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36 Das Freizeitverhalten der Viertklässler im Landkreis Reutlingen se Variablen im Hintergrund werden Faktoren oder Komponenten genannt; *…+“ (Schöneck & Voß, 2005, S. 199f. Hervorhebungen i. Orig.). Sind die erhobenen Medienitems Bestandteil einer zugrunde liegenden Dimension oder stellen sie 46 eigenständige Variablen dar? Die durchgeführte Faktorenanalyse ergab ein eindeutiges Bild: Fern- sehen, Computer- / Videospiele und Internet sind – aufgrund ihrer starken Korrelation untereinander – Bestandteile der Hintergrundvariable Bildschirmmedien. Das Lesen konnte in der Analyse als eigen- ständiger Faktor extrahiert werden, d. h. es stellt eine eigene Dimension im Geflecht der Medienvari- ablen dar (vgl. Anhang 2). 5.2.3 Die Inhalte der von Viertklässlern konsumierten Medien In diesem Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, wie weit der Konsum entwicklungsbeein- trächtigender Medieninhalte im Landkreis Reutlingen im Allgemeinen verbreitet ist, welche Gruppen im Besonderen davon betroffen sind und welchen Stellenwert die Mediengeräteausstattung für den Konsum nicht kindgerechter Medieninhalte einnimmt. Die inhaltliche Ausrichtung des Medienkonsums wurde ausführlich für das Computer- und Videospie- len sowie das Fernsehen erfasst. In einem ersten Schritt wurden die GrundschülerInnen gefragt, welche Arten von Computer- und Videospielen sie spielen. Die Genrepräferenzen für die gesamte Stich- probe sowie getrennt nach Geschlecht sind in Form einer Rangfolge in Tabelle 5 abgebildet. Tabelle 5. Genrepräferenzen bei Computer- und Videospielen. Gesamtgruppe Jungen Mädchen 1 Sportspiele 31.8 Sportspiele Denk- und Geschicklichkeitsspiele 2 Denk- und 23.4 Denk- und Party- und Geschicklichkeitsspiele Geschicklichkeitsspiele Mitmachspiele 3 Party- und 19.9 Party- und Sportspiele Mitmachspiele Mitmachspiele 4 Lebens- und 13.3 Lebens- und Lebens- und Aufbausimulationsspiele Aufbausimulationsspiele Aufbausimulationsspiele 5 (Action-) 6.6 (Action-) Online- Adventures Adventures Rollenspiele 6 Online- 5.8 Online- (Action-) Rollenspiele Rollenspiele Adventures 7 Strategie- und militärische 3.5 Ego- und Strategie- und militärische Simulationsspiele Third-Person-Shooter Simulationsspiele 8 Ego- und 3.5 Strategie- und militärische Beat'em-Up's / Third-Person-Shooter Simulationsspiele Prügelspiele 9 Beat'em-Up's / 2.3 Beat'em-Up's / Ego- und Prügelspiele Prügelspiele Third-Person-Shooter Anmerkung. Fragestellung: „Wie häufig spielst du die folgenden Arten von Computer- oder Videospielen?“ Die Angaben beziehen sich auf die Befragten, die mindestens selten eine Art von Computer- oder Videospielen spielen. Quelle: KFN-Grundschulbefragung LK Reutlingen 2010. Auch mit Blick auf die Vorlieben bezüglich Computer- und Videospielen zeigen sich deutliche Ge- schlechterdifferenzen. Zwar tauchen auf den ersten vier Plätzen der Rangfolge für Jungen und Mäd-
Das Freizeitverhalten der Viertklässler im Landkreis Reutlingen 37 chen die gleichen Genres auf, lediglich die Reihenfolge ist verändert. Bei den Höchstwerten ist aller- dings eine deutliche Differenz zu erkennen: Jeder zweite Junge spielt zumindest selten Sportspiele (50.3 Prozent). Obwohl das Genre Sportspiel auch bei den Mädchen immerhin auf Platz 3 der Rang- folge der häufigsten Spiele platziert ist, spielen lediglich 13.5 Prozent der befragten Mädchen diese Spieleart zumindest selten. Auf Platz 1 finden sich bei den Mädchen Denk- und Geschicklichkeitsspiele (31.7 Prozent). Obwohl auch bei den Jungen auf Platz 2, spielen nur 15.1 Prozent der Jungen diese Genreart zumindest selten. Nach den ersten vier Plätzen verschwinden die Unterschiede nicht, aber die Häufigkeiten des Spielens werden sehr niedrig (die Genres auf den Plätzen 5 bis 9 werden nie – weder von Jungen noch Mädchen – von 10 Prozent oder mehr der Befragten genannt). Es zeigt sich demnach schon bei der Beliebtheit von einzelnen Computer- bzw. Videospielgenres ein nicht zu übersehender Unterschied in den Nutzungsgewohnheiten von Jungen und Mädchen, welcher auch in anderen Studien belegt wird (vgl. Mößle, Kleimann & Rehbein, 2007, S. 62f.). Warum aber sollten die Medieninhalte in Gestalt der Genrepräferenzen bei Computer- und Videospielen wichtig sein? Eine Analyse der bivariaten Zusammenhänge zwischen der Spielehäufigkeit eines bestimmten Genres und den schulischen Leistungen gibt erste Hinweise, dass Computerspiel nicht gleich Computerspiel ist 47 : Vor allem die Genres Ego- und Third-Person-Shooter (Eta: .24), Beat'em-Up's / Prügelspiele (Eta: .21) und Strategie- und militärische Simulationsspiele (Eta: .19) zeigen einen deutlich negativen Einfluss auf die Schulnoten. Andere Genres, wie z. B. Lebens- und Aufbausimulationsspiele (Eta: .05) weisen so gut wie keinen Zusammenhang zu den Schulnoten auf. Interessanterweise fällt der Einfluss der Genrepräferenz auf die verschiedenen Schulfächer nicht unterschiedlich aus. Lediglich für das Schul- fach Sport ist festzustellen, dass der negative Einfluss bestimmter Spielegenres wesentlich moderater ausfällt. Eine Geschlechterdifferenz bei den Medieninhalten könnte demnach auch eine mögliche Ursache für die Geschlechterdifferenz bei den Schulnoten sein. Ein Blick in Abbildung 13 gibt Aufschluss über die USK-Einschätzung 48 unsererseits für die drei von den GrundschülerInnen in einer offenen Frage genannten beliebtesten Computer- und Videospiele. 47 Eine Übersicht der berechneten Zusammenhänge ist in tabellarischer Darstellung in Anhang 3 ausgewiesen. 48 Die Abkürzung USK steht für Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle. Diese Stelle ist in Deutschland verantwortlich für die Altersfreigabe von Computer- und Videospielen. Dabei werden die Spiele in 5 Kennzeichnungsstufen eingeteilt (ab 0 Jahren; ab 6 Jahren; ab 12 Jahren; ab 16 Jahren; ab 18 Jahren), welche dann z. B. Auswirkungen auf die Art und Weise des Vertriebs der Datenträger mit den Spielen haben. Da diese Alterseinstufungen seit 2003 gesetzlich im Jugendschutzgesetz verankert sind (zuvor waren die USK-Freigaben lediglich Empfehlungen), muss bei der Abwicklung eines Kaufs der Verkäufer das Alter des Käufers kontrollieren. Über Prüfverfahren, die unterschiedlichen Alterskennzeichnungen, Genres und vieles mehr informiert die USK auf ihrer Website: www.usk.de. Zu Spielen ab 16 heißt es dort: „Spiele mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren zeigen auch Gewalthandlungen, so dass ganz klar auch Erwachsene zur Käuferschicht gehören (…). 16- bis 17-Jährige verfügen bereits über vielfältige und systematische mediale Erfahrungen, über Kenntnisse der Medienproduktion und verkraften länger anhaltende Spannung und höheren Handlungsdruck bei der Erfüllung von Spielaufgaben, ohne in ihrer Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigt zu werden.“ (vgl. USK 2010). Zu Spielen ab 18 heißt es dort: „Da diese Spiele nahezu ausschließlich gewalthaltige Spielkonzepte thematisieren und häufig eine düstere und bedrohliche Atmosphäre erzeugen, sind sie ausschließlich für Erwachsene. Zu den Genres gehören Ego-Shooter, Action-Adventures und Open-World-Games. Hintergrund der jeweiligen Story sind beispielsweise kriegerische Auseinandersetzungen oder brutale Kämpfe zwischen rivalisierenden Gangs. Es handelt sich um Spiele, die für Minderjährige generell nicht freigegeben werden, weil sie jugendbeeinträchtigend sind (…). Computerspiele mit dem Kennzeichen „Keine Jugendfreigabe“ enthalten auch keine in Deutschland gesetzlich verbotenen Inhalte (z. B. exzessive Gewaltdarstellungen, Rassismus, Kriegshetze und Pornographie). Sieht das Prüfgremium bei der USK die Indizierungskri-
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