Gesamtkonzeption Stand: 01.01.09 - Klinik Eschenburg
Gesamtkonzeption Stand: 01.01.09 - Klinik Eschenburg
Gesamtkonzeption Stand: 01.01.09 - Klinik Eschenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Phase 3: Kontrollierte Traumaexposition<br />
Quelle: Pieper, Bengel Traumatherapie in 7 Stufen, Verlag Hans Huber 2008, S. 26<br />
In dieser Phase verschafft sich der Therapeut einen kompletten Überblick über das<br />
Traumaerlebnis des Patienten. In der explorativen Phase wird zunächst auf der Faktenebene<br />
der genaue Ablauf der Traumatisierung von Anfang an erhoben. Der Bericht des Patienten<br />
soll an einem Punkt beginnen, an dem noch nichts auf ein schreckliches Ereignis hindeutete.<br />
Zuerst soll der Punkt herausgearbeitet werden, an dem der Patient merkte, dass etwas<br />
außergewöhnlich Schlimmes passiert. An diesem Punkt werden die Kognitionen des Patienten<br />
festgehalten, um die Orientierung auf die kognitive Ebene zu fördern. Bei aufkommenden<br />
oder vermuteten Emotionen auf Seiten des Patienten lässt der Therapeut den Patienten seine<br />
Gefühle während der Traumatisierung und in der aktuellen Situation benennen. Der Therapeut<br />
betont deren Angemessenheit, kehrt aber sofort auf die kognitive Ebene zurück. Dieses<br />
Vorgehen wird als „emotionale Schleife“ bezeichnet. Alle besonders belastenden Stationen<br />
des Geschehens, die sog. „Hotspots“, sollen genau beleuchtet werden. Auf diese Weise wird<br />
der gesamte Vorgang bis zu dem definierten Ende, dem sog. Ruhepol exploriert.<br />
Im zweiten Schritt geht es um die Exploration der körperlichen und psychischen Reaktionen<br />
auf das Trauma. Hierbei geht es um den gesamten Bereich der komorbiden Störung.<br />
Bei der Verhaltensebene der kontrollierten Traumaexposition geht es anschließend darum, die<br />
nach dem Trauma neu aufgetretenen Verhaltensweisen zu eruieren. Ziel ist es,<br />
Vermeidungsverhalten und sozialen Rückzug zu erkennen und zu benennen. Auch neue<br />
pathologische Verhaltensweisen oder das Wiederentdecken einer Ressource, sind von Belang.<br />
In der nächsten Phase geht es um die Identifizierung von Schuld- und Schamgefühlen.<br />
Angedeutete oder berichtete Schuldgefühle werden vom Therapeuten lediglich registriert.<br />
Nach den 4 vorangegangenen Ebenen sind alle relevanten Informationen zum Trauma<br />
erhoben. Der Therapeut nimmt nun einen Rollenwechsel vor und fasst den Bericht des<br />
Patienten zusammen. Anhand der Aufzeichnungen, die der Therapeut während der<br />
explorativen Phase angefertigt hat, wiederholt er nun möglichst genau zunächst aus der<br />
Faktenebene und in den Formulierungen des Patienten, was diesem während der<br />
Traumatisierung wiederfahren ist. Dabei bittet er den Patienten, sich zurückzulehnen und ihn<br />
ggf. zu korrigieren. Der Therapeut übernimmt die Rolle des Traumatisierten. Dieser wird zum<br />
distanzierten Beobachter und kontrolliert die Schilderung des Therapeuten auf ihre<br />
Richtigkeit. In dieser Phase erlebt der Patient eine Distanzierung vom Trauma, er kann das<br />
Geschehen sozusagen von außen betrachten.<br />
47