.<br />
Auf diese Weise können sie ihr Lebenswissen an neue Bauteilgenera tionen<br />
weitergeben. Hierin steckt der „genetische Teil“ der „Gentelligenz“.<br />
Um dies zu erreichen, arbeitet das Forscherteam beispielsweise an Oberflächenmarkierungen.<br />
Sie ritzen Muster in die Oberfläche eines Materials, die<br />
Ähnlichkeit mit den Rillen einer Schallplatte haben und die sie selbst dann<br />
noch auslesen können, wenn die Oberfläche zu zwei Dritteln zerstört ist. „In<br />
einem anderen Teilprojekt entwickeln wir magnetische Magnesiumlegierungen,<br />
die wir gezielt durch Ummagnetisierungen mit Informationen beschreiben<br />
können“, erklärt Berend Denkena. <strong>Das</strong> entspricht dem Prinzip der Festplatten<br />
im Computer – nur, dass die Informationen auf dem Fräskopf einen<br />
robusteren Umgang vertragen müssen. So bleibt die Information dort, wo sie<br />
am besten aufgehoben ist: am Bauteil.<br />
Diese Informationssammlung, wie auch immer sie gespeichert werden wird,<br />
ist die Basis für die Vererbung an die nächste Generation. Auf ihrer Basis lassen<br />
sich zu groß dimensionierte Wellen oder zu anfällige Fräsköpfe optimieren.<br />
„<strong>Das</strong> ist eine Informationsbereitstellung aus dem Lebenszyklus von Maschinen,<br />
die es bisher noch <strong>nicht</strong> gibt“, fasst Berend Denkena zusammen. „Und<br />
genau dort wollen wir hin.“<br />
Jo Schilling<br />
Brainstorming für intelligente Bauteile –<br />
sie konstruieren erst einmal im Kopf, was sie<br />
später in der Produktionstechnik verwirklichen<br />
möchten: die Professoren Dr.-Ing. Friedrich-<br />
Wilhelm Bach, Dr.-Ing. Berend Denkena, Dr.-<br />
Ing. Bernd-Arno Behrens und Dr.-Ing. Ludger<br />
Overmeyer (von links). Im Sonderforschungsbereich<br />
„Gentelligente Bauteile in Lebenszyklen“<br />
am Produktionstechnischen Zentrum<br />
Hannover arbeiten sie gemeinsam daran,<br />
Maschinenbauteilen ihre Geschichte direkt<br />
ins Material zu schreiben.<br />
Niedersächsisches Vorab 2008 63