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14 Theoretischer Rahmen<br />
ben wird (vgl. Helmke & Weinert, 1997, S. 139). 18 Schulische Leistungen sind also, „so die Überle-<br />
gung, durch schriftliche und mündliche Leistungsmessungen validierte und durch Schulnoten doku-<br />
mentierte Vermutungen von Lehrern über das Leistungsniveau einer Schülerin oder eines Schülers“<br />
(Kleimann, 2011, S. 73).<br />
Zur Frage, inwiefern sich Mediennutzung auf die oben definierte abhängige Variable auswirken kann,<br />
legt Kleimann (2011) eine umfassende und profunde Metaanalyse der bisherigen relevanten For-<br />
schungsergebnisse vor. Dabei erhalten vor allem Studien zum Zusammenhang zwischen Schulleistun-<br />
gen und Fernsehen 19 , Schulleistungen und Computer(-spiel)nutzung 20 sowie Fernseh- und Computer-<br />
spielnutzung als Einflussfaktoren auf Schulleistungen 21 Einzug in die Betrachtungen. Der Fokus liegt<br />
hier insbesondere auf solchen Studien, welche nicht nach einzelnen Medien oder ausgewählten me-<br />
dialen Inhalten differenzieren, sondern nach den Ergebnissen medialer Wirkungsprozesse trennen<br />
(vgl. ebd., S. 61f.). Kleimann führt hierzu im Detail aus:<br />
„Ein zentrales Problem bei der Erforschung von Medienwirkungen und insbesondere von<br />
negativen Medienwirkungen stellt die Tatsache dar, dass Mediennutzung und insbesondere<br />
problematische Mediennutzung als recht zuverlässiger Indikator für das Vorhandensein<br />
einer ganzen Reihe von Risikofaktoren etwa auf die Leistungsentwicklung, die<br />
Sozialisation, oder die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gelten kann, ohne dass<br />
die Art der Mediennutzung zwingend kausal mit diesen Risikofaktoren verknüpft sein<br />
muss. Es werden aus diesem Grund nachfolgend insbesondere solche Studien dargestellt,<br />
die versuchen, durch ihr Forschungsdesign (Längsschnittstudien oder (Feld-) Experimentalstudien)<br />
oder ihre Auswertungsmethodik (beispielsweise Partialkorrelationen<br />
oder komplexe Strukturgleichungsmodelle) eigenständige Medieneffekte herauszuarbeiten<br />
und Drittvariableneinflüsse weitgehend zu isolieren“ (ebd.).<br />
Dabei stellen eine Großzahl der analysierten Studien ihre empirischen Ergebnisse auf die theoreti-<br />
schen Implikationen von Wirkungstheorien ab. Von besonderer Relevanz sind an dieser Stelle Zeit-<br />
verdrängunshypothesen 22 , Medieninhaltshypothesen 23 und Interferenz-Hypothesen 24 .<br />
18<br />
Neuere kompetenzorientierte Ansätze schlagen als zweiten grundlegend möglichen Weg zur Messung schulbezogener<br />
Leistungen vor allem die Dimension des Erwerbs langfristiger Expertise vor. Diese bezieht sich nicht nur auf den Erwerb<br />
bereichsspezifischer Wissensbestände, sondern betont vielmehr die Relevanz kognitiver Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />
zur Lösung spezifischer Probleme und die Kompetenz der Anwendung dieser Wissensbestände im Sinne von ‚Transferwissen<br />
oder -leistungen’. Vgl. hierzu beispielsweise Köller & Baumert, 2008 oder Rehbein, 2010. Da zwischen beiden<br />
aufgezeigten Meßmöglichkeiten, abgesehen von einer leichten Varianz, durchaus Zusammengänge bestehen (vgl. Kleimann,<br />
2011, S. 62f.) und bedingt durch die relativ einfachere Erhebung der Meßdimension ‚Bildungszertifikat’ scheint<br />
die Wahl dessen für den vorliegenden Kontext pragmatisch und zulässig.<br />
19<br />
Zu Details hierzu vgl. Kleimann, 2011, S. 367ff.<br />
20<br />
Zu Details hierzu vgl. ebd., S. 75ff.<br />
21<br />
Zu Details hierzu vgl. ebd., S. 78ff.<br />
22<br />
„Zeitverdrängungshypothesen stellen auf die zunehmende mit (elektronischen) Medien verbrachte Zeit ab und folgern<br />
daraus die Verdrängung anderer, unter anderem schulnotwendiger Tätigkeiten, insbesondere die Verdrängung schulischen<br />
Lernens, der Erledigung von Hausaufgaben oder auch ein vermindertes Engagement für andere leistungsförderliche<br />
Freizeittätigkeiten“ (ebd., S. 66). Vgl. hierzu auch im Detail Comstock & Scharrer, 1999; Ennemoser & Schneider,<br />
2007; Mößle, Kleimann & Rehbein, 2007 sowie Neuman, 1988.<br />
23<br />
Medieninhaltshypothesen fokussieren auf Effekte „der Gewaltmediennutzung auf das Sozial- und Konfliktverhalten von<br />
Kindern und Jugendlichen und den Implikationen, die sich hieraus für schulische Leistungen ergeben“ (Kleimann, 2011,<br />
S. 66). Vgl. hierzu auch im Detail Mößle, Kleimann & Rehbein, 2007.<br />
24<br />
Inferenz-Hypothesen inkludieren Überlegungen, „dass schulbezogene Tätigkeiten durch Fernsehnutzung nicht oder nur<br />
sehr moderat zeitlich verdrängt werden, dass aber parallele Fernsehnutzung bei der Erledigung schulbezogener Aufga-