Wettbewerbsbericht 2007 - Deutsche Bahn AG
Wettbewerbsbericht 2007 - Deutsche Bahn AG
Wettbewerbsbericht 2007 - Deutsche Bahn AG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
getan werden können und die auch nicht dazu führen, dass man im internationalen<br />
Wettbewerb zurückfällt. Wichtig ist, dass man diese gleich im größeren Rahmen<br />
einführt, damit die Städte nicht befürchten müssen, relativ an Attraktivität gegenüber<br />
ihren Nachbarstädten zu verlieren.<br />
Sehen Sie in der <strong>Bahn</strong>industrie noch große Potenziale, bei dem Thema Umwelt voranzukommen<br />
oder ist das Ziel der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bahn</strong>, den CO 2 -Ausstoß noch mal um<br />
20 Prozent bis 2020 zu senken, schon sehr anspruchsvoll?<br />
Ich halte das nicht für ausreichend, da kein Verkehrsträger ausgenommen werden<br />
darf. Im <strong>Bahn</strong>sektor gehen die technischen Fortschritte häufi g langsamer voran als in<br />
anderen Bereichen. So haben Lokomotiven und anderes rollendes Material eine sehr<br />
lange Laufzeit. Die technischen Möglichkeiten, die wir heute haben, setzen sich im<br />
<strong>Bahn</strong>bereich deshalb häufi g nicht schnell genug um. Ich plädiere dafür, dass im Bereich<br />
der Diesellokomotiven der Austausch schneller vorgenommen wird. Auch die<br />
Elektrifi zierung könnte schneller vorangehen, so dass umweltfreundlichere Technik,<br />
etwa durch Rückspeisung von Strom bei den Triebfahrzeugen sich schneller durchsetzt.<br />
Dies ist natürlich eine Anforderung an die <strong>Bahn</strong>, die Geld kostet, das heißt, dieses<br />
Geld muss am Markt auch verdient werden. Dies sollte dann möglich sein, wenn<br />
auch die Konkurrenz stärker in umweltfreundliche Techniken investieren muss.<br />
Also sollte man genau das tun, was die DB <strong>AG</strong> macht, nämlich mehr als 30 Jahre alte<br />
Lokomotiven verschrotten und nicht einer neuen Verwendung zuführen?<br />
Genau so. Man sollte sie auch nicht an ausländische <strong>Bahn</strong>en oder an die Konkurrenz<br />
verkaufen, sondern schlicht aus dem Verkehr ziehen.<br />
Umwelttechnik birgt große Chancen<br />
Fazit also: Wir müssen die externen Kosten sehr viel stärker internalisieren. Das wird<br />
und muss zu einer Verteuerung des Transports führen. Und dies muss gleichmäßig<br />
über alle Verkehrsträger erfolgen beziehungsweise entsprechend der Umweltbelastung<br />
über die Verkehrsträger verteilt werden.<br />
Für alle Verkehrsträger gilt, dass sie externe Eff ekte erzeugen. Auch die <strong>Bahn</strong>en fahren<br />
nicht geräuschlos. Auch sie erzeugen CO 2 -Emissionen entweder an den Kraftwerken<br />
oder über die Dieselmotoren, die sie einsetzen. Und deswegen ist diese Herausforderung<br />
generell für alle Verkehrsträger vorhanden. Die <strong>Bahn</strong>en haben jedoch einen<br />
Startvorteil gegenüber anderen Verkehrsträgern. Diesen Vorteil sollten sie nutzen, um<br />
zu einer weiteren Reduzierung der externen Eff ekte beizutragen.<br />
Eine Prognose hätten wir abschließend noch gerne von Ihnen. Wie werden sich die<br />
Transportpreise im Güter- und Personenverkehr in den nächsten zehn Jahren verändern,<br />
wenn wir Ihren Empfehlungen folgen?<br />
Wir haben auf der einen Seite die höheren Anforderungen aus dem Umweltbereich<br />
und die Entwicklung der Energiepreise. Auf der anderen Seite haben wir hohe Potenziale<br />
an technischem Fortschritt. Die Umwelttechnik wird sich verbilligen, wenn<br />
sie in größeren Stückzahlen auf den Markt kommt. Deswegen sehe ich auch keinen<br />
dramatischen Anstieg der Kosten durch Umweltanforderungen, sondern ein<br />
maßvolles Steigen der Preise in diesem Bereich etwas oberhalb der allgemeinen<br />
Lebenshaltungskosten.<br />
Interview<br />
Joachim Fried, geboren 1948,<br />
ist Jurist und seit 1983 in unterschiedlichen<br />
Positionen mit<br />
Fragen des Wettbewerbs- und<br />
Europarechts befasst. Seit 1997<br />
ist er in leitenden Funktionen<br />
bei der DB <strong>AG</strong> tätig. Als Konzernbevollmächtigter<br />
für Europäische<br />
Angelegenheiten, Wettbewerb<br />
und Regulierung verantwortet<br />
er u.a. den vorliegenden<br />
<strong>Wettbewerbsbericht</strong>.<br />
31