Daten und Fakten 23022011.indd - Naturpark Sternberger Seenland
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54 | NATURPARKPLAN „STERNBERGER SEENLAND“, BAND II: DATEN UND FAKTEN<br />
C.2.3.7 Mollusken<br />
Für die Artengruppe der Mollusken sei<br />
stellvertretend auf das Vorkommen von<br />
zwei FFH-Arten hingewiesen. Beide<br />
Arten sind Landschnecken <strong>und</strong> fungieren<br />
als Zeigerarten für intakte Feuchtgebiete.<br />
Die Bauchige Windelschnecke<br />
(Vertigo moulinsiana, FFH II, RL<br />
M-V 3) lebt auf feuchten, kalkreichen<br />
Niedermoorflächen <strong>und</strong> ist in Großseggenrieden<br />
sowie auf Schilf am Ufer von<br />
Niederungsbächen <strong>und</strong> Seen zu finden.<br />
Verbreitungsschwerpunkte <strong>und</strong> Populationen<br />
in einem günstigen Erhaltungszustand<br />
befinden sich im Untersuchungsgebiet<br />
u. a. am Oberen <strong>und</strong> Wustrowsee<br />
südwestlich von Sternberg, am Neuklostersee<br />
<strong>und</strong> am Großen Wariner See,<br />
in den Niedermoorbereichen an der<br />
Warnow südwestlich von Klein Raden,<br />
im Neddersee sowie in den Bruchwäldern<br />
an der Warnow bei Karnin.<br />
Weit weniger verbreitet ist aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Lebensraumansprüche die Schmale<br />
Windelschnecke (Vertigo angustior,<br />
FFH II, RL M-V 3), sie kommt in verschiedenen<br />
Feuchtbiotopen wie Wiesen<br />
<strong>und</strong> Rieden vor, deren Krautschicht<br />
locker ausgebildet sein sollte, da sich die<br />
Schnecke vor allem in der Streuschicht<br />
dieser Biotope aufhält. Im Untersuchungsraum<br />
ist sie z. B. am Oberen <strong>und</strong><br />
Wustrowsee südwestlich von Sternberg,<br />
am Garder See sowie am Holzsee bei<br />
Woserin heimisch.<br />
Die Gemeine Flussmuschel (Unio crassus,<br />
FFH II/IV, RL-M-V 1) bevorzugt<br />
saubere Fließgewässer mit strukturiertem<br />
Substrat <strong>und</strong> abwechslungsreicher<br />
Ufergestaltung. Sie gilt als Indikatorart<br />
für mäßig bis schnell fließende <strong>und</strong><br />
sauerstoffreiche Fließgewässer mit guter<br />
bis sehr guter Wasserqualität. Die Art<br />
ist zur Reproduktion auf spezifische<br />
Wirtsfische angewiesen (u. a. Elritze,<br />
Döbel, Groppe, Stichling).<br />
Hauptgefährdungsursachen sind v. a.<br />
hohe Nitratwerte des Wassers, die<br />
insbesondere von den Jungtieren<br />
nicht ertragen werden. Weiterhin<br />
spielen Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />
(Krautung, Sohlbereinigung) sowie<br />
eine Reduzierung von Fließgeschwindigkeiten<br />
z. B. durch die Anlage von<br />
Wehren eine Rolle. In Gewässern mit<br />
Kanutourismus sind insbesondere bei<br />
niedrigen Wasserständen Sedimentaufwirbelungen<br />
<strong>und</strong> direkte Schädigung<br />
bei Gr<strong>und</strong>berührung der Boote sowie<br />
durch Trittschäden bei Treidelverkehr<br />
eine wesentliche Beeinträchtigung.<br />
Im <strong>Naturpark</strong> sind Vorkommen in<br />
folgenden Fließgewässerabschnitten<br />
bekannt (nach Zettler et al. 2006,<br />
LUNG M-V 2003, GNL 2008):<br />
Teppnitzbach zwischen Neumühle<br />
<strong>und</strong> Großen Wariner See<br />
Mildenitz zwischen Borkow <strong>und</strong><br />
Rothener See<br />
Bresenitz zwischen Woseriner See<br />
<strong>und</strong> Mündung in die Mildenitz<br />
Radebach zwischen Klein Labenz<br />
<strong>und</strong> Blankenberg<br />
Warnowdurchbruchstal mit Mildenitzdurchbruchstal<br />
Warnow zwischen Langen Brütz<br />
<strong>und</strong> Karnin<br />
Warnow von 900 m unterhalb von<br />
Gädebehn bis Augustenhof<br />
Warnow von Forstshof bis 900 m<br />
unterhalb Gädebehn<br />
Abschnitte mit Jungmuschelaufkommen<br />
gehören in Deutschland zu den letzten<br />
reproduzierenden Vorkommen <strong>und</strong><br />
haben somit überregionale Bedeutung 15 .<br />
C.2.3.8 Insekten<br />
Eine umfassende Darstellung der<br />
umfangreichen Gruppe der Insekten<br />
mit ihren vielen Ordnungen, Unterord-<br />
nungen <strong>und</strong> Familien ist im Rahmen<br />
des <strong>Naturpark</strong>plans nicht möglich, so<br />
dass auch hier nur ausgewählte, repräsentative<br />
Arten dargestellt werden<br />
können (Schwerpunkt Anhang II der<br />
FFH-Richtlinie). Daneben kommen<br />
in der <strong>Naturpark</strong>region zahlreiche<br />
weitere Insektenarten vor. Für vertiefte<br />
Betrachtungen liegen im LUNG M-V<br />
umfangreiche <strong>Daten</strong>banken zu mehreren<br />
Insektengruppen mit ausführlichen Artenlisten<br />
vor. Die aktuellsten Gutachten,<br />
inkl. die Artendaten, stammen aus dem<br />
Jahr 2009. Für die Heuschrecken wurde<br />
unter Mitwirkung des LUNG M-V<br />
2008 ein Verbreitungsatlas Mecklenburg-<br />
Vorpommern herausgegeben.<br />
Käfer<br />
Unter den im Untersuchungsraum<br />
vorkommenden Käferarten ist der auf<br />
altholzreiche Baum- <strong>und</strong> Waldbestände<br />
angewiesene Eremit (Osmoderma eremita,<br />
FFH II/IV, RL M-V 4) hervorzuheben.<br />
Er lebt ausschließlich in mit Mulm<br />
gefüllten Höhlen von Bäumen<br />
(v. a. Eichen, Buchen, Linden, Weiden<br />
<strong>und</strong> Obstbäume). Diese Habitatstrukturen<br />
bilden sich entsprechend in<br />
Stämmen <strong>und</strong> starken Ästen mächtiger<br />
<strong>und</strong> alter Laubbäume (Schaffrath<br />
2003). Bevorzugt werden Bäume offener<br />
<strong>und</strong> halboffener Lebensräume, wo eine<br />
ausreichende Erwärmung der Brutstätten<br />
gewährleistet ist. Aktuelle Nachweise<br />
konnten im Rahmen von Kartierungen<br />
der Naturwacht des <strong>Naturpark</strong>s<br />
„<strong>Sternberger</strong> <strong>Seenland</strong>“ 2009 erbracht<br />
werden. F<strong>und</strong>orte sind u. a. Alteichen<br />
bei Raben-Steinfeld, in Turloff, bei<br />
Wendorf, bei Zülow, bei Groß Labenz,<br />
bei Klein Pritz, bei Neuhof sowie am<br />
Glammsee in Warin (nach durch die<br />
Naturwacht ausgefüllten Erfassungsbögen<br />
für Osmoderma eremita im Rahmen<br />
15 Eine aktuelle Bewertung der Vorkommen wird durch das LUNG M-V vorgenommen. Zum Zeitpunkt der Bearbeitung des <strong>Naturpark</strong>plans lagen jedoch<br />
noch keine Ergebnisse vor.